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Naturraum in Nordunterfranken und Südthüringen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Werra-Gäuplatten, auch Werra-Gäuflächen[1] oder Meininger Kalkplatten (s. u.) genannt, sind eine naturräumliche Haupteinheit im Süden Thüringens und im Norden Bayerns. Sie stellen die nördlichste Landschaft der Haupteinheitengruppe Mainfränkische Platten sowie der übergeordneten Großlandschaft (Großregion 2. Ordnung) Südwestdeutsches Stufenland dar.
Werra-Gäuplatten | |
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Landschaften Thüringens mit den Werra-Gäuplatten nebst Langen Bergen und Mellrichstädter Gäu im südwestlichen Grenzgebiet zu Bayern | |
Systematik nach | Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands |
Haupteinheitengruppe | 13 → Mainfränkische Platten |
Über-Haupteinheit | 1382 → Werra-Gäuplatten |
Naturraum | 1382 → Werra-Gäuplatten |
Bundesland | Thüringen, Bayern |
Staat | Deutschland |
Wie in allen als Gäue bezeichneten Landschaften steht in erster Linie Muschelkalk an.
Die Werra-Gäuplatten erstrecken sich auf einer Fläche von etwa 700 km²[1][2] beiderseits des Flusses Werra von der Region um die Stadt Meiningen (Landkreis Schmalkalden-Meiningen, TH) im Norden über Hildburghausen (Landkreis Hildburghausen, TH) bis zu den Langen Bergen nördlich von Coburg (Landkreis Coburg, Oberfranken, BY) sowie nach Südwesten bis zum Mellrichstädter Gäu bei Mellrichstadt und Ostheim vor der Rhön im nördlichen Landkreis Rhön-Grabfeld (Unterfranken, BY). Ihre Südgrenze zum Keuper-Hügelland Grabfeld fällt weitgehend mit der südlichen Wasserscheide der Werra zu Fränkischer Saale und Itz zusammen, auf der auch der Kleine Gleichberg liegt. Jedoch entwässert der Mellrichstädter Gäu überwiegend zur Streu und damit zur Fränkischen Saale.
Die Werra-Gäuplatten sind ein Muschelkalkgebiet, deren Hochebenen und leicht gewellte Berge eine Höhe zwischen 460 und 520 m über NN erreichen. Die Landschaft ist von zahlreichen tief eingeschnittenen Tälern bis zu 180 m Tiefe durchzogen. Höchste Erhebung ist der solitär stehende erloschene Vulkan Dolmar mit einer Höhe von 739,6 m über NN am nordöstlichen Rand des Naturraums. Ähnlich singulär überragen die Gleichberge (641 und 679 m) an der Südgrenze ihr Umland, werden jedoch bereits zur Haupteinheit Grabfeld gerechnet.
Ein bedeutendes Naturdenkmal ist die vor rund 20.000 Jahren entstandene touristisch erschlossene Kluft- und Spaltenhöhle Goetz-Höhle.
Im Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands wurden die Werra-Gäuplatten ursprünglich mit dem geologisch andersartigen (Keuper) Grabfeld zu Haupteinheit 138 zusammengefasst.[3] Dieses war vor allem der Tatsache geschuldet, dass das dekadische System nur zehn Haupteinheiten (dreistellig) pro Gruppe (zweistellig) zuließ.
In den Arbeiten zu den Einzelblättern 1:200.000 wurde davon jedoch wieder Abstand genommen und per tiefergestellter Nachziffer wurde das Grabfeld zu Haupteinheit 1381, die Gäuplatten zu 1382.
Keine naturräumliche Feingliederung erfolgte nördlich des Breitengrades 50°30'. Dieses hängt zum einen damit zusammen, dass der Kartenausschnitt von Blatt 1266 Fulda (Werner Röll 1969) die westlichsten Platten (Leite, Westrand der Dreißigackerer Platte) zwar knapp enthält, dort jedoch keine Grenzen zur Rhön eingezeichnet sind und auch im Textteil die Einheit nicht erwähnt wird.[4] Insbesondere aber hatte man, aufgrund des inzwischen erfolgten Mauerbaus, nach einigen Jahren Bedenkzeit in den Jahren bis 1968/9 beschlossen, auf die Erstellung von Kartenblättern auf dem Gebiet der damaligen DDR, insbesondere auf Blatt Gotha, zu verzichten.
Folgende Unter-Naturräume sind auf Blatt 141 Coburg (Heinz Späth 1987) ausgewiesen:[5]
Der Bibraer Sattel war in der ursprünglichen Kartierung des Handbuchs der naturräumlichen Gliederung Deutschlands als Teil der Einheit Rhön angesehen worden.
Die Gäuplatten durch folgende Talungen zerteilt:
In Ergänzung zu den Einheiten auf Blatt Coburg zerfallen die Gäuplatten durch die o. g. Trennsenken in die folgenden Platten und Höhenzüge (im Uhrzeigersinn, begonnen im Südosten):
Nicht alle gelisteten Platten gehören zwingend zu den Werra-Gäuen, unzweifelhaft aber die vier Hauptplatten, die Hildburghäuser Berge und die Langen Berge.
Der Bibraer Sattel mit seinen Schichtfolgen aus Buntsandstein und Muschelkalk ist eher Teil des Östlichen Rhönvorlands, was auch der Zuordnung im Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands (Karte von 1954) entspricht.[6] Heinz Späth hat auf Blatt Coburg ausgerechnet die Muschelkalkberge des Westflügels noch dem Rhönvorland zugeschlagen, den Buntsandsteinsaum und den noch etwas höheren Ostflügel, welcher noch deutlicher von den Gäuen abgesetzt ist, höhere Höhen erreicht und ein im Vergleich zu den eigentlichen Plattenrändern weicheres Relief aufweist, nicht.[5] Von der zerfallenen Südwestplatte sind Stillberg und Zehnerberg typische Randplatten, der zentrale Fritzenbergkamm verlängert jedoch die Kammlinie von Wolfsberg (505,2 m) und Henneberg (527 m) im Rhönvorland und ist der einzige ausgeprägte Kamm der Platten. Späth hat laut Kartierung entsprechend den Heiligen Berg (530,0 m), den südwestlichsten Teil des Fritzenberg-Kamms, dem Rhönvorland zugerechnet[5] und damit mindestens den hinter einer Scharte auf 482 m knapp höheren Fritzenberg, nördlich seines Kartenausschnitts, ebenfalls. Eine mögliche Abgrenzung, die nicht den kompletten Kamm zum Rhönvorland zählen würde (und die Rahmung des Werratals den Gäuen überließe), wäre die Scharte auf 432 m zum Spielberg (478,1 m).
Die Kartierung von 1954 zählt auch die Leite zur Rhön-Einheit;[6] geomorphologisch ist sie eine typische Randplatte bzw. ein Zeugenberg der Gäue. Andererseits formt sie mit den 639 m hohen Rhönkegeln Neu- und Hutsberg bzw. mit deren Muschelkalksockel eine Randbucht der Herpf gegenüber der Geba. Den Feldstein wiederum zählt die Handbuchkartierung von 1960, anders als die von 1954, tendenziell zum Vorland des Thüringer Waldes – allerdings ist deren Maßstab sehr grob und die eingezeichnete Haupteinheitengruppengrenze so dick, dass die Zuordnung nicht zwingend so gemeint ist; im Textteil (2. Lieferung 1955) werden keine feineren Teillandschaften beschrieben.[6]
Im rein innerthüringischen System Die Naturräume Thüringens der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) werden die Werra-Gäuplatten – bzw. ihr thüringischer Anteil – in fast unveränderten Grenzen als Meininger Kalkplatten ausgewiesen. Einzige Abweichung ist der östlich der Bibra befindliche Südostteil des Bibraer Sattels, der insofern das Östliche Rhönvorland fortsetzt, als auf ihm in nicht geringen Anteilen Buntsandstein ansteht.[7][8] Dieser wurde der Einheit Lengsfeld-Zillbach-Bauerbacher Buntsandstein-Waldland zugerechnet.[9]
Die Werra-Gäuplatten stoßen nach Norden an die Haupteinheit Salzunger Werrabergland (359), nach Nordosten und Osten an das Südliche Vorland des Thüringer Waldes (390), nach Süden ans Grabfeld (1381), nach Südwesten an die Südrhön (140) und nach Nordwesten an die Kuppenrhön (353).[5][6]
Folgende Berge oder Gipfel der Werra-Gäuplatten sind erwähnenswert (in Klammern Höhen über NHN, Dominanz und Prominenz; Scharten, von Einzelfällen abgesehen, aus Höhenlinien und damit nur auf einige Meter genau; höchste Höhen innerhalb einer Platte fett):[10]
Basaltisch sind neben dem Dolmar (739,6 m) im Norden noch der Feldstein (552,3 m) im Nordosten sowie der ihm südwestlich, am anderen Ufer der Werra, gegenüberstehende Steinerne Berg (499,1 m); überdies im Süden, in nördlicher Verlängerung der Gleichberge, die Dingslebener Kuppe (428,9 m) und der unauffällige Ermelsberg (514,6 m).[11] Bis auf den Dolmar gehören sie alle, wie auch die Gleichberge, zum Vulkanfeld der Heldburger Gangschar.[12]
Größte Stadt und einzige Mittelstadt im Naturraum Werra-Gäuplatten ist Meiningen. Weitere Städte sind Hildburghausen, Mellrichstadt und Ostheim vor der Rhön sowie das in Grenzlage befindliche Themar. Die Bergkuppen sind mit Laub- und Mischwäldern bedeckt, die Südhänge bestehen aus Trockenwäldern und Trockenrasen. Die Hochebenen und flache Hänge sind Acker- und Weideland, die Talsohlen Grünland. Ausgeprägter urbaner Siedlungsraum mit Industrie und Gewerbe bestehen lediglich in den beiden Kreisstädten Meiningen und Hildburghausen und in der unterfränkischen Stadt Mellrichstadt. Durch den Naturraum führen weiter die Eisenbahnstrecken Meiningen–Schweinfurt (Teilstück Meiningen–Mellrichstadt) und Werrabahn (Teilstück Meiningen–Hildburghausen), die Bundesautobahn 71 (Teilstück Meiningen-Nord–Mellrichstadt), die Bundesstraße 19 (Teilstück Walldorf–Meiningen–A 71) und die Bundesstraße 89 (Teilstück Meiningen–Hildburghausen).
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