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palästinensisch-arabischer Historiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Walid Ahmad Salih Khalidi (arabisch وليد خالدي, DMG Walīd Ḫālidī, * 1925 in Jerusalem, Mandatsgebiet Palästina) ist ein palästinensischer Historiker, der hauptsächlich zur Geschichte der Palästinenser im 20. Jahrhundert, dem israelisch-arabischen Krieg sowie der Vertreibung und Flucht der arabischen Palästinenser publiziert. Er lehrte u. a. an der Amerikanischen Universität Beirut sowie der Harvard University und ist Mitbegründer des Institute for Palestine Studies. Außerdem gehörte er mehrmals arabischen bzw. palästinensischen Delegationen bei internationalen Friedensverhandlungen an.
Khalidi entstammt einer prominenten arabischen Gelehrtenfamilie, die seit Generationen in Jerusalem ansässig ist. Sein Großvater, der Richter Raghib al-Khalidi, gründete 1900 die Khalidi-Bibliothek in der Jerusalemer Altstadt, eine der bedeutendsten Sammlungen arabischer Manuskripte. Sein Vater Ahmad Samih Khalidi (1896–1951), war Lehrer und leitete von 1925 bis 1948 das Jerusalemer Arab College, die renommierteste Sekundarschule und Akademie für Lehrerausbildung in Palästina. Er arbeitete auch in der Bildungsbehörde der britischen Mandatsverwaltung. Walid Khalidi selbst besuchte die anglikanische St. George’s School und das Arab College in Jerusalem. Dann ging er zum Studium nach England, an der Universität London schloss er 1945 den Bachelor of Arts in Philosophie ab.[1]
Anschließend kehrte er zunächst nach Jerusalem zurück und arbeitete dort beim Informationsbüro der Arabischen Liga, die sich für die Unabhängigkeit Palästinas und gegen die Schaffung eines jüdischen Staats sowie den UN-Teilungsplan einsetzte.[1] In Jerusalem zählte er zum Kreis der Personen, die sich in der Villa von Katy Antonius, dem späteren Shepherd-Hotel, zu Unterhaltungen und Gesprächen trafen.[2] Khalidi heiratete 1945 die Libanesin Rasha Salam, mit der er zwei Kinder bekam. Der libanesische Politiker Saeb Salam war daher sein Schwager. Während des Palästinakriegs 1948 war er im Libanon und konnte anschließend nicht nach Palästina zurückkehren. Stattdessen ging er erneut nach England, wo er sein Studium an der Oxford University fortsetzte und 1951 mit einem Master of Letters in Islamkunde abschloss. Anschließend lehrte Khalidi als Dozent an der Orientalistischen Fakultät von Oxford.[1] Er beschäftigt sich seit den 1950er Jahren mit der Nakba, der Vertreibung und Flucht der arabischen Palästinenser während des Krieges von 1948 und der Gründung des Staats Israel.
Aus Protest gegen den britisch-französisch-israelischen Angriff auf Ägypten im Suezkrieg 1956 gab er seine Stelle an der Universität Oxford auf und lehrte danach bis 1982 in der Abteilung für Politikwissenschaft und öffentliche Verwaltung der Amerikanischen Universität Beirut. An der Seite seines Schwagers Saeb Salam engagierte er sich politisch in der Bewegung Arabischer Nationalisten, die während der Libanonkrise 1958 die Regierung des Präsidenten Camille Chamoun bekämpfte. Neben Constantin Zureik war Khalidi 1963 Mitbegründer des Institute for Palestine Studies in Beirut.[3] Außerdem wirkte er an der Gründung der Königlichen Wissenschaftlichen Gesellschaft Jordaniens in Amman (1966) und des Center for Arab Unity Studies in Beirut (1975) mit. Nach dem Sechstagekrieg 1967 beriet er die irakische Vertretung bei den Vereinten Nationen.[4] Zwischenzeitlich hatte er auch Aufenthalte als Gastwissenschaftler bzw. Gastprofessor an den Universitäten Princeton (1960/61) und Harvard (1976–78 sowie 1979–81).[1]
Ab 1982 arbeitete Khalidi bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1997 als Senior Research Fellow am Center for Middle Eastern Studies der Harvard-Universität.[1] Im März 1983 gehörte er als palästinensischer Vertreter einer von König Hussein I. von Jordanien angeführten Delegation der Arabischen Liga an, die sich mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher traf, um das Recht des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung zu bekräftigen. Er gehörte 1991 zur gemeinsamen jordanisch-palästinensischen Delegation bei der Friedenskonferenz von Madrid und nahm anschließend an zwei bilateralen Gesprächsrunden mit Israel in Washington, D.C. teil.[4] Im Jahr 1993 war er Gründungsmitglied des Center for Muslim-Christian Understanding an der Georgetown University, dessen wissenschaftlichem Beirat er als stellvertretender Vorsitzender bis 2006 angehörte. Weiterhin ist er Vorsitzender des Stiftungsrats der Khalidi-Bibliothek in Jerusalem.[5]
Khalidis zahlreiche Veröffentlichungen befassen sich mit den Ursprüngen des arabisch-israelischen Konflikts aus arabisch-palästinensischer Perspektive, der Zerstörung arabischer Siedlungen und der Flucht und Vertreibung der Palästinenser aus dem heutigen Israel (Nakba). Er vertrat die These, dass der Palästinakrieg aus zwei getrennten Kriegen bestanden habe, und machte damit auf den vorangegangenen Bürgerkrieg im damaligen Mandatsgebiet aufmerksam. 1994 wurde Khalidi in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Die Amerikanische Universität Beirut verlieh im 2010 die Ehrendoktorwürde.[5] Walid Khalidis jüngerer Cousin Rashid Khalidi (* 1948) ist ebenfalls Historiker, der sich mit der Geschichte der Palästinenser befasst.
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