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Die Béchamp-Reduktion ist die älteste Reaktion in der industriellen organischen Chemie zur Herstellung primärer aromatischer Amine aus Nitroaromaten durch Reduktion mit Eisen und Mineralsäuren. Die Béchamp-Reduktion ist heute weitgehend durch die katalytische Hydrierung verdrängt worden, wird jedoch noch insbesondere in der Farbstoffindustrie und zur Produktion von Eisenoxidpigmenten eingesetzt.[1]
Im einfachsten Fall wird Nitrobenzol zu Anilin reduziert durch die Einwirkung des Reduktionsmittels Salzsäure/Eisen:
Die Reduktion aromatischer Nitroverbindungen zu den entsprechenden Aminen mit Eisen oder Eisen(II)-Salzen in wässriger Salzsäure wurde 1854 von Antoine J. Béchamp als Spezialfall der Reduktion mit unedlen Metallen in Säuren entdeckt.[2] Neben Eisen können auch Zink und Zinn als Reduktionsmitteln verwendet werden. Zudem werden bei dieser Reaktion einige Nebenprodukte produziert, wie Hydroxylamin, Hydrazin, Hydrazobenzol und Azobenzol mit dem Azofarbstoffe hergestellt werden können.[3] Aus diesen Bestandteilen wurde auch der mögliche Reaktionsmechanismus hergeleitet. Übliche Reaktionstemperaturen sind zwischen 80 °C und 89 °C, wobei Ausbeuten von bis zu 57 % erreicht werden. Des Weiteren wurde herausgefunden, dass in neutralen organischen Lösungsmitteln wie Acetonitril oder Propylencarbonat höhere Ausbeuten erreicht werden.[4]
Zunächst findet am Nitroaromaten 1 (im Beispiel Nitrobenzol) ein durch Säure katalysierter Elektronentransfer vom Eisen auf den Stickstoff statt. Durch die Aufnahme eines weiteren Protons spaltet sich Wasser ab, die zur Verschiebung von Elektronen des Sauerstoffs zum positiv geladenen Stickstoff führt 3. Es folgt eine Hydrierung der Doppelbindung, woraufhin sich erneut ein Äquivalent Wasser abspaltet 6. Durch einen gleichzeitigen Elektronentransfer ist der Stickstoff nach der Abspaltung negativ geladen und kann ein weiteres Proton aufnehmen 7. Bei der Hydrierung und dem Elektronentransfer wird vom Eisen eine Hydroxidion aufgenommen und Eisenhydroxid [Fe(OH2) bzw. Fe(OH3)] entstehen, welches sich schließlich in Eisen(II,III)-oxid umwandelt. Als Endprodukt entsteht Anilin 8.[5]
Beispiel: Reduktion von Nitrobenzol zu Anilin |
Die angegebene Reaktionsgleichung gibt den Gesamtprozess wieder, welcher sich in folgende Reaktionsschritte aufbaut:[6][1]
Das Eisen(II)-chlorid (FeCl2) entsteht fortlaufend aus der Salzsäure und Eisen.
Der wichtigste Vorteil sind die niedrigen Verfahrenskosten. Eisen ist billig, das anfallende Eisen(II,III)-oxid kann als Farbpigment weiterverkauft werden und ist somit nicht als Abfall, sondern als Wertprodukt anzusehen.[7] Die Reaktion erfordert eine genaue Einhaltung sorgfältig ausgearbeiteter Reaktionsparameter, was mit dem Laux-Prozess gelungen ist und in großem Umfang angewandt wird. In großtechnischen Anlagen ist dies in der Regel besser zu kontrollieren als im Labormaßstab. Auch ist die genaue Ausarbeitung des Verfahrens zeitintensiv. Im Labor reduziert man deshalb häufig katalytisch oder mit anderen unedlen Metallen wie beispielsweise Zink.
Ein weiterer Vorteil der Methode ist, dass Aromaten und Doppelbindungen nicht hydriert werden.
Im industriellen Maßstab wird heute jedoch auch häufig katalytische Hydrierungen zur Reduktion von Nitroaromaten zu Anilinen benutzt.[8]
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