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Stadtteil von Stuttgart Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Hasenberg ist ein Stadtteil des Stadtbezirks Stuttgart-West und gleichzeitig mit 458,8 m ü. NHN[1] eine der höchsten Erhebungen Stuttgarts. Der Berg ragt von Südwesten in den Stuttgarter Talkessel und bildet den oberen Teil eines Höhenrückens, welcher die Grenze zwischen dem südlich gelegenen Nesenbachtal (Stadtteil Heslach im Stadtbezirk Stuttgart-Süd) und dem nördlich gelegenen Talbecken des Vogelsangbaches (Stadtbezirk Stuttgart-West) bildet. Vorgelagert in Richtung Innenstadt liegt, durch einen Sattel abgetrennt, die Karlshöhe. Hinter der Karlshöhe vereinigen sich die beiden Täler. Im westlichen Anschluss des Hasenberges beginnt der Rot- und Schwarzwildpark, das größte zusammenhängende Waldgebiet der Landeshauptstadt.
Hasenberg Stadtteil von Stuttgart | |
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Koordinaten | 48° 45′ 50″ N, 9° 8′ 27″ O |
Fläche | 0,538 km² |
Einwohner | 4749 (31. Mai 2020) |
Bevölkerungsdichte | 8827 Einwohner/km² |
Postleitzahl | 70197 |
Vorwahl | 0711 |
Stadtbezirk | Stuttgart-West |
Quelle: Datenkompass Stuttgart (PDF; 1,5 MB) |
Den Hasenberg erreicht man hauptsächlich über die „Hasenbergsteige“, die am „Johann-Sebastian-Bach-Platz“ mit dem Gänsepeterbrunnen beginnt. Die Steige führt zunächst zum Sattel zwischen Hasenberg und Karlshöhe. Von dort führt sie nach einer scharfen S-Kurve als Scheitelstraße weiter auf den bisweilen recht steil ansteigenden Berg. Einst bildete sie den Hauptverkehrsweg nach Calw,[2][3] um den herum früher Wein angebaut wurde. Weiter im Anstieg überquert man den Schwabtunnel, dessen Nordportal über Treppen direkt mit der Hasenbergsteige verbunden ist. Passiert werden danach eine Aussichtsplattform, die Blicke ins Vogelsangtal, sowie den Norden und Osten der Stadt freigibt, und der Zugang zum beliebten Panoramaweg „Blauer Weg“, der parallel zur Straße an der linken Hangseite sich fortzieht und Südblicke ermöglicht. Außerdem wird der Kopf der Osianderstraße passiert, eine ehemalige Querverbindung zum damaligen Westbahnhof. Im obersten Abschnitt letztlich liegt die Grünanlage eines farbenfrohen Skulpturenparks. Endpunkt auf dem Gipfel ist ein Waldparkplatz nebst Kinderspielplatz.
Der Hasenberg mit seiner Hangbauweise gilt als erstklassige Wohnlage Stuttgarts. Wo heute weitgehend Familieninitialen die Briefkästen schmücken, wohnten bereits Anfang des 19. Jahrhunderts Verleger, Architekten, Bau-, Kommerzien- und Hofräte sowie Fabrikanten. Diese Zeit begründete das heutige „Villenmuseum“. Der Gegensatz zwischen Talbebauung und Hanglage wurde hier früh und eindrucksvoll gegenwärtig. Die Frage des sozialen Prestiges gipfelte schnell in der Feststellung: „Wir da oben, ihr da unten“. Oben liegt die aristokratische Hasenbergsteige, unten das Sinnbild des einfachen Volkes, die Hasenbergstraße.
Weitere Villen wurden von namhaften Architekten errichtet, wie Ludwig Eisenlohr, Carl Weigle, Albert Eitel oder Eugen Steigleder bzw. von stadtbekannten Kaufleuten bewohnt, wie Julius Hartmann, Paul Gerlach oder Alfred Reisser. Diese verteilen sich folgendermaßen:
Der Hasenberg wird mit der Schwabstraße durch den Schwabtunnel (offiziell heißt er Schwabstraßentunnel) durchbrochen. Das Werk des Architekten Karl Kölle galt ehemals als erster Stadttunnel Deutschlands und breitester (10,50 m) Tunnel Europas.[11] Er wurde im Jahre 1896 eröffnet und war der erste Tunnel, der von einem Automobil durchfahren wurde.
Es gibt zwei Eisenbahntunnel namens „Hasenbergtunnel“ durch den Hasenberg. Der eine ist der 1879 eröffnete 258 Meter lange Hasenbergtunnel der Gäubahn. Auf dem Weg aus Stuttgart in Richtung Gäu beginnt er direkt hinter dem ehemaligen Westbahnhof und führt nach Stuttgart-Süd, hier schon weit oberhalb des Kerns der Siedlung Heslach.
1979 wurde mit dem Bau eines – ebenfalls als Hasenbergtunnel bezeichneten – 5,5 km langen Tunnels für die S-Bahn begonnen. Weil er durch anhydrithaltige Gipskeuperschichten verläuft, wurden zwei Röhren im Eiprofil gebohrt. Der 1985 eröffnete Tunnel ist Teil der Verbindungsbahn und führt von der Stuttgarter Innenstadt zur Filderebene hinauf.
Kaum mehr bekannt ist die Hasenbergstation. Erstellt im Jahre 1889 trug sie den Namen nur bis 1895. Danach wurde sie in Bahnhof Stuttgart West umbenannt. Es handelte sich um einen Bahnhof der Gäubahn, welcher 1985 für den Personen- und 1993 schließlich auch für den Güterverkehr geschlossen wurde.
Die Station Hasenberg selbst gestaltete sich als einfaches Gebäude mit 48 m Länge, und drei spitzen Giebeln und Arkaden. Anfänglich diente die Station ausschließlich dem Personen- und Gepäckverkehr, dabei gelegentlich auch zur Entlastung des Hauptbahnhofs. Die Zufahrt stellte die eigens dazu gebaute Rothenwaldstraße (heute Rotenwaldstraße) sicher. Das alte Bahnhofsgebäude wurde 1960 abgerissen und 1962 durch einen Flachdachbau ersetzt. Das Amtsblatt würdigte: „Das eingeschossige Empfangsgebäude schmiegt sich harmonisch an den Hasenberg an.“ Die sukzessive Auflassung des Bahnhofs in den 1980er- und -90er-Jahren führten zur Aufgabe der Bahnhofsgaststätte und diverser Läden, bis hin zum Abriss des Gesamtensembles. Außer einem denkmalgeschützten Stellwerk deutet heute nichts mehr auf die frühere Bedeutung der Hasenbergstation hin.
Eine weitere Station der Gäubahn befand sich an der Südseite des Hasenbergs unterhalb des Blauen Weges, der Haltepunkt Stuttgart-Heslach.
Markantes Wahrzeichen des Hasenbergs war der Hasenbergturm. Sein Bau datiert aus dem Jahr 1879 und ging auf die Initiative des Verschönerungsvereins Stuttgart zurück. Im Stil des Mittelalters konzipiert, verwirklichte sich an ihm der spätere Ulmer-Münster-Baumeister August Beyer unter Verwendung roten Gerlinger Sandsteins.[12] Somit wurde die Idee realisiert, einen interessanten Aussichtsturm für die Bevölkerung zu erstellen. Andere Standorte, wie der nahe liegende Birkenkopf bzw. der ebenfalls auf dem Berg liegende Stadtbezirk Degerloch waren ebenfalls im Gespräch.
Seine Einweihung nahm erwartungsgemäß den Charakter eines Volksfestes an. Bis zum Jahre 1936 wurden mehr als 500.000 Besucher gezählt, die die 184 Stufen erklommen hatten. Ursprünglich 36 Meter hoch, fiel der Turm 1943 dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Der Turm wurde aus strategischen Gründen gesprengt, um bei feindlichen Luftangriffen keine Orientierungshilfe zu bieten. Mit seiner Spitze war er seinerzeit die höchste Erhebung im Stadtgebiet und weithin bestens sichtbar. Die Sprengung erfolgte am 24. März 1943 um 9 Uhr morgens. Übrig blieb ein lediglich fünf Meter hoher Stumpf, der völlig unscheinbar im Wald versteckt liegt.
Unterhalb des Turms auf einer Aussichtsplattform lag bis 1944 das Jägerhaus, ein beliebtes Ausflugslokal aus dem Jahr 1852. Es wurde im Krieg zerstört. Ansatzweise kann man die Fundamente dieses Gebäudes heute noch unterhalb des Hasenbergturmstumpfes erkennen.[4] Das 1882 in einem nahe gelegenen und von C. F. von Leins angelegten Park errichtete Denkmal zu Ehren des Dichters Wilhelm Hauff blieb erhalten, die 1944 eingeschmolzene Bronzebüste wurde nach 1945 neu gegossen. 1944 erlosch auch die Existenz des Korbmöbelhotels. Dieses vom stadtbekannten Restaurateur, Carl Wanner, errichtete Hotel stand auf Höhe eines heutigen profanen Wohnbaus (ursprünglich bis 1959 ebenfalls Hotelbetrieb) der Hausnummer 90 und war irreführend auch bekannt als Luftkurhaus Buchenhof, denn ein Kurhotel war es nie gewesen.[4] Das letzte Ausflugslokal Waldhaus auf dem Hasenberg wurde als „nicht sanierungsfähig“ 2008 geschlossen. Ihm droht seither der Abriss.
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