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Interpunktionszeichen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Tilde[1] (~) (spanisch tilde, portugiesisch til, von lateinisch titulus ‚Überschrift‘, ‚Überzeichen‘) ist ein Schriftzeichen in Form einer aus zwei gleich großen Buchten gebildeten waagerechten Wellenlinie. Das Zeichen dient als Satzzeichen, als diakritisches Zeichen sowie als Symbol in einigen Fachsprachen.
~ | |
---|---|
Diakritische Zeichen | |
Bezeichnung | Zeichen |
Akut, einfach | ◌́ |
Akut, doppelt | ◌̋ |
Breve, darüber | ◌̆ |
Breve, darunter | ◌̮ |
Cedille, darunter | ◌̧ |
Cedille, darüber | ◌̒ |
Gravis, einfach | ◌̀ |
Gravis, doppelt | ◌̏ |
Haken | ◌̉ |
Hatschek | ◌̌ |
Horn | ◌̛ |
Komma, darunter | ◌̦ |
Koronis | ◌̓ |
Makron, darüber | ◌̄ |
Makron, darunter | ◌̱ |
Ogonek | ◌̨ |
Punkt, darüber | ◌̇ |
Punkt, darunter | ◌̣ |
Querstrich | ◌̶ |
Ring, darüber | ◌̊ |
Ring, darunter | ◌̥ |
diakritischer Schrägstrich |
◌̷ |
Spiritus asper | ◌̔ |
Spiritus lenis | ◌̓ |
Tilde, darüber | ◌̃ |
Tilde, darunter | ◌̰ |
Trema, darüber | ◌̈ |
Trema, darunter | ◌̤ |
Zirkumflex | ◌̂ |
Zwei Tilden übereinander bilden das Ungefähr-Zeichen[2] (≈).
Als diakritisches Zeichen dient die Tilde zur Kennzeichnung einer besonderen Aussprache oder Betonung eines Buchstabens. Sie ist eine kleine Wellenlinie, wobei der Bogen zuerst nach oben geht, dann nach unten. Im Internationalen Phonetischen Alphabet (IPA) gibt es folgende Tilden:
Zeichen | Beschreibung | Bedeutung | IPA-Nummer | Unicode-Nummer | Beispiel |
---|---|---|---|---|---|
◌̃ | in Verbindung mit einem darunter befindlichen Lautsymbol[3] | nasal | 424 | U+0303 | [ã], [ñ] |
◌̰ | einem Lautsymbol unterstellt (Tilde unten)[4] | Glottalisierung | 406 | U+0330 | [ | ], [ ]
◌̴ | das Lautsymbol bedeckend[5] | velarisiert oder pharyngalisiert | 428 | U+0334 | [ɫ] |
Als obengestelltes Zeichen beschreibt sie nach IPA eine Nasalis, meist bei Vokalen. Im Mittellatein und Mittelhochdeutschen bezeichnet sie als ñ den Doppelbuchstaben „nn“. Auch die altgriechische Perispomene kann – unter anderem – als Tilde geschnitten werden. Heute kommt die Tilde unter anderem im Spanischen, im Portugiesischen, im Baskischen und im Estnischen vor (siehe Ñ). Als Tonzeichen über vietnamesischen Vokalen bezeichnet sie den unterbrochenen steigenden Ton.
Als Akzentzeichen wird das Zeichen – hier auch als „Schlange“ gelesen – in der Mathematik und Physik verwendet für:
Als eigenständiges Zeichen wird die Tilde in der Mathematik und der Physik verwendet:
Computerbezogene Verwendungen:
Zur Abkürzung als Auslassungszeichen oder Ersatzsymbol:
Computerbezogene Verwendungen:
~
ein Benutzerverzeichnis adressiert werden; so steht~
für das Benutzerverzeichnis des aktuell benutzten Benutzerkontos („mein Benutzerverzeichnis“) und entspricht der Umgebungsvariable $HOME
gisela
, so steht ~
für das Verzeichnis /home/gisela
– üblicherweise ist /home
das Verzeichnis, das die Benutzerverzeichnisse enthält);~konrad
) für das Benutzerverzeichnis des angegebenen Benutzerkontos (hier „Benutzerverzeichnis des Kontos konrad“), wie in der Datei /etc/passwd
eingetragen~konrad
angegeben, steht es i. d. R. für das Verzeichnis /home/konrad
).cp entwurf.txt ~
die Datei entwurf.txt
ins eigene Benutzerverzeichnis und der Befehl cp entwurf.txt ~konrad
die Datei ins Benutzerverzeichnis von konrad
(Berechtigung vorausgesetzt).http://www.example.com/~gisela/
in einem Webbrowser dem Verzeichnis /home/gisela/public_html
auf jenem Server; er zeigt dann – je nach Konfiguration – eine darin befindliche Indexseite oder den Verzeichnisinhalt selbst bzw. einen Zugriffsverweigerungshinweis an.Rechnung1998060316.doc
wird unter MS-DOS etwa als Rechnu~1.doc
dargestellt – teils zeigen auch aktuelle Medienabspielgeräte nur die 8.3-Namen an).Computerbezogene Verwendungen:
Die Tilde wird gelegentlich fälschlich für das im Japanischen und in anderen ostasiatischen Sprachen ähnliche Symbol 〜 (U+301C) namens Nami dash (波ダッシュ, Nami dasshu, dt. „Wellen-Geviertstrich“) verwendet. Dieses Zeichen ersetzt den in lateinischen Schriftsystemen üblichen Geviertstrich (u. a. Gedankenstrich im Englischen) bzw. den Halbgeviertstrich (z. B. für Bis- oder Gedankenstrich im Deutschen). Es wird aber auch als spaßige Variante des Chōon verwendet, d. h., um einen humorvollen, singsangartigen Tonfall anzuzeigen.
Das Afrikanische Referenzalphabet (eine 1982 konzipierte Erweiterung des lateinischen Alphabets für afrikanische Sprachen) enthält eine linearised tilde als 32. seiner 60 Buchstaben, alphabetisch vor dem „n“ eingeordnet.[9] Sie kennzeichnet einen vorangehenden Buchstaben als nasal. Durch die Gestaltung als vollwertiger Buchstabe (der auch wie andere Kleinbuchstaben die volle x-Höhe einnimmt) wurde einem der Konstruktionsprinzipien des Alphabets, nämlich keine Diakritika verwenden zu müssen, Rechnung getragen. Da das Alphabet unikameral ist (also keine Großbuchstaben kennt), ist keine Versalform angegeben. Der Buchstabe ist in keine aktuelle Orthografie übernommen und ist auch nicht in Unicode enthalten (Stand 2024, Unicode Version 16).
In den Zeichensätzen der ISO-8859-Familie kommen ausgewählte Zeichen mit Tilde vor; ISO 8859-1 enthält Ãã,Ññ,Õõ
.
Unicode enthält
und kann beliebige Zeichen mit Tilde durch Nachstellen einer kombinierenden Tilde (die drei IPA-Zeichen[3][4][5] sowie einige weitere[11][12][13]) darstellen. Sie befinden sich im Unicodeblock Kombinierende diakritische Zeichen (0300–036F).
Im Zeichensatz ASCII kommt das Zeichen «~» vor, es steht auf Codenummer 126, Unicode U+007E.[14]
Unter Windows wird sie bei einem deutschsprachigen Tastaturlayout durch die Kombination der Tasten Alt Gr und + (Schweiz: ^) geschrieben. Unter Mac OS erzeugt man dieses Zeichen durch die Tastenkombination Alt+N und unter Linux durch Alt Gr++; wird anschließend die Leertaste gedrückt, wird eine einzelne Tilde erzeugt, das anschließende Tippen eines Buchstabens (z. B. n) ergibt den Buchstaben mit Tilde (ñ).
Weitere Tildenzeichen:
∼
), der in Größe und Stil in der Regel zu anderen mathematischen Zeichen wie dem Plus- und Minuszeichen im gleichen Schriftfont passt.TeX und LaTeX können beliebige Zeichen mit Tilde darstellen. Es gibt dazu zwei verschiedene Befehle
\~a
ein ã\tilde a
die Formel Für das ASCII-Zeichen ~ (kleine Tilde, hochgestellt) empfiehlt sich mit LaTeX2e der Befehl \textasciitilde
– in plain TeX und LaTeX2.09 muss es mit \~{}
umschrieben werden. Die große Tilde ~ wird hingegen mit \sim
(im mathematischen Modus) kodiert.
Das Tilde-Zeichen selbst ist auch ein Befehl in LaTeX: Es erzeugt ein geschütztes Leerzeichen.
Mit der deutschen Standard-Tastaturbelegung T2 wird das Zeichen als Alt Gr+i eingegeben. Diese Kombination wirkt als Tottaste, d. h., ist vor dem Grundbuchstaben einzugeben.
Mit der deutschen Schweizer Standard-Tastaturbelegung wird das Zeichen als Alt Gr+` eingegeben. Um diese Aktion zu bestätigen, muss noch ein Leerschlag (resp. space) betätigt werden.
Mit der deutschen Standard-Tastaturbelegung unter macOS wird das Zeichen mit alt+n eingegeben. Um diese Aktion zu bestätigen, muss noch ein Leerschlag (resp. space) betätigt werden.
Windows- und Linux-Konsole-Eingabe bringt die Tilde mit alt+126.
Unter Linux Mint mit Cinnamon-Benutzeroberfläche kann die Tilde als Tottaste mit der Tastaturbelegung „Deutsch (Tilde-Akzentzeichen)“ genutzt werden. Bei der default-Belegung gibt es die Tilde nicht als Tottaste, sondern nur als direktes Zeichen.
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