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Denkmalgeschütztes Objekt in Leopoldstadt (4499) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Wiener Riesenrad im Prater im Gemeindebezirk Leopoldstadt ist eine Sehenswürdigkeit und ein Wahrzeichen Wiens. Es wurde 1897 zur Feier des 50. Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs I. errichtet und war zur damaligen Zeit eines der größten Riesenräder der Welt.
Wiener Riesenrad | ||
Das Riesenrad im Wiener Prater | ||
Basisdaten | ||
---|---|---|
Ort: | Prater, Wien | |
Bauzeit: | 1896–1897 | |
Sanierung: | 1945 | |
Status: | in Betrieb | |
Architekten: | Walter Bassett Basset und Harry Hitchins | |
Koordinaten: | 48° 13′ 0,6″ N, 16° 23′ 45,3″ O | |
| ||
Technische Daten | ||
Höhe: | 64,75 m | |
Etagen: | 15 Waggons | |
Baustoff: | Stahl, Holz, Glas | |
Anschrift | ||
Stadt: | Wien | |
Land: | Österreich |
Das Riesenrad wurde 1896 von den englischen Ingenieuren Walter Bassett Basset (1864–1907) und Harry Hitchins geplant und mit 30 Waggons auf einem von Gabor Steiner, dem eigentlichen „Vater des Riesenrades“, gepachteten Grundstück auf dem Prater-Gelände errichtet. Als eigentlich ausführender Chefkonstrukteur wirkte Hubert Cecil Booth mit. Walter Bassett Basset selbst streckte die Baukosten von 500.000 Kronen vor und verbriefte die Finanzierungskosten hinterher in Aktien (45.000 £) und einer Anleihe von 10.000 £ (eingeteilt in 40 Stücke zu 250 £) der englischen Gesellschaft „Wiener Riesen Rad Limited“ (Vienna Gigantic Wheel Ltd.)[1]. Am 25. Juni 1897 wurde das Rad erstmals in Bewegung gesetzt, allerdings führte es nur eine halbe Umdrehung aus, damit der obere Teil nach unten gebracht und fertig montiert werden konnte. Eröffnet wurde es 1897, ein Jahr vor der Feier des 50. Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs I. Die offizielle Einweihung des Riesenrads erfolgte am 3. Juli 1897, einem heißen Sommertag, an dem die Wiener das Prater-Gelände in großer Zahl besuchten. Nur die wenigsten dürften allerdings in der Lage gewesen sein, die acht Gulden aufzubringen, die damals eine Fahrt mit dem Riesenrad kostete. Ein Beamter verdiente damals 30 Gulden im Monat.
Während des Ersten Weltkrieges, im Jahre 1916, wurde der britische Eigentümer des Riesenrades, Walter Basset[Anm. 1], enteignet und die Attraktion zur Versteigerung ausgeschrieben. Erst drei Jahre später, 1919, erwarb es der nicht mit Gabor Steiner verwandte Prager Kaufmann Eduard Steiner, der es ursprünglich abreißen lassen wollte, es aber schließlich verpachtete.
1938 wurde das Riesenrad wie das gesamte Eigentum von Eduard Steiner (und auch jenes von Gabor Steiner) von den Nationalsozialisten „arisiert“. Ein Jahr später wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Riesenrad durch Feuer und Bomben fast gänzlich vernichtet und brannte 1944 aus. Im selben Jahr starb Gabor Steiner in seinem Exil in Beverly Hills. Eduard Steiner, der letzte rechtmäßige Besitzer vor der „Arisierung“, wurde 1944 im KZ Auschwitz ermordet. 1953 wurde das Riesenrad an drei Steiner-Erbinnen restituiert.[2]
Wegen der Brandschäden des Krieges ging man nach 1945 davon aus, dass die Stabilität des Riesenrads gelitten habe. Daher wurden nur noch 15 der 30 Waggons wieder eingehängt. Aus Kostengründen wurden nur 4 statt der ursprünglich 6 Fenster eingebaut. Noch 1957, als der Eigentümer aus Anlass des 60-Jahr-Jubiläums des Fahrgeschäfts alte Waggons austauschen ließ, wurde wegen zu schwacher Frequenz an der Zahl von 15 Waggons festgehalten.[3] Das Riesenrad mit 15 Waggons wurde ein Symbol des Wiederaufbaus. Seit 2002 befindet sich beim Riesenrad eine „Panoramamuseum“ genannte Ausstellungshalle mit acht nachgebauten Waggons, in denen die Geschichte des Wiener Praters dargestellt wird.
2016 wurde begonnen, die 15 Waggons gegen neue auszutauschen, die nach den Originalplänen von 1896/97 gebaut werden. Damals hatten die Waggons sechs Fenster pro Seite.[4]
Das Riesenrad befindet sich über die „Wiener Riesenrad Dr. Lamac GmbH & Co OG“[5] und jeweils einer dazwischen geschalteten Vermögensverwaltungsgesellschaft im Privatbesitz von Dorothea Lamac.
2022 wurde zwischen zwei Waggons eine offene Glasplattform angebracht; bis zu vier frei stehende Personen können mitfahren und werden durch Gurte gesichert.[6][7][8]
Das Wiener Riesenrad hat die Form eines Dreißigecks mit einem Gesamtdurchmesser von 60,96 Meter (von 200 engl. Fuß abgeleitet),[9] was dem Durchmesser über die Aufhängungsachsen der Waggons entspricht. Der äußere Raddurchmesser beträgt 55,78 Meter (183 Fuß), der innere Raddurchmesser 49,68 Meter (163 Fuß). Der höchste Punkt befindet sich 64,75 Meter über dem Boden.
Das Gewicht der rotierenden Konstruktion beträgt 244,85 Tonnen und das Gesamtgewicht aller Eisenkonstruktionen 430,05 Tonnen. Die Achse des Riesenrades ist 10,78 Meter lang, hat einen Durchmesser von 0,5 Meter und wiegt 16,3 Tonnen.
Der Antrieb erfolgt über zwei Motoren mit einer Leistung von 15 Kilowatt, die über eine Welle miteinander verbunden sind. Sie treiben über Riemen zwei Schwungräder an. Über Riemenscheiben und je ein zweistufiges Getriebe wird die Antriebskraft in die zwei Seiltriebe an den Außenseiten des Radkranzes eingeleitet, die Übertragung des Drehmomentes erfolgt über Reibungsbacken. Das Seil wird durch ein 3,5 Tonnen schweres Gewicht auf Spannung gehalten. Obwohl jeder der beiden Motoren allein das Rad bewegen könnte, sind zur Sicherheit noch zwei weitere, kleinere Motoren in das Antriebssystem integriert; die Stromversorgung hält bei Stromausfall ein Notstromaggregat aufrecht. Letztlich ist das Kraftübertragungssystem so ausgelegt, dass das Riesenrad auch per Hand gedreht werden kann.
Die Umfangsgeschwindigkeit des Riesenrads beträgt maximal 0,75 Meter pro Sekunde (2,7 Kilometer pro Stunde), die Zeit für eine vollständige Umdrehung beläuft sich somit auf 255 Sekunden. Die tatsächliche Dauer für eine Umdrehung ist wesentlich länger und hängt vom Passagieraufkommen ab, da im längsten Fall das Riesenrad jeweils nur um die Wegstrecke zwischen zwei Waggons weiterbewegt wird, um die Passagiere ein- und aussteigen zu lassen.
Nach der Demontage des Riesenrades in Blackpool (mit einer Höhe von 67 Metern) im Jahr 1928 galt das Riesenrad in Wien als das höchste Riesenrad der Welt, und erst 1985 wurde es vom Technocosmos (später umbenannt in Technostar) mit einer Höhe von 85 Metern in Tsukuba, Japan übertroffen.
Das Wiener Riesenrad war im Verlauf seiner Geschichte auch Ort für waghalsige Aktionen: So drehte die Zirkusdirektorin Madame Solange d’Atalide im Jahr 1914 für einen Film auf einem Pferd sitzend eine Runde auf dem Dach eines Waggons des Wiener Riesenrads.
In die Filmgeschichte geriet das Wiener Riesenrad spätestens durch eine längere Sequenz in Der dritte Mann (1949, Regie: Carol Reed, mit Orson Welles und Joseph Cotten). In Erinnerung an diesen Film wurde es am 9. Juni 2016 in die Liste der Schätze der europäischen Filmkultur der Europäischen Filmakademie aufgenommen. Eine Szene im 15. James-Bond-Abenteuer Der Hauch des Todes (1987) ist ebenfalls auf dem Riesenrad gedreht worden.
Auch in der Fernsehserie Kommissar Rex taucht das Riesenrad mehrmals auf (unter anderem im Vorspann).
Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2008 war das Riesenrad mit einem Bild des tschechischen Torhüters Petr Čech dekoriert. Ursprünglich sollte diese Funktion ein 2000 Quadratmeter großes über das Rad gespanntes Netz übernehmen. Darauf waren das EM-Logo, die EM-Maskottchen Trix und Flix sowie der Satz: „Wir freuen uns auf die Europameisterschaft.“ zu sehen. Das bereits montierte Netz musste wegen des nahenden Sturmtiefs „Emma“ Anfang März 2008 geöffnet werden (die einzelnen Netzteile waren mit Reißverschlüssen verbunden). Nach Aussagen der Stadt-Wien-Marketing wurde es durch den Sturm bis auf einen 1,5 Meter langen Riss nicht weiter beschädigt. Dennoch war dessen vollständige Entfernung erforderlich, da das Riesenrad sturmbedingt eine sicherheitstechnische Überprüfung benötigte. Zum Wiederaufhängen fehlten die dafür erforderlichen 50.000 bis 60.000 Euro. Der Hauptteil wäre für die Netzmontage aufzuwenden gewesen, da derartige Arbeiten nur in den Nachtstunden während der Stillstandszeiten des Riesenrades durchgeführt werden können und 14 Tage gedauert hätten.
Am 16. Oktober 2019 fand eine gemeinsame Bergungsübung von Spezialkräften der Feuerwehr, Berufsrettung und Polizei statt, bei der – bei Wind – wiederholt ein Verletzten-Dummy und zuletzt auch zwei Journalisten von einem Waggon am höchsten Punkt des Rads abgeseilt wurden.[10] Am 21. August 2021 versuchte Erich Blie, Schlagzeuger der bekannten österreichischen AOR-Band Cornerstone, einen Weltrekord aufzustellen, indem er zwei Runden auf einer Plattform montiert ein Schlagzeugsolo über den Dächern Wiens zum Besten gab.[11][12] Zum 125-Jahre-Jubiläum bespielte das Theaterensemble Nesterval im Juni 2022 Vorplatz, Foyer, Museum und Waggons des Wiener Riesenrads.[13]
George Ferris als Erfinder des Riesenrades setzte bei der Weltausstellung in Chicago 1893 das erste derartige Fahrgeschäft um. Der Erfolg dieser Erfindung veranlasste den britischen Marineoffizier und Ingenieur Walter Bassett Basset, Ferris das Patent abzukaufen und in der Folge vier weitere Riesenräder in Europa zu errichten.[14] Das heute einzige dieser vier ersten Riesenräder aus der Zeit um die Jahrhundertwende, das noch steht, ist das Wiener Riesenrad im Prater, welches eine baulich kleinere Kopie des Blackpooler Riesenrades darstellt.[15] Ein für New Brighton (Stadtteil von Wallasey) geplantes Riesenrad wurde aufgrund von Rechtsstreitigkeiten nicht errichtet.[16] Der Ort errichtete als Ersatz dafür den New Brighton Tower, der allerdings in den 1920er Jahren wieder abgerissen wurde.
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