Landkreis in Ostpreußen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Kreis Pillkallen (ab 1938 Kreis Schloßberg (Ostpr.)) in Ostpreußen bestand in der Zeit von 1818 bis 1945. Sein ehemaliges Gebiet gehört heute zur russischenOblast Kaliningrad.
Das Gebiet des Kreises Pillkallen gehörte seit der Einteilung Ostpreußens in landrätliche Kreise von 1752 zu dem damaligen Kreis Insterburg.[1][2] Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen ergab sich mit der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30.April 1815 die Notwendigkeit einer umfassenden Kreisreform in ganz Ostpreußen, da sich die 1752 eingerichteten Kreise als unzweckmäßig und zu groß erwiesen hatten. Zum 1. September 1818 wurde im Regierungsbezirk Gumbinnen aus Teilen des alten Kreises Insterburg der neue Kreis Pillkallen gebildet. Dieser umfasste die Kirchspiele Kussen, Lasdehnen, Mallwischken, Pillkallen, Schillehnen, Schirwindt und Willuhnen. Das Landratsamt war in der Stadt Pillkallen.
Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der Provinzen Preußen und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr.
Norddeutscher Bund und Deutsches Reich
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Pillkallen am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.
Am 10. August 1876 wurde die Landgemeinde Kamanten aus dem Kreis Pillkallen in den Kreis Ragnit umgegliedert. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Pillkallen entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke bis auf sechs aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Am 1. Oktober 1937 wurde die Gemeinde Wandlauszen aus dem Kreis Pillkallen in den Kreis Gumbinnen umgegliedert. Am 7. September 1938 wurde der Kreis im Zuge der nationalsozialistischenUmbenennungsaktion in Schloßberg (Ostpr.) umbenannt.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Kreisgebiet im Frühjahr 1945 durch die Rote Armee besetzt. Nach Kriegsende kam das Kreisgebiet unter sowjetische Verwaltung. Heute gehört das ehemalige Kreisgebiet zur russischenOblast Kaliningrad und wird zu großen Teilen von Truppenübungsplätzen eingenommen. Viele der früheren Dörfer und Gehöfte sowie die ehemals östlichste deutsche Stadt Schirwindt wurden in der Nachkriegszeit zu Wüstungen.
Der Kreis Pillkallen gliederte sich in die Städte Pillkallen und Schirwindt, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Nach der Gemeindereform von 1928 umfasste der Kreis Pillkallen die Städte Pillkallen und Schirwindt, 241 weitere Gemeinden sowie sechs gemeindefreie Gutsbezirke. Bis 1939 kam es zu weiteren Eingemeindungen von bevölkerungsarmen Gemeinden sowie zu zahlreichen Umbenennungen.[6][8]
Ambruch (bis 1938 Skroblienen), am 1. April 1939 zu Seehuben
Bauszen, am 17. Oktober 1928 zu Jägerswalde
Birkenfelde, Ksp. Mallwischken, am 30. September 1928 zu Katharinenhof
Endruscheiten, am 2. Juni 1923 zu Lubinehlen
Heidlaugken, am 30. September 1928 zu Schillehnen
Kallnischken, am 1. Oktober 1931 zu Schillenöhlen
Klein Schorellen, am 1. Oktober 1937 zu Schmilgen
Laugallen, Ksp. Willuhnen, am 17. Oktober 1928 zu Jägerswalde
Löblaugken, am 30. September 1928 zu Waldlinden
Neu Rudszen, am 1. April 1938 zu Groß Rudschen
Neu Wingeruppen, am 30. September 1928 zu Neuweide
Nickelstanaten, am 30. September 1928 zu Neuhof-Lasdehnen
Papreadupchen, am 1. Dezember 1909 zu Sassupönen
Quetschlaugken, am 30. September 1928 zu Katharinenhof
Rohrfeld, 1901/02 zu Birkenfelde, Ksp. Mallwischken
Uszeszuppen, am 30. September 1928 zu Neuhof-Lasdehnen
Wandlauszen, am 1. Oktober 1937 zu Uschballen (Kreis Gumbinnen)
1938 (in geringem Umfang bereits in den Jahren davor, in der entsprechenden Zeile angegeben) fanden im Kreis Pillkallen umfangreiche Umbenennungen von Orten statt. Es handelte sich um lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen, weil viele der ursprünglichen Ortsnamen prußischen (altpreußischen) Ursprungs „nicht deutsch genug“ klangen:
Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 230–241.
Christian Grigat: Der Kreis Pillkallen. Geschichtliches und Geographisches. Reyländer, Tilsit 1901.
Michael Rademacher:Ostpreußen – Kreis Pillkallen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:eirenicon.com.Abgerufen am 1.Januar 1900
Ludwig von Baczko:Handbuch der Geschichte, Erdbeschreibung und Statistik Preussens, Band 2. Friedrich Nicolovius, Königsberg und Leipzig 1803, S.41 (google.de).
Christian Gottfried Daniel Stein:Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Gumbinnen (Digitalisat[abgerufen am 9.September 2020]).