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Einrichtung der Arbeiterbewegung, die Räumlichkeiten für Aktivitäten und kulturelle Veranstaltungen anbietet Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Volkshaus (auch Arbeiterheim, Volksheim oder Haus des Volkes, skandinavisch: folkets hus, französisch: maison du peuple, russisch: narodny dom) wurden Gebäude bezeichnet, die als ökonomische, politische und kulturelle Zentren der Arbeiterbewegung und nach der Settlement-Bewegung etwa ab den 1890er Jahren in kontinentaleuropäischen Städten errichtet oder eingerichtet wurden.
Mit der Gründung von Gewerkschaften und Arbeiterparteien am Ende des 19. Jahrhunderts entstand oft das Problem, dass es an entsprechenden Versammlungsräumen mangelte, da die meist bürgerlich orientierten Gaststättenbesitzer nicht oder nur zu hohen Kosten bereit waren, hierzu Säle zu vermieten. Um hiervon unabhängig zu sein, entstanden in vielen Städten Eigeninitiativen von Arbeitervereinen und Gewerkschaften, eigene Häuser zu errichten oder vorhandene Gebäude zu erwerben und umzubauen. Zudem gab es auch einige sozial engagierte Industrielle, die den Bau solcher Häuser betrieben oder förderten. Ein derartiges Gebäude umfasste typischerweise Büros der Gewerkschaft und einer Arbeiterpartei, einen oder mehrere Festsäle und Räumlichkeiten, die Zwecken der Volksbildung dienten. Gelegentlich beinhalteten sie auch ein Verkaufslokal einer Konsumgenossenschaft. Vorreiter der Bewegung waren die skandinavischen Länder, gefolgt von Russland, Belgien, Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Österreich-Ungarn. Später entstanden einige solcher Volkshäuser auch im Mittelmeerraum und Südamerika.
Nach 1945 entstanden in westlichen Ländern auch neue Volks- oder Arbeiterheime, allerdings ohne den architektonischen Anspruch der frühen Bauten der Arbeiterbewegung. In den sozialistischen Staaten gab es dagegen zahlreiche Neubauten, zunächst meist im neoklassizistischen Stil der Stalin-Ära. Aus dem Bautyp des Volkshauses entwickelte sich dort der des Kulturhauses, in größeren Städten der des Kulturpalastes.
In Deutschland entstanden nach Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 zahlreiche Volkshäuser, meist als Vereinshäuser der SPD und der Gewerkschaften, zum Teil aber auch durch sozial engagierte Unternehmer. Am 2. Mai 1933 wurden in über 160 Städten die Gewerkschaftsbüros von NSDAP-Organisationen besetzt, die freien Gewerkschaften zerschlagen und die Volkshäuser der Deutschen Arbeitsfront übertragen. Nach 1945 erhielten die Gewerkschaften im Westen ihre Gebäude – oft kriegszerstört – wieder zurück. In der DDR blieben sie dagegen in staatlichem oder kommunalem Besitz und die Gesellschaftbauten wurden meistens in sogenannte Kulturhäuser umfunktioniert.
In Russland entstanden ab den 1880er Jahren zahlreiche Volkshäuser (Narodni Dom), allein ca. 20 in Sankt Petersburg. Sie enthielten Bibliotheken, Theater und Gaststätten und dienten vor allem der Erwachsenenbildung sowohl der Arbeiter als auch des Mittelstandes. In der Regel wurden sie von den Kommunen und dem Staat sowie durch Spenden privater Sponsoren finanziell gefördert. Nach der Russischen Revolution 1917 wurde der Name Volkshaus nicht mehr verwendet, sondern durch Kulturhaus oder Kulturpalast ersetzt. 1948 entwickelte der russische Architekt Kostjantin Bartoschewitsch einen Typenbau mit der Nummer 2-06-04. Diese Planung wurde dann in den 1950er Jahren im Bereich der gesamten ehemaligen Sowjetunion in zahlreichen Städten umgesetzt, darunter in Donezk, Mykolajiwka, Abasa und Zimljansk. Finanziert wurden die Bauten oft durch große Betriebe der Region. In den 90er Jahren wurde viele dieser Kulturhäuser als kommunale Kultureinrichtung weiter betrieben.
In den späten 1950er Jahren wurden auch in der Ukraine zahlreiche Kulturhäuser nach sowjetischem Vorbild (Typenplan von Kostjantin Bartoschewitsch, Moskau Nr. 2-06-04 von 1948) gebaut. darunter in Bachmut, Donezk und Mykolajiwka. Wie in Russland, wurden diese Bauten oft durch große Betriebe der Region finanziert und den 90er Jahren Kulturhäuser als kommunale Kultureinrichtung weiter betrieben.
In Schweden wurden die Einrichtungen hauptsächlich in Gemeinden mit Industrie, oft außerhalb des Stadtzentrums, geschaffen. Danach verbreitete sich die Idee vom Süden in den Norden, wobei insgesamt über 692 Folkets Hus entstanden.
Im Tschechien wurden sowohl „Národní domy“ (Nationalhäuser, verbunden mit dem tschechischen Nationalismus) als auch „Lidové domy“ (Volkshäuser, soziale Zentren der Sozialdemokratischen Partei als eine Konkurrenz zu den Sportunterricht Sokol und katholischen Orel Bundeshäuser) eingerichtet wurden.
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