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deutscher Ingenieur und Statiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Christian Otto Mohr, meist Otto Mohr (* 8. Oktober 1835 in Wesselburen, Holstein; † 2. Oktober 1918 in Dresden), war ein deutscher Ingenieur, Baustatiker und Hochschullehrer.
Otto Mohr arbeitete vor seiner Laufbahn als Ingenieur 1850 als Pfarramtsschreiber in Wesselburen. Ein Jahr später begann er im Alter von 16 Jahren ein Studium der Ingenieurwissenschaften am Polytechnikum Hannover. Zu seinen Lehrern gehörte Moritz Rühlmann, ein Schüler von Johann Andreas Schubert. Am 18. November 1852 gründete er zusammen mit Joachim August Danielsen und Max Stegemann die Landsmannschaft Slesvico-Holsatia, aus der das heute noch existierende Corps Slesvico-Holsatia hervorging.
1855 wurde Mohr Ingenieurassistent und später Ingenieur und Baurat bei den Königlich Hannöverschen Staatseisenbahnen (HSEB) in Lüneburg. 1860 veröffentlichte er als Assistent im Dienste der HSEB eine Arbeit über den kontinuierlichen Biegebalken. Diese ermöglichte eine zuverlässige Bemessung von Durchlaufträgern und erregte in der Fachwelt Aufmerksamkeit. Im Anschluss an seine Tätigkeit bei den HSEB war er am Bau der Großherzoglich Oldenburgischen Staatseisenbahnen beteiligt. Während dieser Zeit entwarf Mohr eine der ersten Stahlbrücken Deutschlands mit klar ausgebildetem Dreieckfachwerk und entwickelte eine einfache Berechnungsmethode, die 1863 von August Ritter vervollkommnet wurde und seither als Ritter’sches Schnittverfahren (oder Ritter-Schnittverfahren) bekannt ist.
1867 waren Mohrs wissenschaftliche Leistungen bereits so gefragt, dass er an das Polytechnikum Stuttgart berufen wurde, wo er fortan die Professur für Technische Mechanik, Trassieren und Erdbau übernahm. Er vermochte den theoretischen Stoff der Mechanik in leicht verständlicher Form darzubringen, sodass seine Vorlesungen sehr gut besucht waren und später sogar in autographierter Form herausgegeben wurden. In der Wissenschaft erzielte er eine beachtliche Vereinfachung, indem er ein grafisches Verfahren (auch Mohr’sche Analogie) zur Ermittlung der Biegelinie als Seilkurve entwickelte, was bis dahin nur rechnerisch durch doppelte Integration möglich war.
Am bekanntesten bleibt Mohr der Nachwelt aber durch die von ihm entwickelte einfache Methode, Hauptspannungen des ebenen Spannungszustands mit Hilfe des nach ihm benannten Mohr’schen Spannungskreises grafisch aus den Schub- und Normalspannungen abzuleiten bzw. die ebenen Spannungsgrößen zwischen lokalen, kartesischen Koordinatensystemen zu transformieren. Das Verfahren ist in analoger Weise auch für Dehnungen anwendbar, das Gleiche gilt für den Mohr’schen Trägheitskreis. Mohr führte den Spannungskreis 1882 ein.[1]
1873 erhielt Mohr einen Ruf an das Polytechnikum Dresden. Der 1869 dort entstandene Lehrstuhl für Straßen-, Wasser- und Eisenbahnbau war unbesetzt, da der bisherige Inhaber Claus Koepcke einer Berufung zum obersten Leiter aller Eisenbahnbauten im sächsischen Finanzministerium gefolgt war. Zu Mohrs Amtsantritt betraute man ihn mit der Übernahme von Lehrveranstaltungen Wilhelm Fränkels zur Graphostatik. Nur drei Jahre später erweiterte sich sein Aufgabenbereich ab 1876 noch um das Fach Festigkeitslehre. Mohr war auch Kollege von Ludwig Burmester, dem Erfinder der nach ihm benannten Burmester-Schablonen.[2]
Zwischen 1874 und 1875 veröffentlichte Mohr eine Fachwerktheorie, die er auf Basis des allgemeinen Arbeitssatzes und der äußeren virtuellen Arbeit entwickelt hatte.
1894 erfolgte ein Wechsel von der Ingenieurabteilung zur Allgemeinen Abteilung, wo er als Nachfolger Gustav Zeuners den Lehrstuhl für Technische Mechanik und Festigkeitslehre übernahm. In diesem Amt blieb er noch sechs Jahre, bis er 1900 im Alter von 65 Jahren die Leitung des Lehrstuhls niederlegte.
Mohr wirkte 33 Jahre lang als akademischer Lehrer, davon allein 27 Jahre in Dresden. Dort kaufte er 1877 die Villa Leubnitzer Straße 7 (ab 1890 Villa Haniel) die er bis 1884 bewohnte. Seinen Ruhestand verbrachte er auf seinem Besitz in Wachwitz bei Dresden, weiterhin der wissenschaftlichen Arbeit verbunden. Am 2. Oktober 1918, sechs Tage vor seinem 83. Geburtstag, starb Otto Mohr. Seine Ruhestätte befindet sich auf dem Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz.
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