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britischer Parlamentarier und Anführer im Kampf gegen den Sklavenhandel Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
William Wilberforce, FRSA (* 24. August 1759 in Kingston upon Hull, Yorkshire; † 29. Juli 1833 in Chelsea) war ein britischer Parlamentsabgeordneter und Anführer im Kampf gegen die Sklaverei und den Sklavenhandel in der westlichen Welt.
Wilberforce war der einzige Sohn und Erbe des Robert Wilberforce († 1768), eines Kaufmanns im Ostseehandel aus Kingston-upon-Hull, aus dessen Ehe mit Elizabeth Bird. Als Kind soll Wilberforce den ehemaligen Sklavenhändler John Newton kennengelernt haben und mit ihm befreundet gewesen sein, weil er Pastor seiner Kirche war.[1] Er besuchte die Hull Grammar School, wo er vom anglikanischen Pastor Joseph Milner unterrichtet wurde. Als sein Vater 1768 starb, kam er zu einem Onkel und einer Tante, die in der Nähe Londons wohnten und Methodisten waren. Dort lernte er den bekannten, einflussreichen Prediger George Whitefield kennen.[2] Er studierte ab 1776 am St John’s College der Universität Cambridge.[3]
1780 wurde er erstmals ins britische Unterhaus gewählt. Von 1780 bis 1784 war er Abgeordneter für seine Heimatstadt Kingston upon Hull, von 1784 bis 1812 für das County Yorkshire und von 1812 bis 1825 für Bramber in Sussex. Um 1784 konvertierte er auf einer Reise durch Kontinentaleuropa zum evangelikalen Protestantismus in methodistischer Ausprägung.[4] Er begann 1787 seine Mission zur Reform der Sitten (englisch: Proclamation Society) und speziell zur Beendigung des Sklavenhandels, unterstützt von Abolitionisten wie Granville Sharp, Thomas Clarkson, Quäkern und Methodisten. Die Quäker hatten als Erste bereits 1783 ein Komittee gegen den Sklavenhandel gegründet; Sharp, Clarkson und weitere Personen 1787 eine Gesellschaft zum Verbot des Sklavenhandels (englisch: Society for the Abolition of the Slave Trade).[5]
In einer Parlamentssitzung im Jahre 1789 beantragte er gemeinsam mit seinem Studienfreund William Pitt, dem damaligen Premierminister, die Abschaffung des britischen Sklavenhandels.[6] Von diesem Zeitpunkt an wiederholte er die Einbringung der Gesetzesvorlage in das Parlament jedes Jahr, außer in den Jahren 1800 bis 1803.
1797 gründete er mit Granville Sharp, Thomas Clarkson, Henry Thornton, Charles Grant, Edward James Eliot, Zachary Maucalay und James Stephen die Clapham Sect, die zuerst die Saints (deutsch: Heilige) genannt wurden.[7]
1807, nach 18 Jahren Kampagnen und Kampf gegen die Sklaverei, hatte Wilberforce schließlich Erfolg. Nach einer zehnstündigen Debatte im Parlament wurde das Gesetz gegen den Sklavenhandel (Slave Trade Act) am 24. Februar 1807 um vier Uhr morgens mit einer unerwarteten und überwältigenden Mehrheit von 283 zu 16 Stimmen angenommen.[8] Einen Monat später, am 25. März 1807, trat das Gesetz in Kraft. Von da an war der afrikanische Sklavenhandel im britischen Machtbereich verboten und Sklavenhändler wurden den Piraten gleichgestellt. Der interne Sklavenhandel in den außerafrikanischen Kolonien blieb allerdings weiterhin erlaubt. Die Vereinigten Staaten beschlossen ein entsprechendes Gesetz (Act Prohibiting Importation of Slaves); es trat aufgrund einer Festlegung in der amerikanischen Verfassung, die den Sklavenhandel bis 1808 garantierte, am 1. Januar 1808 in Kraft.
Wilberforce richtete nun seine Bemühungen darauf, dieses Verbot auch in den übrigen westlich dominierten Gebieten durchzusetzen. Auf seine Veranlassung hin brachte Lord Castlereagh die Angelegenheit auf dem Wiener Kongress zur Sprache. Nach dem Abschluss der Verträge, in denen sich Frankreich, Spanien und Portugal zum Verbot des Sklavenhandels verpflichteten, setzte er sich für die Überwachung des Beschlusses ein.
Nach Abschaffung des Sklavenhandels engagierte er sich für die Beseitigung der Sklaverei überhaupt. Schon 1816 stellte er im Parlament einen Antrag auf Verringerung der Sklaven im britischen Westindien, und als die Regierung seit 1823 die völlige Emanzipation vorbereitete, entfaltete er großen Eifer und führte mit Thomas Buxton an seiner Seite im Unterhaus heftige Debatten.
Wilberforce entfaltete sein evangelikal geprägtes soziales Engagement bei den Flüchtlingen aus Frankreich, den armen Werktätigen und in vielen Organisationen Großbritanniens. Er war Mitglied in bis zu 69 Organisationen, darunter die Church Missionary Society, die British and Foreign Bible Society, die Proclamation Society Against Vice and Immorality, die School Society, die Sunday School Society, die Society for Bettering the Condition of the Poor und die Vice Society.[9]
1824 bis 1826 wohnte er in The Chestnuts, Honeycroft Hill in Uxbridge. Seit 1825 trat er als Parlamentarier zurück und lebte er aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen mit seiner Familie.[10] Er starb am 29. Juli 1833 in Chelsea, drei Tage, nachdem mit dem Slavery Abolition Act die Sklaverei im Britischen Weltreich abgeschafft worden war. Er wurde in der North Transept, Islip Chapel, North Choir Aisle in der Westminster Abbey in der Nähe von William Pitt begraben.
Aus seiner 1797 geschlossenen Ehe hinterließ er seine Witwe Barbara Ann Spooner, Tochter des Bankiers Joseph Spooner, und vier Söhne mit Namen William, Robert, Samuel und Henry. Zwei Töchter namens Barbara und Elizabeth starben vor ihm, eine bereits 1821.[11]
Wie viele Briten stand Wilberforce dem Hinduismus kritisch gegenüber. Abgelehnt wurden das Kastenwesen und Praktiken wie die Witwenverbrennung oder die Benachteiligung von Frauen und Mädchen bis hin zur Tötung weiblicher Neugeborener. Wilberforce sagte deshalb einmal, dass die Bekehrung der indischen Bevölkerung zum christlichen Glauben für ihn einen höheren Stellenwert habe als die Abschaffung der Sklaverei.[12] Er gehörte damit zu der zunehmend größer werdenden Gruppe von Briten, die sich dafür einsetzten, in Indien eine Missionierung zu erlauben.
Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die britische East India Company jegliche christliche Missionierung in Indien unterbunden. Wilberforce setzte gegen den Einfluss der East India Company auf die Beteiligung der Bürger in der Meinungsbildung. In insgesamt 837 Petitionen, die fast eine halbe Million Briten unterzeichneten, wurde dem britischen Parlament vorgeschlagen, die 1793 anstehende Erneuerung der British East India Company’s Charter so zu gestalten, dass die East India Company zur Entsendung von Lehrern und Diakonen verpflichtet würde. Das Anliegen scheiterte zunächst an der erfolgreichen Lobbyarbeit der Direktoren der Kompanie. Diese fürchteten, dass die Hinwendung zum Christentum die in Indien bestehenden Machtstrukturen gefährden und damit ihre wirtschaftlichen Interessen beeinträchtigen könnte.[13]
„Mir erschien die Verderbtheit des Sklavenhandels so enorm, so furchtbar und nicht wiedergutzumachen, dass ich mich uneingeschränkt für die Abschaffung entschieden habe. Mögen die Konsequenzen sein, wie sie wollen, ich habe für mich beschlossen, dass ich keine Ruhe geben werde, bis ich die Abschaffung des Sklavenhandels durchgesetzt habe.“
„Mein Weg ist ein öffentlicher Weg. Mein Geschäft ist in der Welt; und ich muss mich unter die Menschen mischen oder den Posten aufgeben, den die Vorsehung mir anscheinend zugewiesen hat.“
Zahlreiche Denkmale wurden Wilberforce gesetzt:
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