Das Gebiet des späteren Kreises Pyritz gehörte seit dem 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der pommerschen Herzöge. Als Grenzgebiet zur Mark Brandenburg waren die südlichen Bereiche lange Zeit zwischen den beiden Herrschaftsgebieten Gegenstand von Grenzkriegen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam Hinterpommern an Brandenburg-Preußen. 1723/24 führte König Friedrich Wilhelm I. von Preußen in Hinterpommern eine Kreisreform durch.[1] Die Zahl der Kreise und zugehörigen Landräte wurde fühlbar reduziert, um die starke territoriale Zersplitterung zu verringern, die durch die komplizierten adligen Besitzstände in Hinterpommern entstanden war. Der Kreis Pyritz umfasste nunmehr die Stadt Pyritz, den MarktfleckenWerben, die königlichen Ämter Bernstein, Kolbatz und Pyritz sowie eine größere Anzahl von adligen Dörfern und Gütern.[2][3]
Durch die Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 wurde der Kreis Pyritz Teil des Regierungsbezirks Stettin in der Provinz Pommern. Bei der Kreisreform von 1818 im Regierungsbezirk Stettin wurde die Abgrenzung des Kreises Pyritz geändert:
Mit dem Kreis Greifenhagen fand ein Gebietsaustausch statt, bei dem unter anderem das Amt Kolbatz aus dem Kreis Pyritz in den Kreis Greifenhagen wechselte.
Mit dem Kreis Saatzig fand ein Gebietsaustausch statt, der mehrere Dörfer betraf.
Der Kreis Pyritz umfasste 1871 die Stadt Pyritz, 88 Landgemeinden und 75 Gutsbezirke.[6] Zum 30. September 1929 fand im Kreis wie im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Im Zweiten Weltkrieg eroberte Ende Januar/Anfang Februar 1945 die Rote Armee das Kreisgebiet und unterstellte es ortsweise ab Anfang Mai der im März 1945 gebildeten Verwaltung der Volksrepublik Polen für den „Bezirk Westpommern“. In der Folgezeit wurden ab Juni 1945 die allermeisten Bewohner des Kreisgebiets vertrieben und an ihrer Stelle Polen angesiedelt.
Der Kreis Pyritz gliederte sich in die Stadt Pyritz, in Landgemeinden und – bis zu deren vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Amtsbezirke
Die Landgemeinden des Kreises waren in den 1930er Jahren in 26 Amtsbezirke gegliedert.[11] Die Stadt Pyritz war amtsfrei.
Amtsbezirk Alt Falkenberg
Amtsbezirk Alt Grape
Amtsbezirk Barnimskunow
Amtsbezirk Beyersdorf
Amtsbezirk Blankensee
Amtsbezirk Dölitz i. Pom.
Amtsbezirk Fürstensee
Amtsbezirk Gottberg
Amtsbezirk Groß Möllen
Amtsbezirk Horst
Amtsbezirk Isinger
Amtsbezirk Klützow
Amtsbezirk Kollin
Amtsbezirk Kremzow
Amtsbezirk Köselitz
Amtsbezirk Megow
Amtsbezirk Petznick
Amtsbezirk Plönzig
Amtsbezirk Prilipp
Amtsbezirk Prillwitz
Amtsbezirk Sallentin
Amtsbezirk Sandow
Amtsbezirk Schlötenitz
Amtsbezirk Schwochow
Amtsbezirk Warnitz
Amtsbezirk Werben
Städte und Gemeinden 1945
Zum Ende seines Bestehens im Jahr 1945 umfasste der Kreis Pyritz die Stadt Pyritz und 86 weitere Gemeinden:[10]
Den Kreis Pyritz durchzog ab 1847 im Nordosten die Stargard-Posener Eisenbahn >116.c<. Erst 35 Jahre später folgte 1882 die Stargard-Cüstriner Eisenbahn-Gesellschaft zunächst mit ihrer Stammstrecke, an der auch die Kreisstadt lag >116.a<. Nachdem im Südosten des Kreises 1898 die Strecke Arnswalde – Glasow in Betrieb genommen worden war >116.a²<, folgte 1899 die Zweigbahn Pyritz – Jädickendorf >116.e<.
Die Pyritzer Bahnen, die von Anfang an in der Hand des Landes und des Kreises waren, eröffneten 1898 von der Kreisstadt aus Linien nach Plönzig im Südosten des Kreises >113.h< und in den Nachbarkreis Greifenhagen >113.h²<.
(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).
Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 119, Ziffer 8 (Google Books).
Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 38–45 (Google Books).
Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 7. Kreis Pyritz. Berlin 1866, S. 1–35 (Google Books).
Otto Neumann und Georg Franke (Hrsg.): Heimatkunde des Kreises Pyritz. Bake, Pyritz 1932.
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1785, S. 86–169 (Google Books).
Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Zweiten Theils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz, Anklam 1868, S. 397–808 (Google Books).
Michael Rademacher:Provinz Pommern – Landkreis Pyritz.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:eirenicon.com.Abgerufen am 1.Januar 1900
Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Behördenorganisation und allgemeine Staatsverwaltung. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band4. Paul Parey, Berlin 1908, Neueintheilung und Verminderung der hinterpommerschen Kreise 1723/24, S.171 (Digitalisat).
Fritz Curschmann, Ernst Rubow:Pommersche Kreiskarte Blatt 3. Die pommerschen Kreise vor und nach 1818. In: Landesgeschichtliche Forschungsstelle der Provinz Pommern (Hrsg.): Historischer Atlas von Pommern. 1935 (Digitalisat).
Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Stettin: Verordnung zur neuen Kreiseintheilung vom 18. Januar 1816. Nr.12, 1816, S.42 (Digitalisat[abgerufen am 2.Februar 2017]).
Georg Hassel:Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S.44 (Digitalisat).
Christian Gottfried Daniel Stein:Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Stettin, S.226 (Digitalisat[abgerufen am 5.Mai 2016]).
Kreis Pyritz (Mementodes Originals vom 17. Dezember 2012 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kreis-pyritz.de im Informationssystem Pommern.
Regierungsbezirke, Städte und Landkreise in der preußischen Provinz Pommern (1818–1945)