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schwach betontes an ein vorausgehendes Wort angelehntes Morphem Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Klitikon, auch Klitikum oder Klitik (Plural: Klitika; abstrahiert aus altgriechisch ἐγκλιτικόν enklitikón „sich anlehnendes [Wort]“), ist ein Begriff aus der Sprachwissenschaft und bezeichnet ein unbetontes oder schwach betontes Morphem, das weniger selbständig ist als ein Wort, da es sich an ein benachbartes betontes Wort lautlich anlehnen muss. Beispiele aus dem Deutschen sind:
Das Wort, an das sich ein Klitikon anlehnt, heißt meist Basis, sonst auch Stützwort oder Wirt (im Englischen host, also wörtlich „Gastgeber“). Es bildet zusammen mit dem Klitikon eine prosodische Einheit, zumeist ein phonologisches Wort. In diesem Sinne sind Klitika keine freien, unabhängigen Wörter und nehmen eine Sonderstellung zwischen freien Wörtern und Affixen ein. Es wurden eine Reihe von Kriterien vorgeschlagen, durch die sich Klitika von Affixen unterscheiden lassen. So kann Affigierung zum Beispiel Unregelmäßigkeiten in der Formenbildung auslösen, während sich die Basis beim Hinzufügen von Klitika im Allgemeinen nicht verändert.[2]
Man unterscheidet zwischen Proklitika, die sich an das folgende Wort anlehnen, und Enklitika, die sich an das vorangehende Wort anlehnen. Klitika können aber auch inmitten eines Verbs vorkommen, z. B. im Litauischen zwischen Präfix und Wortstamm: užsisakyti (‚bestellen‘, reflexiv). Man spricht dann von Mesoklitika.
Klitika werden weiterhin unterschieden nach der Art der Basis: Sie kann entweder syntaktisch bestimmt oder auf eine morphologische Kategorie beschränkt sein. Klitika, die Wackernagels Gesetz unterliegen, müssen an der zweiten Position im Satz stehen, deren Position und Basis sind demnach syntaktisch determiniert. Pronominale Klitika in den romanischen Sprachen dagegen müssen immer am Verb stehen, deren Position und Basis sind demnach morphologisch determiniert.
Im Bairischen haben viele Pronomina ein unbetontes Pendant, das meist auf Verben oder Konjunktionen folgt.[3] Es können auch zwei unbetonte Formen nebeneinander stehen. Die folgenden Beispiele beziehen sich auf das Südbairische:
Manche pronominalen Formen sind grammatikalisiert worden und werden in gewissen Kontexten als Endungen aufgefasst, in folgendem Satz zum Beispiel erscheint das Pronomen mir (wir) gleich dreimal (zweimal unbetont):
In den romanischen Sprachen gibt es zwei Reihen von Pronomina: die betonten Pronomen und die klitischen Pronomen. Die Verwendung ist grammatikalisiert. So ist es zum Beispiel notwendig, ein vorerwähntes Verbargument klitisch zu markieren, wenn es wieder aufgenommen wird. Stünde stattdessen ein betontes Pronomen, wäre der Satz nicht grammatisch. Gleichzeitiges Auftreten von Argument-Nominalphrase und Klitikon unterliegt strengen Beschränkungen. Die Position der Klitika ist morphologisch bestimmt: Sie stehen hinter infiniten Verbformen und Imperativen, an die sie in der Schreibung direkt angeschlossen werden, aber vor finiten Verbformen, von denen sie in der Schreibung getrennt werden.[4]
Wenn mehr als ein Argument durch ein Klitikon ausgedrückt wird, so bilden die Klitika eine Sequenz, die nicht getrennt werden kann. Diese Sequenz wechselt – je nach grammatischer Kategorie des Verbs – genauso wie ein einzelnes Klitikon die Position.
Die Regeln für die Syntax der Klitika im Altromanischen werden durch das sogenannte Tobler-Mussafia-Gesetz geregelt, nachdem in allen romanischen Sprachen des Mittelalters die Klitika auf das Verbum am Satzanfang folgten, egal ob dieses finit oder infinit war: altital. fecelo aber neuital. lo fece (er machte es), altspan. recibiólo aber neuspan. lo recibió (er empfing es/ihn). Während die meisten romanischen Sprachen heute überwiegend die Proklise bei definiten Verbformen grammatikalisiert haben, ist das europäische Portugiesisch die in dieser Hinsicht altertümlichste Sprache, weil es auf der mittelalterlichen Sprachstufe stehengeblieben ist: alt- und neuport. chamo-me (ich nenne mich). Das brasilianische Portugiesisch ist in dieser Hinsicht innovativer, weil hier wie in allen anderen romanischen Sprachen vor konjugierten Verbformen Proklise herrscht. Am weitesten vom mittelalterlichen Sprachzustand hat sich das Französische weg entwickelt, das bis auf den Imperativ nur mehr Proklise toleriert (auch bei Infinitiv und Gerundium!). Ähnliche Zustände herrschen im Sardischen.
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