Wabern bei Bern
Ortsteil der Gemeinde Köniz im Kanton Bern, Schweiz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wabern ist ein Ortsteil der politischen Gemeinde Köniz (BE), am südlichen Stadtrand von Bern zwischen Aare und Gurten.
Wabern | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Bern (BE) |
Verwaltungskreis: | Bern-Mittelland |
Einwohnergemeinde: | Köniz |
Postleitzahl: | 3084 |
Koordinaten: | 600743 / 197511 |
Höhe: | 555 m ü. M. |
Einwohner: | 8080 (2023[1]) |
Website: | www.wabern.ch |
Karte | |
Wabern grenzt direkt an die Stadt Bern und ist vom Bahnhof Bern aus in rund zehn Minuten mit dem Tram 9 erreichbar. Der Ort liegt am Fuss des Gurten, des Berner Hausbergs. Bei der Talstation der Gurtenbahn liegt das ehemalige Brauereigebäude von Gurtenbier. Vom Berg hat man einen Überblick in die Alpen und über die Stadt Bern. Als Naherholungsgebiet ebenfalls beliebt sind der Fluss Aare und der Campingplatz Eichholz.
Wabern entstand im 20. Jahrhundert aus den mittelalterlichen Bauerndörfchen Gross- und Kleinwabern, die Teil der Kirchgemeinde, ab 1834 auch der politischen Gemeinde Köniz waren. Die Bevölkerung betrieb Ackerbau in zwei Zelgsystemen und Viehwirtschaft mit Weiden am Gurten und im Belpmoos. Trotz guter Verkehrslage an der Landstrasse nach Thun konnte sich das Gewerbe bis zur Gewerbefreiheit des 19. Jahrhunderts nicht entwickeln, weil die Stadtmeister mit einer Bannmeile das Landhandwerk behinderten. Im 18. Jahrhundert erwarben Berner Patrizierfamilien Höfe und Land und bauten Sommersitze (Campagnen). Diese wurden später zum Teil als private Knabeninstitute (Bouterwek-Gladbach 1840–1861, Grünau bis 1933), gemeinnützige Erziehungsheime für Mädchen (Morija 1827–1975, 1869 Umzug von Bern nach Wabern; Viktoria 1859–1961, Wegzug nach Richigen) und Knaben (Bächtelen seit 1840) sowie als Taubstummenanstalt (1874–1941) umgenutzt. Erhalten ist unter anderem die klassizistische, 1830–1832 erbaute Villa des Morillonguts.
Seit 1899 führt eine Standseilbahn von Wabern auf den Gurten. Neue öffentliche Verkehrsmittel wie das Tram von Wabern zum Hauptbahnhof Bern, ab 1894 via Weissenbühl, ab 1912 via Monbijou, und die Gürbetalbahn ab 1901 beschleunigten zuerst in Grosswabern und am Gurten die Bautätigkeit. Die Herrengüter, die ab den 1930er bzw. 1950er Jahren parzelliert und deren Herren-, Pächter- und Ökonomiebauten teils abgebrochen wurden, wichen unter anderem der Gartenstadt Gurtenbühl, der Grossüberbauung Bondeli-/Funkstrasse sowie dem Einkaufszentrum Maygut und der Schulanlage Lerbermatt. Gross- und Kleinwabern wuchsen zusammen, die Infrastruktur wurde ausgebaut: 2011 zählte Wabern drei Schulanlagen der Primar- und Oberstufe, zwei Kirchen (reformiert 1948, römisch-katholisch 1959) sowie Sprachheil- und Sonderschulen von überregionaler Bedeutung. Trotz Arbeitsplätzen in der Industrie (u. a. Druckereien) und im Dienstleistungssektor und trotz Ansiedlung der Bundesämter für Landestopografie (1941), Metrologie (1966) und Migration (2005) ist Wabern wirtschaftlich ganz auf Bern ausgerichtet.
Der Name Wabern wird auf die Kelten zurückgeführt. Das keltische "voberna" bedeutet "laufendes Gewässer im Wald". Das germanische "wavra" oder "wabra" bedeutet ebenfalls "Morast". In den frühen Schriftdokumenten finden wir folgende Varianten: Wawra, Wavre, Wabron, Wabren, Waberen und schliesslich Wabern. Die älteste Urkunde, die Wabern nennt datiert allerdings erst von 1232. Von Anfang an werden Wabern und Kleinwabern unterschieden. Das näher bei der Stadt gelegene Dorf wird das neher, das ender, das inner Wabern genannt. Im Unterschiede zum cleinen, värren (ferneren) Wabern.
Der Name Waberns ist in der frühen Geschichte Berns nicht durch den Ort, sondern durch das Geschlecht der Herren von Wabern berühmt geworden. Wie bei den von Diesbach, Wattenwyl und Graffenried handelte es ich vorerst nicht um Adelige, sondern um freie Landleute. Es ist anzunehmen, dass ein Spross dieses Geschlechtes von Wabern in die neu erbaute Stadt Bern zog und Burger wurde. Am bekanntesten unter seinen Nachfahren sind die vier Peter von Wabern, die beiden letzten auch Petermann geheissen. Der letzte von ihnen starb 1492 ohne Nachkommen.[2] Dennoch bleiben sie bis in unsere Zeit in Wabern präsent. Das Wappen der Herren von Wabern: in rotem Felde ein goldenes Andreas-Kreuz mit vier goldenen Sternen, ist noch heute das Wappen Waberns.
Jeden Sommer findet auf dem Gurten das schweizweit bekannte Gurtenfestival statt, mit rund 80'000 Besuchern (auf vier Tage verteilt).
Mitten in Wabern besteht das Kultur- und Quartierzentrum Bernau. Die Villa Bernau stammt aus der Zeit, als die Berner Patrizier gern die Sommermonate auf ihren Campagnen verbrachten. 1890 kaufte der Chemiker Georg Wander, Gründer der Firma Wander AG (Ovomaltine), das Wohnhaus für sich und seine Familie. In der Folge machte sich Wander als Unternehmer und als Privatmann verdient um die Entwicklung von Wabern. 1979/80 drohte die Villa Bernau einem Einkaufszentrum weichen zu müssen. Das Vorhaben stiess indessen bei der Waberer Bevölkerung auf breite Ablehnung. Dank dem Engagement einiger Waberer wurde die Liegenschaft vom Abbruch verschont und stattdessen in das Inventar geschützter Bauten aufgenommen. Die Gemeinde Köniz unterstützte in der Folge die Bestrebungen zu einer öffentlichen Nutzung der Liegenschaft.
Heute wird die Bernau von einem Trägerverein[3] verwaltet. Er führt das Quartierzentrum im Auftrag der Gemeinde Köniz, die auch Besitzerin der Villa und des Areals ist. Der Verein verwaltet zudem im Auftrag der Stiftung «Piccola Bernau» das Nebenhaus, Chalet Bernau, das vor allem für Angebote und Einrichtungen für Kinder reserviert ist. Der Verein ist als Gemeinnützige Organisation anerkannt. Das Vereinsziel besteht darin, soziokulturelle Ideen, Projekte und Bedürfnisse der Waberer Bevölkerung aufzunehmen und zu unterstützen, ihnen Raum zu verschaffen und zur Verwirklichung zu verhelfen. Die Villa bietet ein reichhaltiges Angebot an Kursen und kulturellen Veranstaltungen an, im Parterre befindet sich ein Bistro und die Räumlichkeiten können für Privatfeste gemietet werden.
Am Fusse des Hausbergs Gurten steht das inklusive Kultur- und Gastrolokal Heitere Fahne – die Idealistenkiste[4], die 1850 erbaute ehemalige Dorfwirtschaft. Diese wurde 1870 von der Gurtenbrauerei mit einem Theatersaal zum Gasthaus Brauereiwirtschaft ausgebaut (Liste der Kulturgüter in Köniz). Kultur, Theater und Gastronomie kommen hier in einem sozialen Kontext zusammen und sollen sich gegenseitig bereichern. Der inklusive Charakter des Ortes ist geprägt durch die Mitarbeit und Offenheit von Projekten für Menschen mit und ohne Behinderungen, Menschen mit Migrationshintergrund, Kinder und Jugendliche, Menschen mit psychischen Herausforderungen, sowie Menschen, die sich in sozial schwierigen oder abhängigen Situationen befinden.
Der Vereinskonvent Wabern Spiegel[5] ist ein Zusammenschluss von gut 45 Vereinen und Organisationen aus Wabern und Spiegel, einschliesslich der angrenzenden Ortsteile Steinhölzli und Blinzern. Er fördert die Zusammenarbeit und wahrt die Interessen der Bevölkerung des Organisationsgebietes.
Der Vereinskonvent Wabern Spiegel ist auch Herausgeber der Zeitschrift Wabern Spiegel.
Die Ortsvereine, Quartiervereine und Leiste in der Gemeinde Köniz sind anfangs des 20. Jahrhunderts entstanden.[6] Der heutige Wabern-Leist[7] ist ein Zusammenschluss des Quartier-Leistes Wabern (gegründet vor 1920) und des Maygut-Kleinwabern-Leist (gegründet 1952), sowie der WAP (Wabern Arbeits- und Planungsgruppe, gegründet 1979). Diese drei Vereine haben sich im Jahr 1993 zum Wabern-Leist zusammengeschlossen.
Seit 1948 hat die reformierte Kirchgemeinde Wabern eine eigene Kirche. Sie wurde vom einheimischen Architekten Ernst Balmer erbaut.
Die katholische Kirchgemeinde baute 1959 die Kirche Sankt Michael an der Gossetstrasse in Wabern.
1855 wurde die erste Postablage in Wabern errichtet und 1890 wurde daraus ein Postbüro. Die Poststelle entwickelte sich, aufgrund dessen wurden weitere Briefträgerstellen besetzt, neue Strecken beliefert und die Verkehrs- und Platzverhältnisse stiegen immer mehr an. 1987 konnte die Post die Betriebsräume an der Seftigenstrasse in Betrieb nehmen.[8]
Wabern ist Sitz des schweizerischen Bundesamtes für Landestopografie swisstopo, des Eidgenössischen Instituts für Metrologie METAS und des Staatssekretariats für Migration SEM.
Der auffallende Fachwerkbau an der Verzweigung Dorf-/Kirchstrasse ist einer der letzten und der älteste Zeuge des historischen Dorfkerns von Wabern bei Bern. Der Wohnstock von 1587 wurde 1673 (andere Quellen 1674) und 1963 restauriert. Die brachte zierliche Arabesken, das Christusmonogramm IHS, Sprüche, eine Sonnenuhr und die wichtige Zahl des Baujahres 1587 hervor. Der Erbauer ist unbekannt.
Erst von 1768 an sind die Eigentümer bekannt: Es waren Schneider-, Schuhmacher- und seit 1876 Bäckermeister. Aus dieser Zeit scheint der übergrosse Kamin zu stammen. Vor dem Kauf durch die Gemeinde Köniz 1939 war das Haus während sechsunddreissig Jahren im Besitz der Bäckersfamilie Nobs und hatte im Volksmund den Namen Nobshaus erhalten. Als neu getaufter Wabernstock (Wabernstöckli) ist es aus der Renovation 1963 hervorgegangen. Seine heimelige Dorfstube mit Nebenstübli und Küche dient heute für kleinere Anlässe. Zweckmässig eingerichtete Räume beherbergen die Freizeitwerkstätte und die Webstube. Seit 1964 pflegt, betreut und verwaltet ein Verein das Wabern-Stöckli[9].
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