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Bischof von Triest und Patriarch von Grado Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johannes von Grado, seltener Johannes von Triest, in der italienischen Literatur Giovanni di Grado oder da Trieste (* in Triest; † 802 in Grado), war von 766 bis 802 Patriarch von Grado.
Johannes wurde in Triest geboren,[1] das unter der Herrschaft der Langobarden stand. Über sein Leben geben die Quellen für die Zeit vor 766 keinerlei Auskunft. In diesem Jahr soll er, wie allgemein angenommen wird, als Nachfolger des Vitalianus Patriarch von Grado geworden sein.
Wenige Jahre später überlagerte der Konflikt zwischen dem Frankenreich unter Karl dem Großen und dem Langobardenreich unter Desiderius die internen Konflikte rund um die Lagune von Venedig, aber auch zwischen Grado und Aqueileja, den beiden Patriarchensitzen.
Johannes bat Papst Stephan III., der im August 768 gewählt worden war, nicht nur gegen die Langobarden zugunsten der „Gradensis Ecclesia“ einzugreifen,[2] sondern auch die Unterstellung der Bischöfe von Istrien unter das Patriarchat Grado zu erzwingen. Diese hatten die Gelegenheit des Durcheinanders genutzt, das das Vordringen der Langobarden bewirkt hatte, um sich seiner Suprematie zu entziehen. In seiner Antwort forderte der Papst (wohl zwischen 771 und dem 24. Januar 772, seinem Todestag) die Prälaten auf, sich Grado zu unterstellen. Doch mit dem Vormarsch der Franken bei der Eroberung des Langobardenreiches (bis 774), und dann auch Istriens, setzten die Bischöfe ihre Sezessionsbemühungen fort, zumal im Rahmen des fränkischen Herrschaftssystems neue Aufgaben auf sie zukamen. Mit dem neuen Papst Hadrian I. änderte sich die Situation insofern, als dieser im Oktober 775 die Bemühungen des Patriarchen dem Frankenkönig bekanntmachte.
Dies geschah im Einverständnis mit dem venezianischen Dogen Johannes und seinem Sohn und Mitregenten Mauritius (II.). Doch dieses Einverständnis änderte sich im Rahmen des wachsenden karolingischen Druckes, der auf die Lagune von Venedig ausgeübt wurde insofern, als die lokalen kirchlichen Magnaten teils eingebunden wurden. Doch lehnten einige diese Dominanz auch ab. Das galt insbesondere für weitere Abspaltungen in Form eines neuen Bistums, wie sie den selbstständiger werdenden Inseln des Dukats von Venedig vorschwebten. Johannes von Grado widersetzte sich um 798 daher den Plänen seines Namensvetters im Dogenamt, einen jungen Griechen namens Cristoforo als neuen Bischof von Olivolo-Rialto einzusetzen.
Die Situation hatte sich zugespitzt, seit auf Johannes’ Betreiben 785 alle venezianischen Kaufleute aus der Pentapolis – das heißt den fünf Städten Rimini, Pesaro, Fano, Senigallia und Ancona – vertrieben worden waren, und dadurch der Handel Venedigs in der Adria bedroht war. Nach dem Tod des Dogen Mauritius I. im Jahr 797 führte sein Sohn und Nachfolger Johannes den Konflikt fort, der durch die besagte Ablehnung des Griechen auf dem Bischofssitz von Olivolo eskalierte. Die Anlehnungspolitik an die Franken und das Hineinregieren in die insularen Verhältnisse veranlassten den neuen Dogen dazu, seinen Sohn Mauritius (II.) mit einer Flotte gegen Grado zu schicken und den Bischof ermorden zu lassen. Dazu ließ der jüngere Mauritius den Prälaten von einem hohen Turm stürzen.
Schon die ältesten venezianischen Quellen, nämlich die Chronica patriarcharum Gradensium (S. 394), die Chronica de singulis patriarchis (S. 14), die Origo civitatum[3] oder das Chronicon Gradense (S. 47) berichten von der Beisetzung in der Gradenser Kirche Sant’ Eufemia, während die Chronik des Andrea Dandolo aus dem 14. Jahrhundert von seinem Begräbnis in der Markusbasilika berichtet (S. 126).
Letzterer berichtet auch, wie der Neffe des Ermordeten, Fortunatus, am 21. März 803 das Pallium erhielt. Dieser konnte jedoch das Patriarchenamt nicht antreten, sondern musste zunächst nach Treviso fliehen, um sich dort unter den Schutz des Frankenkönigs Karl zu stellen. Erst 810, sieben Jahre nach dem Sturz der beiden Dogen, konnte Fortunatus nach Grado zurückkehren.
Zu den erzählenden Quellen gehört allen voran Iohannes Diaconus Venetus, Chronicon Venetum, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz (Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, VII), Hannover 1846, S. 13, bzw. La cronaca veneziana del diacono Giovanni, in: Giovanni Monticolo (Hrsg.): Cronache veneziane antichissime (= Fonti per la storia d'Italia [Medio Evo], IX), Rom 1890, S. 59–171. Diese Chronik ist als Istoria Veneticorum bekannt. Hinzu kommt das Chronicon Gradense, hgg. ebenfalls von Georg Heinrich Pertz, S. 47 (er ordnet die Chronik fälschlicherweise dem Chronisten Johannes Diaconus zu) und die Chronica patriarcharum Gradensium, hgg. von Georg Waitz, S. 394 und 396 sowie die Cronica de singulis patriarchis Nove Aquileie, hgg. von Giovanni Monticolo (=Fonti per la storia d'Italia [Medio Evo], IX), Rom 1890, S. 9, 14 und die Origo civitatum Italiae seu Venetiarum (Chron. Altinate et Chron. Gradense), hgg. von Roberto Cessi (=Fonti per la storia d'Italia [Medio Evo], LXXIII), Rom 1933, S. 44, 124. Grundlegend für die gesamte Epoche ist Paulus Diaconus, Historia Langobardorum, hgg. von Georg Waitz, Ludwig Bethmann, MGH, Script. rer. Lang. et Ital. saec. VI-IX, Hannover 1878, S. 78 f. (II, 10).
Die verschiedenen Briefsammlungen, wie die Gregorii III epistulae, hgg. von Wilhelm Gundlach, Ernst Dümmler, MGH, Epistolae, III, Berlin 1898–99, S. 711–715, oder Adriani I epistulae, in: Jacques Paul Migne: Patrologia Latina, XCVIII, coll. 288–290, sind für Einzelfragen ebenso von Bedeutung, wie der von Carlo Troya herausgegebene Codice diplomatico longobardo, Neapel 1852–1855, IV, 5, n. 945 und 946, oder der Codice diplomatico istriano, den Pietro Kandler, Triest 1862–1865, Bd. I, n. 42 und 43, herausgegeben hat. Für die lokale Kirchengeschichte sind auch die Concilia aevi Karolini, hgg. von Albert Werminghoff, MGH, Concilia, II, 1, 1979, n. 47 heranzuziehen.
Für die Zeit vor 1000 bieten die von Roberto Cessi herausgegebenen Documenti relativi alla storia di Venezia anteriori al Mille, insbesondere Bd. I: Secoli V-IX, Padua 1942, hier: n. 30, S. 46–49 (Digitalisat) und n. 31, S. 50 f. (Digitalisat), zeitlich nähere Belege, während Andrea Dandolos Chronica per extensum descripta, hgg. von Ester Pastorello (Rerum Italicarum Scriptores), 2. Aufl., XII, 1, S. 126, bereits stark im Sinne der venezianischen Staatsgeschichtsschreibung filtert.
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