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deutscher Bildhauer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johann Wilhelm Rösch (* 8. November 1850 in Neckarrems;[1] † 8. August 1893 in Stuttgart) war ein spätklassizistischer württembergischer Bildhauer von regionaler Bedeutung. Er schuf eine Vielzahl von Reliefs, Statuen und Büsten, die überwiegend im Stuttgarter Raum aufgestellt sind.
Wilhelm Rösch wurde als drittes von zehn Kindern des Neckarremser Steinhauermeisters Jakob Friedrich Rösch (1823–1891) und der Weingärtnerstochter Johanna Lang aus Mundelsheim geboren. Wilhelms jüngster, bereits mit 32 Jahren verstorbener Bruder Hermann war ebenfalls Bildhauer, sein älterer, erstgeborener Bruder Jakob Friedrich wurde Steinhauermeister wie der Vater.
Im Jahr 1862 zog die Familie nach Stuttgart um. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Rösch den Beruf des Steinhauers, zuerst bei seinem Vater, dann bei dem angesehenen Stuttgarter Bildhauer Albert Güldenstein, der u. a. Tierskulpturen für die Wilhelma und Kandelaber für Schloss Rosenstein geschaffen hat. Nach der Lehrzeit arbeitete er unter seinem Vater als Steinhauergeselle, wobei ihm schon bald ornamentale Verzierungsarbeiten übertragen wurden. Nebenher besuchte er das Stuttgarter Polytechnikum, wo er sich besonders bei dem Modellierer Christian Plock im Ornamentzeichnen und im Modellieren übte.
Als Anerkennung für die von ihm geschaffene Tonfigur Christus als guter Hirte erhielt Rösch von der durch Ferdinand von Steinbeis geleiteten Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel eine Unterstützung zum Besuch der Stuttgarter Kunstschule, wo er von 1870 bis 1874 unter dem Bildhauer Theodor Wagner, einem Schüler Johann Heinrich Danneckers, studierte. Die Kunstschule gewährte ihm anschließend ein Stipendium zum Studium an der Dresdner Kunstakademie, wo er seine Studien unter dem Bildhauer Adolf von Donndorf, einem Schüler Ernst Rietschels, fortsetzte. Als von Donndorf 1876 zum Nachfolger Theodor Wagners als Professor der Bildhauerei an die Kunstakademie Stuttgart berufen wurde, ging er mit diesem zusammen nach Stuttgart zurück, um dort seine Studien zu beenden.
In den folgenden beiden Jahren machte Rösch durch prämierte Arbeiten wie Die Kindersegnung, Des Sängers Fluch und eine Kepler-Statue sowie durch die Mörike-Büste für das Mörike-Denkmal von sich reden. Im Jahr 1878 wurde Rösch das testamentarisch von dem Historienmaler Joseph Anton von Gegenbaur ausgesetzte Stipendium für eine Italienreise zugesprochen. Nach Fertigstellung der Kepler-Statue begab er sich im gleichen Jahr zu einem anderthalbjährigen Studienaufenthalt nach Rom. Dort schuf er u. a. ein Marmorhochrelief für Gegenbaurs Grabmal auf dem deutschen Friedhof in Rom und führte für seinen Lehrer von Donndorf das Grabmal Robert Schumanns aus.
Nach seiner Rückkehr im Jahr 1879 gründete Rösch in Stuttgart sein eigenes Atelier. In den verbleibenden 14 Jahren seines kurzen Lebens schuf er Grabdenkmäler (Theodor Wagner, Ludwig Stark), Denkmäler (Wilhelm Hauff, Julius Haidlen, Ottilie Wildermuth), Reliefs (Zwickelrelief für die ehemalige Königliche Landesbibliothek, allegorisches Relief Die Nacht) und Statuen (Georg der Bärtige, allegorische Figuren für die Alte Staatsgalerie, Marienstatue für das Marienhospital, drei Statuen für die Friedenskirche, allegorische Halbfigur Der Glaube).
Eine Sonderstellung in Röschs Werk nimmt das Muckenbüble ein. Es unterscheidet sich von seinen übrigen Werken, die ganz der Tradition verhaftet sind, durch seine schwebende Leichtigkeit, seinen eleganten Schwung und die humorvolle Auffassung der Situation.
Über die persönlichen Lebensumstände des erwachsenen Mannes, ob er verheiratet war und Kinder hatte und ob er ein auskömmliches Leben fristen konnte, ist nichts bekannt. Jedenfalls erlangte er in seinem kurzen Leben keinen sicheren Posten, etwa als königlicher Bildhauer oder Lehrer an der Kunstschule. Seine letzte Ruhestätte fand Rösch auf dem Stuttgarter Pragfriedhof. Seine Angehörigen ließen ihm ein Grabmal aus Naturstein errichten, das ein rundes Bronzemedaillon mit seinem Bildnis trug. Seit der Auflösung des Grabs 1962 ist der Grabstein mitsamt Medaillon verschwunden.
In seinem kurzen Leben gelang es Rösch nicht, sich über die engere Umgebung von Stuttgart hinaus einen Ruf zu erwerben, wenn auch sein Muckenbüble 1883 auf der Internationalen Kunstausstellung in München mit einer goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Rösch war im Wesentlichen noch dem klassizistischen Stil verhaftet, wie auch seine Lehrer Wagner und von Donndorf.
Ein Bildhauer unserer Tage, Karl-Henning Seemann urteilt: „Man würde Wilhelm Rösch nicht gerecht, wollte man ihn an seinem 10 Jahre älteren großen Zeitgenossen, Auguste Rodin messen, dessen Genie aus dieser Generation hoch hinaus und in unser Jahrhundert weit hineinragt. Rösch bleibt ganz in der Kunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts befangen, einer Kunst, die feste Maßstäbe für »falsch«und »richtig« kannte, an der auf den Akademien alles lehr- und lernbar war, was seit der Renaissance zum Repertoire des künstlerischen Könnens gehörte. Alles, was die Bildhauerei des 20. Jahrhunderts und das Interesse meiner Generation ausmacht, setzt sich deutlich von dieser oft steril gewordenen Perfektion ab.“
Röschs Muckenbüble und seine Büsten von Hauff und Mörike gehören zu seinen herausragenden und reizvollsten Werken, ein Urteil, das auch seine Zeitgenossen teilten. Auch Seemann zollt Rösch für diese Werke sein uneingeschränktes Lob: „Die sehr gut gemachten Porträtbüsten der schwäbischen Dichter erfüllen bis heute in Ehren ihren Zweck, und das sogenannte »Muckenbüble« im Städtischen Lapidarium Stuttgart bereitet mir immer wieder Vergnügen. Es lohnt sich, um diese Plastik herumzugehen und sie von allen Seiten zu betrachten, denn der Knabe, der sich umdreht um ein Insekt zu erschlagen, ist eine vollendet durchgeformte FIGURA SERPENTINATA,[2] die ihre Vorbilder nicht zu verleugnen braucht. Hier lastet kein anderer Inhalt als die neckische Episode auf dem Entwurf. Es ist, als wenn hier die Witzigkeit und Harmlosigkeit des Anlasses die größte bildhauerische Entfaltung des Künstlers ermöglicht.“
Die Werke Wilhelm Röschs werden aufsteigend nach dem Entstehungsjahr aufgeführt, sowohl die erhaltenen Werke als auch solche, die nur durch Fotos überliefert sind. Die Liste der verlorengegangenen Werke enthält die Werke, über deren Verbleib nichts bekannt ist oder solche, die zerstört wurden.
In den Überschriften geben die Jahreszahlen in Klammern das Entstehungsjahr an, in den Bildunterschriften das Jahr, in dem das Foto aufgenommen wurde.
Gipsguss eines Reliefs mit Holzrahmen, 109 cm breit, 66 cm hoch. Darstellung der Kindersegnung (Matthäus 19,14 EU).
Standort: Remseck am Neckar, Michael-Sebastianskirche.
Sandsteinstatue Johannes Keplers, ca. 2 m hoch. In den beiden Nischen links bzw. rechts vom Hauptportal des Erweiterungsbaus des Stuttgarter Polytechnikums[4] waren zwei Standbilder aufgestellt: das Standbild Johannes Keplers als Vertreter der Wissenschaft von Wilhelm Rösch und das Standbild Albrecht Dürers als Vertreter der Kunst von Theodor Scheerer. Nach der Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg (1944) wurde die Kepler-Statue nach Weil der Stadt verbracht (die Dürer-Statue ist heute im Städtischen Lapidarium der Stadt Stuttgart aufgestellt).
Standort: Weil der Stadt, Keplergasse 1 (Zugang von Steinhofgasse).
Grabmal Robert Schumanns, Marmor, Ausführung durch Wilhelm Rösch nach dem Modell seines Lehrers Adolf von Donndorf, Beschreibung: siehe Alter Friedhof Bonn, Das Schumann-Grab.
Standort: Bonn, Alter Friedhof.
Denkmal für Eduard Mörike, Carrara-Marmor. Büste und Relief von Wilhelm Rösch nach einem Entwurf Mörikes, Postament nach dem Entwurf des Architekten Recke. Überlebensgroße Porträtbüste Eduard Mörikes über einer auf Blumen gebetteten Schriftrolle. Postamentrelief mit Euterpe, der Muse der Lyrik, mit der rechten Hand Blumen streuend, mit der linken Hand die Kithara haltend.
Standort: Stuttgart, Silberburganlage, gegenüber Silberburgstraße 193, Koordinaten: 48° 46′ 8,16″ N, 9° 10′ 11,42″ O , Gipsmodell der Büste: Marbach, Deutsches Literaturarchiv.
Standbild von Herzog Georg dem Bärtigen von Sachsen, Lindenholz, überlebensgroß. Nach dem verschollenen, halb so großen Gipsmodell Wilhelm Röschs (zwischen 1874 und 1879) von dem Holzschnitzer Franz Schneider ausgeführte Figur. Standort: Albrechtsburg Meißen, Große Hofstube; Gipsmodell: Verbleib unbekannt
In Annaberg/Erzgebirge wurde 1897 nach einem Entwurf von Wilhelm Rösch ein Denkmal Georg des Bärtigen (Stadtgründer von Annaberg) von F. Völker aus Dresden in Sandstein nach dem Holzmodell ausgeführt und im Rondell der Zick-Zack-Promenade aufgestellt (Finanzierung durch die Harmonische Gesellschaft der Fünfzehner). In den 60er Jahren wurde das stark verwitterte Monument von Vandalen zerschlagen und die Teile an einen unbekannten Ort abtransportiert.
Denkmal für Wilhelm Hauff, 5 m hoch, Entwurf des Denkmals von Christian Friedrich von Leins nach den Beiträgen eines Wettbewerbs, an dem auch Rösch teilnahm. Rösch schuf das Gipsmodell der überlebensgroßen Bronzebüste, die von Wilhelm Pelargus gegossen wurde. Rösch führte auch das Sandstein-Postament aus, das in zwei gebogene Flügel mit Ruhebänken ausläuft. 1955: Wiederherstellung der im Zweiten Weltkrieg zur Waffenherstellung eingeschmolzenen Büste durch den Bildhauer Hermann Brellochs.
Standort: Stuttgart, Hasenberganlagen, auf der Höhe von Hasenbergsteige 94, Koordinaten: 48° 45′ 52,41″ N, 9° 8′ 48,11″ O . Gipsmodell der Bronzebüste: Marbach, Deutschen Literaturarchiv.
Wilhelm Rösch führte zwischen 1885 und 1888 nach dem Entwurf seines Lehrers Adolf von Donndorf von den 12 Zwickelreliefs der Königlichen Landesbibliothek in Stuttgart das Relief „Religion“ aus.[5]
Standort: Im Zweiten Weltkrieg wurde die Königliche Landesbibliothek bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Nach dem Abriss wurde das Gebäude durch einen modernen Bau ersetzt. Über den Verbleib der unzerstörten Zwickelreliefs ist nichts bekannt.
Statue „Knabe in Gefahr“, im Volksmund „Muckenbüble“, lebensgroß. Ein nackter Knabe, der wie ein Flamingo auf einem Bein steht und das andere abgeknickt hochzieht, dreht sich in geschraubter Haltung zurück, den linken Arm mit dem Handtuch hinter sich streckend, um das Gleichgewicht zu bewahren, und mit dem rechten weit ausholend, um ein Insekt zu erschlagen, das ihn am Oberschenkel piesackt.
Standort:
Denkmal für Julius Haidlen (1818–1883), den Gründer und langjährigen Vorsitzenden des Verschönerungsvereins Stuttgart. Entwurf des Gedenksteins von Christian Friedrich von Leins. Rundmedaillon mit Haidlens bronzenem Brustbildrelief von Rösch, gegossen von Hugo Pelargus.
Standort: Stuttgart, Seidenanlage, gegenüber Silcherstraße 5–7, Koordinaten: 48° 46′ 42,11″ N, 9° 9′ 59,86″ O .
Denkmal für Ottilie Wildermuth, Sandstein, Rundmedaillon mit einem bronzenen Brustbildrelief Wildermuths von Rösch
Standort: Tübingen, Platanenallee, am Fuß der Alleeenbrücke, Koordinaten: 48° 31′ 2,37″ N, 9° 2′ 55,88″ O .
Statuen mit der allegorischen Darstellung der Malerei, Architektur, Plastik und Kupferstecherkunst, Sandstein. Je zwei Statuen schmücken die Fassaden der beiden rückwärtigen Flügel der Alten Staatsgalerie. Seit im Jahr 2002 hinter der Alten Staatsgalerie entlang der Urbanstraße ein Erweiterungsbau für die Graphische Sammlung errichtet wurde, ist die Sicht auf die Statuen nur noch eingeschränkt möglich (von der Urbanstraße aus oder auf den beiden verglasten Übergängen zwischen der Alten Staatsgalerie und der Graphischen Sammlung).
Standort: Stuttgart, Rückseite der Alten Staatsgalerie, Urbanstraße, Koordinaten: 48° 46′ 49,49″ N, 9° 11′ 16,89″ O .
Halbfigur einer betenden jungen Frau auf profilierter Plinthe. Inschrift: „Schönres find' ich nichts, wielang ich wähle / als in der schönen Form – die schöne Seele.“ (Schiller 1804).[9]
Standort: Verbleib unbekannt.
Relief, Gips, Medaillon mit Brustbild einer schlafenden jungen Frau, der eine schlafende, geflügelte Amorette auf dem Rücken hockt.
Standort: Stuttgart, Stadtarchiv.
Marienstatue, Kelheimer Kalkmarmor, Überlebensgröße. Statue mit Maria als Himmelskönigin und dem nackten Jesuskind, das seine Hand zum Gruß erhebt. Die Statue befindet sich über dem Eingangsportal des alten Marienhospitalbaus.
Standort: Stuttgart, Marienhospital, Alter Marienbau, Böheimstraße 37, Koordinaten: 48° 45′ 41,31″ N, 9° 9′ 46,3″ O .
Drei Statuen, Kalkstein. Die Statuen zieren die Turmfassade der Friedenskirche: „Der grüßende, einladende Christus“ (2,70 m hoch) in einer Nische auf halber Höhe des Turms, und zu beiden Seiten des Hauptportals auf hohen Rundsäulen, die sich an die Eckpfeiler des Turms lehnen, die Figuren „Petrus mit dem Schlüssel“ (links) und „Paulus mit dem Buch“.
Standort: Stuttgart, Friedenskirche, Schubartstr. 12, Koordinaten: 48° 47′ 10,19″ N, 9° 11′ 33,5″ O .
In Merz 1890, Seite 87, wird berichtet, dass von Rösch 1890 noch „ein naturfrisches Bild des Frühlings und ein köstlicher Kinderengels-Kopf [im Stuttgarter Kunstverein] ausgestellt“ waren, über die aber sonst nichts bekannt ist.
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