Remove ads
israelischer Wissenschaftstheoretiker und Wissenschaftshistoriker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Yehuda Elkana (hebräisch יהודה אלקנה, geboren als László Fröhlich 16. Juni 1934 in Subotica, Königreich Jugoslawien; gestorben 21. September 2012 in Jerusalem, Israel)[1][2] war ein Wissenschaftstheoretiker und Wissenschaftshistoriker.
László Fröhlichs Eltern waren ungarische Juden, die nach dem Ersten Weltkrieg in der nunmehr jugoslawischen Vojvodina lebten, ihr Wohnort wurde wiederum 1941 von Ungarn annektiert. Die Familie geriet 1944 nach Szeged, sie wurde dann aber in das KZ Auschwitz deportiert. Er überlebte die Haft (wie auch seine Familie, die zu Zwangsarbeit beim Wiederaufbau österreichischer Städte eingeteilt war) und wanderte 1948 nach Israel aus. Er lebte in einem Kibbutz und besuchte dann das Hebräische Herzlia-Gymnasium in Tel Aviv. Yehuda Elkana, wie er sich jetzt nannte, studierte Physik, Mathematik und Wissenschaftsgeschichte ab 1955 an der Hebräischen Universität in Jerusalem und schloss das Studium 1966 mit dem Master ab, während er gleichzeitig am Gymnasia Rehavia in Tel Aviv unterrichtete. 1968 wurde er an der Brandeis University mit der wissenschaftshistorischen Arbeit „On the Emergence of the Energy Concept“ promoviert. Danach unterrichtete er ein Jahr an der Harvard-Universität und ab 1968 an der Hebräischen Universität in Jerusalem Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie, zeitweise als Vorstand der Fakultät. Er war 1968 bis 1993 Direktor des Van Leer Instituts in Jerusalem und 1981 bis 1991 Direktor des Cohn Instituts für Wissenschaftsgeschichte und -philosophie an der Universität Tel Aviv. Von 1987 bis 2006 war er „Permanent Fellow“ am Wissenschaftskolleg zu Berlin.[3] Von 1995 bis 1999 war er Professor für Wissenschaftstheorie an der ETH Zürich. Von 1999 bis 2009 war er Präsident und Rektor der Central European University in Budapest, die er im Auftrag des Mäzens George Soros aufbaute. Zuletzt lebte er in Berlin, wo er 2009/2010 an einem Projekt zur Reform des Curriculums von Universitäten arbeitete und am Wissenschaftskolleg und Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte war.[4] Bis kurz vor seinem Tod arbeitete Elkana zusammen mit Hannes Klöpper an seinem letzten Werk mit dem Titel: „Die Universität im 21. Jahrhundert: Für eine neue Einheit von Lehre, Forschung und Gesellschaft“.[5]
Elkana war 1973/74 Fellow des Center for Advanced Study in Behavioral Sciences der Stanford University und war 1977/78 Visiting Fellow des All Souls College der Universität Oxford.
Elkana war korrespondierendes Mitglied der Internationalen Akademie für Wissenschaftsgeschichte sowie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Collegiums Helveticum. Er war Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift Science in Context.
Er gab Schriften von William Whewell und Hermann von Helmholtz (in englischer Übersetzung) heraus und war einer der Organisatoren des Einstein Centennial Symposiums in Jerusalem 1979. Er hielt auch die Eröffnungsrede für die Feierlichkeiten zum Einstein Jahr in Berlin 2005[6] und forschte am Einstein Paper Project am Caltech.
In Israel ist er durch einen Artikel in der Tageszeitung Haaretz von 1988 bekannt[7], der eine Debatte auslöste, inwieweit der Holocaust zur Identitätsfindung Israels herangezogen werden sollte. Seiner Meinung nach würde dies von nationalistischen Kreisen in Israel ausgenutzt und den Dialog mit den Palästinensern negativ vorbelasten.[8] Sein Plädoyer für das Vergessen hatte er über Israel und den Holocaust hinaus nicht verallgemeinert: „Es kann sein, dass es für die Welt insgesamt wichtig ist, sich zu erinnern. Ich bin da nicht sicher, aber in jedem Fall ist das nicht unser Problem. Jedes Volk, einschließlich der Deutschen, wird über seinen eigenen Weg entscheiden und auf der Grundlage seiner eigenen Kriterien, ob es sich erinnern will oder nicht.“[9]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.