Loading AI tools
deutscher Slawist und Narratologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wolf Schmid (* 24. März 1944 in Teplitz-Schönau, Reichsgau Sudetenland) ist ein deutscher Slawist und Narratologe.[1]
Wolf Schmid besuchte von 1954 bis zum Jahre 1963 das Rethel-Gymnasium in Düsseldorf. Er erwarb dort sein Abitur und studierte von 1963 bis 1969 Slavistik, Germanistik und Philosophie in Köln, Prag sowie an der Ruhr-Universität in Bochum. Sein erstes Staatsexamen für das höhere Lehramt erwarb er 1969 in Bochum. Wechselte sodann an die Universität München, wo er von 1969 bis 1972 wissenschaftlicher Assistent war und im Jahre 1972 mit der Dissertation zum Thema „Textaufbau in den Erzählungen Dostoevskis“ promoviert wurde. Von 1972 bis 1976 war er Dozent für russische Literatur an der Rijksuniversiteit Utrecht (Niederlande). 1976 übernahm Schmid eine Professur an der Universität Oldenburg und trat 1978 eine ordentliche Professur an der Universität Hamburg an, die er bis zu seiner Emeritierung 2009 innehatte.
Schmid ist besonders als Narratologe hervorgetreten und in vielen Wissenschaftsorganisationen tätig. An der Universität Hamburg gründete er 1998 die Forschergruppe Narratologie und saß ihr als Sprecher vor. Ebenda war er 2004 Direktor des Interdisciplinary Center for Narratology und 2009 wurde er Vorstandsvorsitzender des European Narratology Network.
In den Jahren 1989 und 2005 war Wolf Schmid ausländisches Mitglied der Kommission zur Evaluation der nicht-westlichen Philologien an den Universitäten der Niederlande und von 1988 bis 2005 Mitglied des deutsch-russischen Kuratoriums des Alexander-Sergejewitsch-Puschkin-Preises der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S., dessen Vorsitz er 1993 bis 2005 innehatte. 1997 war Schmid ausländisches Mitglied der Jury des Booker Russian Novel Prize und ist seit 2005 Jurymitglied des Efim Etkind-Preises der Europäischen Universität St. Petersburg.
Schmid entwickelte eine Alternative zum dreistufigen Modell der Redewiedergabe (zitierte, transponierte und erzählte Rede). Sein „Textinterferenz-Modell“ sieht lediglich zwei Hauptarten der Redewiedergabe vor: die Figurenrede und die Erzählerrede. Dabei definiert er als Figurenrede ausschließlich die direkte Rede der Figur als Zitat, während alle weiteren Textanteile, also auch die vom Erzähler in anderer als der direkten Weise wiedergegebene Rede einer Figur, in den Bereich der Erzählerrede fallen. Die Bezeichnung „Textinterferenz-Modell“ rührt daher, dass eine beliebige Passage der Erzählerrede stets sowohl narratoriale (auf den Erzähler verweisende) als auch figurale (auf die Figur verweisende) Merkmale aufweisen kann, was Schmid in Anlehnung an Valentin Vološinov als „Interferenz von Erzählertext und Figurentext“ oder kurz als „Textinterferenz“ bezeichnet.[2]
In der Geschichtswissenschaft wird Schmids Modell der narrativen Transformation u. a. von Martin Clauss rezipiert.
Als Slawist arbeitete Schmid zu den Klassikern der russischen Literatur: Puškin, Dostoevskij, Tschechow und zur russischen Prosa der 1920er Jahre (Babel’, Oleša, Zamjatin) sowie zur Prosa der 1960er Jahre (Bitov, Trifonov).
2004: Festschrift zum 60. Geburtstag: Lazar Fleishman, Christine Gölz, Aage A. Hansen-Löve (Hrsg.): Analysieren als Deuten. Wolf Schmid zum 60. Geburtstag. University Press, Hamburg 2004, ISBN 3-9808985-6-3.
Monographien
Herausgabe narratologischer Internetzeitschriften
Herausgabe wissenschaftlicher Buchreihen
Herausgabe von Sammelbänden
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.