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französischer Fußballspieler und heutiger Schauspieler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Éric Daniel Pierre Cantona (* 24. Mai 1966 in Marseille) ist ein französischer Schauspieler und ehemaliger Fußballspieler, Fußballfunktionär sowie Beachsoccer-Spielertrainer.
Éric Cantona | ||
Éric Cantona in Cannes (2009) | ||
Personalia | ||
---|---|---|
Voller Name | Éric Daniel Pierre Cantona | |
Geburtstag | 24. Mai 1966 | |
Geburtsort | Marseille, Frankreich | |
Größe | 188 cm | |
Position | Hängende Spitze | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
1972–1981 | SO Caillols | |
1981–1983 | AJ Auxerre | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1983–1988 | AJ Auxerre | 81 (23) |
1985–1986 | → FC Martigues (Leihe) | 15 | (4)
1988–1991 | Olympique Marseille | 40 (13) |
1989 | → Girondins Bordeaux (Leihe) | 11 | (6)
1989–1990 | → HSC Montpellier (Leihe) | 33 (10) |
1991 | Olympique Nîmes | 16 | (2)
1992 | Leeds United | 28 | (9)
1992–1997 | Manchester United | 144 (64) |
Nationalmannschaft | ||
Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
1987–1995 | Frankreich | 45 (20) |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Cantona gewann mit Olympique Marseille zweimal die Französische Meisterschaft (1989, 1991) sowie einmal den Französischen Pokal (1989). Er wurde zum HSC Montpellier ausgeliehen und gewann auch dort den Französischen Pokal (1990). Mit Leeds United wurde er Englischer Meister (1992) und gewann auch den Charity Shield (1992). Nach seinem Wechsel zu Manchester United konnte er sowohl die Premier-League (1993, 1994, 1996, 1997) als auch den Charity Shield (1993, 1994, 1996, 1997) viermal gewinnen. Den FA Cup gewann er mit Manchester zweimal (1994, 1996).
Éric Cantona gewann auch die FIFA-Beachsoccer-Weltmeisterschaft 2005.
Éric Cantona wurde am 24. Mai 1966 in Marseille als Sohn von Albert Cantona und Éléonore Raurich geboren.[1][2][3] Sein Großvater väterlicherseits, Joseph, stammte aus Sardinien, die Vorfahren seiner Mutter waren katalanische Widerstandskämpfer, die sich nach dem spanischen Bürgerkrieg und der anschließenden Franco-Diktatur nach Frankreich abgesetzt hatten.[4] Mit Jean-Marie und Joël hat Cantona zwei Brüder. Die Familie lebte im Stadtviertel Les Caillols (12. Arrondissement) am östlichen Rand der Großstadt Marseille. Im Alter von sechs Jahren begann Cantona mit dem Jugendfußball und spielte zunächst als Torwart für den lokalen Verein Sports Olympiques Caillolais, später als Stürmer.
1981 wechselte der 15-Jährige in die Nachwuchsabteilung des Erstligisten AJ Auxerre. Trainer des Klubs aus dem Burgund war der legendäre Guy Roux, der gezielt auf die Talentförderung setzte. Im Mai 1982 wurde Cantona erstmalig für die französische U17-Nationalmannschaft nominiert.
Am 17. Spieltag der Saison 1983/84 (5. November 1983), gab Cantona sein Profidebüt für Auxerre in der Division 1. Beim 4:0-Sieg über die AS Nancy stürmte er neben Andrzej Szarmach, der alle vier Tore erzielte.[5] Doch Trainer Roux baute den Nachwuchsstürmer behutsam auf und ließ ihn anschließend wieder in die Jugend zurückkehren, mit der er 1985 die Coupe Gambardella gewann. Sein erster Treffer in Frankreichs höchster Spielklasse gelang Cantona am 14. Mai 1985 gegen den FC Rouen (4:0). Um Spielpraxis zu sammeln, wurde er ab Oktober 1985 für einige Monate an den Zweitligisten FC Martigues ausgeliehen, für den Cantona in 15 Einsätzen vier Tore erzielte. Am 1. Februar 1986 unterzeichnete er einen Profivertrag für Auxerre und in der folgenden Saison 1986/87 gelang ihm der sportliche Durchbruch.[6] Nach dem Abgang der Stürmer Andrzej Szarmach und Patrice Garande etablierte sich Cantona mit 13 Toren in 36 Spielen als Schlüsselspieler.[7] Trotz seines unbestrittenen fußballerischen Talents, erwarb er sich bereits als junger Spieler den Ruf eines zu Gewaltausbrüchen neigenden enfant terrible. Nach einem Trainings-Disput mit Bruno Martini, streckte er den Torwart durch einen Faustschlag nieder.[8] Cantona geriet erneut in die Schlagzeilen, als er im Pokalspiel gegen den FC Nantes, nach einem brutalen Foul an Michel Der Zakarian für drei Spiele gesperrt wurde.[9]
„Ein Genie mit einem schwierigen Charakter. Ich wusste mit ihm umzugehen. Er hatte eine unruhige Kindheit, aber er brauchte jeden Tag viel Vertrauen und Wärme. Zwischen uns hat die Chemie gepasst (...)“
Im Juli 1988 wechselte Cantona für 22 Millionen Francs (umgerechnet 3,4 Millionen Euro) zu Olympique Marseille,[11] und kehrte in seine Heimatstadt zurück. Der Klub wurde durch den umtriebigen Unternehmer Bernard Tapie geführt, der den Kader mit kostspieligen Transfers verstärkt hatte. Cantona erspielte sich auf Anhieb einen Stammplatz im Angriff neben Jean-Pierre Papin und Klaus Allofs, doch nach einem vielversprechenden Start (5 Tore in 22 Spielen) kam es zu einem erneuten Eklat: Als er in einem bedeutungslosen Freundschaftsspiel gegen Torpedo Moskau ausgewechselt wurde, riss sich Cantona das Trikot vom Leib und schoss den Ball wütend in die Zuschauer. Daraufhin lieh die brüskierte Vereinsführung ihn für den Rest der Saison 1988/89 (Februar bis Mai 1989) an den Ligakonkurrenten Girondins Bordeaux aus. Am Saisonende gewann Marseille das Double aus Meisterschaft und Pokal. Für die anschließende Saison 1989/90 wurde Cantona erneut verliehen, nun an Montpellier HSC, einen Klub aus dem Mittelfeld der französischen Liga. In dieser Zeit lieferte er den nächsten Skandal, als er sich abermals mit einem Mitspieler prügelte. Die Situation eskalierte dadurch, dass Cantona dem Mittelfeldspieler Jean-Claude Lemoult einen Schuh ins Gesicht warf. Viele seiner Teamkollegen wollten Cantona nicht mehr im Kader sehen, allerdings gab es auch Spieler die auf Seiten des sportlich unverzichtbaren Exzentrikers standen, weshalb er nur eine milde Strafe erhielt und für zehn Tage vom Training suspendiert wurde. Wettbewerbsübergreifend schoss Cantona für Montpellier 14 Tore und der Klub gewann 1990 durch ein 2:1 gegen Racing Paris die Coupe de France.
Trotz seiner unbestrittenen fußballerischen Fähigkeiten, galt der unberechenbare und unkontrollierbare Cantona als persona non grata. Kein französischer Klub wollte ihn zu Beginn der 1990er Jahre unter Vertrag nehmen. Nur dem Einfluss des damaligen französischen Nationaltrainers und Förderers Michel Platini war es zu verdanken, dass Cantona nach England wechselte, anstatt 1991 seine Karriere als Fußballprofi zu beenden. Seine England-Karriere begann im Februar 1992 beim Verein Leeds United, mit dem er im darauffolgenden Sommer auf Anhieb die Football League First Division gewann und so Englischer Meister wurde. Am 26. November 1992 wechselte er für den vergleichsweise geringen Betrag von 1,2 Mio. Pfund zu Manchester United, wo er in den folgenden Jahren zum Superstar und Publikumsliebling der englischen Premier League aufstieg.
In seinen fünf Jahren bei Manchester United gewann der Verein vier englische Premier-League-Meisterschaften, darunter zweimal das begehrte „Double“ (Premier-League-Meisterschaft und FA Cup in einer Saison). Die Vielzahl seiner Erfolge und die herausragende Spielweise, gepaart mit oft nachteiligem, umstrittenem Verhalten, das ihm den Ruf eines „enfant terrible“ einbrachte, machten Éric Cantona zu einer der schillerndsten Persönlichkeiten im internationalen Fußball.
Unter anderem wegen seiner kontroversen Art spielte Éric Cantona nur bis Januar 1995 für sein Heimatland Frankreich (45 Einsätze, 20 Tore). Querelen mit Nationaltrainer Aimé Jacquet (1994–1998), der Skandal von 1995 (siehe unten) sowie sein vollkommen überraschender Rücktritt vom Fußball 1997 versperrten ihm auf dem Höhepunkt seiner Vereinskarriere den Weg in die überaus erfolgreiche französische Fußballnationalmannschaft, die 1998 die Weltmeisterschaft gewann.
Im Januar 2011 verpflichtete der neu aufgestellte Klub New York Cosmos Cantona als Sportdirektor. Das neu gegründete Franchise spielt ab der Saison 2013 in der North American Soccer League.[13] Cantona übernahm die Aufgabe, Spieler für das neue Franchise zu suchen und zu begeistern.
Éric Cantona trieb ab 1999 als Spielertrainer und Organisator den Aufbau des professionellen französischen Beachsoccer maßgeblich voran. Unter seiner Führung triumphierte Frankreich schließlich bei der FIFA-Beachsoccer-Weltmeisterschaft 2005 in Rio de Janeiro.
Seit seinem Rücktritt vom Fußball 1997 ist er vor allem in Frankreich als Schauspieler tätig.
„Im Fußball hat man einen Gegner. Als Filmschauspieler ist man sein eigener Gegner.“
Außerdem war Cantona in der „Joga Bonito“-Werbekampagne (portugiesisch für „spiele schön“) von Nike als Moderator zu sehen.
Cantonas Markenzeichen als Fußballspieler war es, seine Spiele mit aufgestelltem Kragen seines Trikots zu bestreiten.[16][17]
„Das habe ich mir nicht im Voraus ausgedacht. In einem Spiel war es mal ziemlich kalt und mein Kragen blieb zufällig hochgestellt. Wir haben das Spiel gewonnen und dann habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, mit hochgestelltem Kragen zu spielen.“
Wirklich international bekannt wurde Cantona trotz seiner vielen sportlichen Erfolge durch einen Zwischenfall am 25. Januar 1995. Beim Spiel gegen Crystal Palace trat er im Kung-Fu-Stil einen Zuschauer, der ihn wegen seiner Nationalität beleidigt, bespuckt und den Hitlergruß gezeigt hatte, nachdem Cantona vom Schiedsrichter vom Platz gestellt worden war. Er entkam knapp einer zweiwöchigen Gefängnisstrafe und wurde von der Football Association und der FIFA weltweit für acht Monate gesperrt.[19] In einem Interview bereute er, nicht härter zugetreten zu haben.[20]
Während der Viertelfinalpartie der Beachsoccer-Europameisterschaft Ende Mai 2009 zwischen der Schweiz und Frankreich kam es zu einem Disput zwischen Cantona und dem Betreuer der Schweizer Mannschaft, dem ehemaligen Schweizer Nationaltorwart Jörg Stiel. Laut Cantona beschimpfte Stiel einen seiner Spieler als „schwarze Sau“. Nach einem kurzen Wortgefecht schlug Cantona dem Schweizer ins Gesicht.[21]
Für Aufsehen sorgte Cantona auch im November 2010 durch seine Unterstützung der Internet-Aktion bankrun2010.com. In diesem Zusammenhang forderte er die Bürger dazu auf, am 7. Dezember 2010 sämtliches Geld von ihren Bankkonten abzuheben. Dadurch sollte das Finanzsystem zum Zusammenbruch gebracht werden.[22]
Éric Cantona war Moderator einer Filmdokumentation, die 2012 mit dem Namen Rebellen am Ball bei Arte ausgestrahlt wurde.[23]
Bei den Dreharbeiten zu dem Film L’Outremangeur (2003) lernte er die französische Schauspielerin Rachida Brakni kennen, ist mit ihr seit Juni 2007 verheiratet und lebt mit zwei gemeinsamen Kindern in Lissabon.[24][25] Sein Bruder Joël (* 1967) war ebenfalls Profifußballspieler und Schauspieler.
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