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organische Chemie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Aminoalkohole, auch Alkanolamine, bilden in der organischen Chemie eine Stoffgruppe von Verbindungen, die zugleich mindestens zwei funktionelle Gruppen enthalten, davon eine Hydroxygruppe und eine Aminogruppe. In der Regel spricht man von primären Aminoalkoholen, bei denen die Verbindung eine primäre Aminogruppe (–NH2) besitzt.
Aminoalkohole |
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Allgemeine Struktur der (primären) Aminoalkohole mit der blau markierten primären Amino- und Hydroxygruppe. Der Rest R stellt dabei einen aliphatischen, cyclischen oder aromatischen Rest dar. |
Die Bezeichnung Alkanolamine gilt als fachsprachliche Trivialbezeichnung, Aminoalkohole als systematischer Name der Stoffgruppe.[1]
Aminoalkohole, deren Verbindungen eine sekundäre (–NHR) oder tertiäre (–NR2) Aminofunktion aufweisen, werden als Alkylalkanolamine oder Alkylaminoalkohole bezeichnet. Alkylalkanolamine werden durch Alkylierung der entsprechenden Epoxide hergestellt. Dabei werden primäre und sekundäre Amine als Alkylierungsmittel eingesetzt und es entstehen die entsprechenden N-alkylierte Derivate der primären Aminoalkohole.
Je nach der relativen Stellung („Entfernung“) der Hydroxy- und der Aminogruppe zueinander unterscheidet man zwischen
Die folgende Reaktion zeigt ein Beispiel für die Bildung eines Halbaminals aus dem sekundären Amin Carbazol und Formaldehyd.[3][4]
Die Bildung von Halbaminalen ist eine Schlüsselreaktion bei der asymmetrischen Synthese von Saxitoxin.[5]
Der einfachste Aminoalkohol, 2-Aminoethanol (Colamin), kann durch die Reaktion von Oxiran mit Ammoniak oder durch die Umsetzung von Aziridin mit Wasser dargestellt werden.[6] Die Ringöffnung eines Oxirans mit einem Azid führt zu einem Azido-substituiertem Alkohol, dessen anschließende Reduktion zu dem entsprechenden 1,2-Aminoalkohol führt.[7]
Durch die Reduktion von enantiomerenreinen Aminosäureestern mit Lithiumaluminiumhydrid lassen sich in hoher Ausbeute optisch aktive Aminoalkohole synthetisieren.[8] Die Reduktion von Aminosäuren mit Boran (BH3) liefert ebenfalls Aminoalkohole.[9] Die chiralen – von α-Aminosäuren durch Reduktion abgeleiteten – 1,2-Aminoalkohole werden oft mit Trivialnamen bezeichnet, die sich von aus der Aminosäurenomenklatur ergeben, z. B.:
Die Umsetzung von enantiomerenreinen Aminosäureestern mit Grignard-Verbindungen ergibt unter Konfigurationserhalt Aminoalkohole, die zugleich tertiäre Alkohole sind.
Bei der Ringöffnung eines Oxetans mit einem Amin kann sich ein 1,3-Aminoalkohol bilden, allerdings verläuft die Reaktion nicht so glatt wie die analoge Ringöffnung eines Oxirans mit einem Amin.[10]
Technisch wichtige Aminoalkohole sind Mono-, Di- und Triethanolamin, Dimethylaminoethanol, Diethylaminoethanol, N-Methyldiethanolamin sowie Mono-, Di- und Triisopropanolamin. Alkanolamine können in der Gasreinigung zur Schwefelwasserstoff- und Kohlendioxid-Absorption eingesetzt werden.[11][12] Hierbei lösen sich die genannten sauren Gase zunächst in einer wässrigen Alkanolaminlösung. Dann reagieren sie mit der Aminogruppe des Alkanolamins.
Zahlreiche Arzneistoffe zählen zu den 2-Aminoalkoholen. Ein Beispiel ist das Muskelrelaxans Phenyramidol.[13][14] Die meisten β-Blocker zählen zu den Aminoalkoholen, wie z. B. Propanolol,[15] Acebutolol, Atenolol, Betatoxol, Bisoprolol, Carteolol, Nebivolol, Labetalol, Metoprolol, Pindolol, Timolol und Penbutolol.
Bei der katalytischen enantioselektiven Organozinkaddition an Aldehyde werden chirale Aminoalkohole als Katalysatoren eingesetzt.[16][17][18] Chirale 1,2-Aminoalkohole benutzt man zur Herstellung von Oxazaborolidinen (CBS-Katalysatoren), die in der enantioselektiven Reduktion (CBS-Reduktion) unsymmetrischer Ketone zu sekundären Alkoholen als Katalysatoren eingesetzt werden.[19] Die Namen dieser Aminoalkohole leiten sich dabei ab von den Trivialnamen der Aminosäuren, aus denen diese synthetisiert wurden:
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