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Der Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM) war ein psychologisch-pädagogisch orientierter interdisziplinärer Verein. Er wurde 1986 von der Psychologin Annemarie Buchholz-Kaiser (* 12. Oktober 1939; † 21. Mai 2014)[1] aus den Resten der Zürcher Schule für Psychotherapie von Friedrich Liebling gegründet. Der Verein wurde von Fachorganisationen, Sektenexperten, ehemaligen Mitgliedern und den Medien wegen der von ihm vertretenen Positionen und seiner autoritären Strukturen als Psychosekte kritisiert und führte deshalb zahlreiche Prozesse. Der Verein löste sich 2002 auf; Anhänger sind aber in den Bereichen Psychologie, Pädagogik und Medizin sowie publizistisch und politisch weiterhin in seinem Sinne tätig und unterstützen rechtspopulistische sowie pro-putinistische Positionen.
Der VPM sah sich in der Tradition der Individualpsychologie von Alfred Adler, der Kulturanthropologie sowie der Entwicklungspsychologie. Nach eigenen Aussagen bezog er auch neuere wissenschaftliche Befunde mit ein. Als Ziel gab der Verein an, die Psychologie für jeden Menschen zugänglich und nutzbar zu machen. Vorbild sei die Medizin gewesen, die sich über Jahrhunderte aus verschiedenen Schulen und Richtungen zu einer wissenschaftlich anerkannten Disziplin entwickelte. Nach eigenen Aussagen berücksichtigte der VPM neben psychologischen, pädagogischen und sozial-ethischen Fragen von allgemeinem Interesse besonders Forschungsergebnisse zu Fragen der Ethik, der menschlichen Wertebildung und -erhaltung. Der VPM sah sich selbst als politisch und konfessionell neutral und betonte gegenüber der Kritik, sich an den naturrechtlich-christlichen Werten der Schweizer Kultur und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu orientieren. Der VPM bot Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Psychologie, der Psychosomatik und der Pädagogik an. Er veranstaltete jährlich psychologisch-pädagogische Kongresse, Schulungswochen und Arbeitstagungen zu Fragen des menschlichen Zusammenlebens und veröffentlichte über 80 Bücher und Publikationen.
Ärzte, Psychologen und Lehrer im VPM sahen sich mit neuen Phänomenen des späten 20. Jahrhunderts konfrontiert, hauptsächlich «Drogenmissbrauch, die Aids-Epidemie, ‹radikale› Schulreformen und ‹Werteverfall›»: Psychologen und Ärzte im VPM erstellten ein ausstiegsorientiertes Drogenkonzept. Demnach könne eine Verbreitung der Drogensucht nur mit einer klaren Haltung gegen alle Liberalisierungs- und Legalisierungsbestrebungen eingedämmt werden. Deshalb setzten sie sich nach eigenen Angaben mit wissenschaftlichen Stellungnahmen und in Übereinstimmung mit dem UNO-Präventionskonzept und dem Suchtstoffkontrollrat (INCB) für eine Jugend ohne Drogen ein. Zugleich verbreitete der VPM Verschwörungstheorien, die hinter der Verbreitung der Drogen das Umsturzkonzept einer marxistisch-revolutionären Verschwörung sahen. Dies stand in diametralem Gegensatz zu Friedrich Lieblings Vorstellung von den Drogen als Mittel der kapitalistischen Systemstabilisierung und Lähmung revolutionärer Kräfte.
Postmoderne Erziehung und aus Sicht des VPM «nicht-pädagogisch orientierte radikale Schulreformen» zeigten in der Auffassung des Vereins negative Auswirkungen auf die Lernhaltung der Schüler und die Qualität der Bildung. Der VPM versuchte dem entgegenzusteuern, indem er eine «werte- und pädagogisch orientierte Erziehung und Bildung» förderte. Erklärtes Ziel war eine «lebensfrohe, hilfsbereite und leistungswillige Jugend».
Auch im Umgang mit HIV/AIDS sah der VPM subversive Kräfte am Werk. Seines Erachtens bedienten sich die «Neuen Linken» «gesellschaftlicher Randgruppen (Homosexuelle, Prostituierte, Drogensüchtige und Gefängnisinsassen)» als «revolutionäres Potenzial»: «Dabei geht es nicht nur um die Eroberung der politischen Macht, sondern damit einhergehend auch um die Umwertung zentraler kultureller Wertvorstellungen unserer Gesellschaft. Die homosexuellen Interessengruppen versuchen, ihre Vorstellungen von Sexualität, Familie und zwischenmenschlicher Beziehung sowie von Medizin und anderen Wissenschaften zu neuen vorherrschenden Norm zu erklären und der Gesellschaft aufzuzwingen. Die Einflussnahme auf die Aidsprävention ist ein Baustein in diesem Plan.»[2] Offiziell wollte der VPM «aufgeklärten bürgerlichen Werteauffassungen im heutigen gesellschaftspolitischen Meinungskampf eine demokratisch legitimierte Stimme geben» und machte dazu von verbürgten Grundrechten Gebrauch. Zusammen mit gleichgesinnten Organisationen nutzte er die Mittel der direkten Demokratie in der Schweiz. Vorgeblich trat er ein für «Gewaltfreiheit im zwischenmenschlichen Umgang» und bezog Stellung gegen «politischen Extremismus von rechts und links».
Der VPM galt als politisch rechtsaussen.[3][4] Der Rechtskonservativismus des VPM stand dabei in deutlichem Gegensatz zur progressiven Ausrichtung der früheren Zürcher Schule Lieblings.[5] Bei den Zürcher Gemeindewahlen 1994 kandidierten acht VPM-Mitglieder auf den Listen der Auto-Partei. Ab den 1990er-Jahren gab es Kooperationen und Doppelmitgliedschaften von VPM-Mitgliedern mit verschiedenen rechtsradikalen, rechtspopulistischen, evangelikalen und rechtskatholischen Organisationen und Parteien.[6] Die Schweizerische Volkspartei (SVP) distanzierte sich vordergründig vom VPM. Verschiedentlich traten aber SVP-Politiker an VPM-Veranstaltungen auf. Ab 1993 war das VPM-Mitglied Alexander Segert Redaktor der SVP-Parteizeitung Zürcher Bote sowie der vom SVP-Politiker Ulrich Schlüer herausgegebenen Schweizerzeit.[7] Eine enge Zusammenarbeit zwischen SVP und VPM gab es insbesondere bei der Eidgenössischen Volksinitiative «Jugend ohne Drogen», die 1997 vom Volk deutlich abgelehnt wurde, sowie weiteren drogenpolitischen Abstimmungen.[8] Die wiederholten Kooperationen führten bei der politischen Gegnerschaft und in den Medien zur Entstehung des spöttischen Kürzels «SVPM».[9][10][11] 1999 bekämpfte der VPM zusammen mit mehreren SVP-Kantonalsektionen (darunter Zürich) sowie den Schweizer Demokraten und der Freiheits-Partei erfolglos die Totalrevision der Schweizer Bundesverfassung.[12][13] Seit der offiziellen Auflösung des VPM 2002 sind verschiedene ehemalige VPM-Mitglieder in der SVP und SVP-nahen Organisationen aktiv.
Als Vereine, die massgeblich von VPM-Mitgliedern gegründet wurden, gelten folgende:
Gruppen, die eine ähnliche Ausrichtung vertraten oder vertreten wie der VPM und aus dessen Kreisen entstanden sind, sind beispielsweise:
Der Verein wurde von Fachorganisationen, Sektenexperten, ehemaligen Mitgliedern und den Medien wegen der von ihm vertretenen Positionen und seiner autoritären Strukturen als Psychosekte kritisiert und führte deshalb zahlreiche Prozesse.[38][39] Innerhalb von 15 Monaten (1992 und 1993) erschienen 2.727 kritische Artikel über den VPM allein in der Schweizer Presse. Fast jeder Artikel enthält einen «Sektenvorwurf». Ehemalige Mitglieder, die sich zum Teil im Verein «Psychostroika» organisierten, beklagen autoritäre Strukturen und dass ein Abweichen von der «richtigen Meinung» nicht geduldet werde. Es gebe auch eine sehr klare Freund/Feind-Einteilung. Auch die Wissenschaftlichkeit der Methoden des Vereins wurde mehrfach in Frage gestellt. Einem Zeit-Artikel von 1993 zufolge sei der Verein «bekannt für rabiate Auftritte, Diffamierungen und eine unglaubliche Prozeßwut», Gegner des Vereins erlebten fanatische Rufmordkampagnen und würden mit Gerichtsprozessen überzogen, so dass Zeugen verstummten und selbst Zeitungsredaktionen das Thema gescheut hätten. Homosexualität werde vom Verein als zu heilende Krankheit behandelt. Aussteiger würden teils erheblich diffamiert oder sogar zu Hause ausspioniert.[40] Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V. (BDP) gab 1994 folgende Pressemitteilung heraus:
Auch die Deutsche Gesellschaft für Individualpsychologie e. V. (DGIP), die sich wissenschaftlich anerkannt auf das Werk von Adler stützt, bezog zur Berufung des VPM auf Alfred Adler kritisch Stellung:
1996 legte die deutsche Bundesregierung einen Entwurf[43] für eine Informationsbroschüre vor, in dem unter anderem auch der VPM thematisiert wurde. Dagegen wehrte sich der Verein mit einem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung. Das Oberverwaltungsgericht Münster wies diesen Antrag des VPM u. a. wie folgt ab:
Der VPM führte über hundert Prozesse allein in Deutschland, teilweise über mehrere Instanzen. Die meisten Klagen wurden unter Verweis auf die Meinungsfreiheit abgewiesen. So heisst es zum Beispiel im Urteil Oberlandesgericht Celle 13 U 115/98 VPM ./. Hemminger u. a.:
Am 3. März 2002 gab der VPM offiziell seine Auflösung bekannt.[46] Der Journalist Hugo Stamm ist jedoch der Ansicht, dass dies nur aus «taktischen Gründen» geschehen sei und die Anhänger seine Aktivitäten weiterführen. 2015 schrieb der Tages-Anzeiger dazu: "Die VPM-Leute agieren bis heute im verschwiegenen Stil weiter. Ihre Taktik: Sie gewinnen Gesinnungsgenossen für ihre politischen Aktionen, ziehen aber die Fäden im Hintergrund. So lancierten ehemalige VPM-Mitglieder in der Vergangenheit fast im Alleingang Initiativen, zum Beispiel gegen die neue Bundesverfassung, die bilateralen Verträge, die Auslandeinsätze der Armee, das Zürcher Volksschulgesetz und den UNO-Beitritt sowie die Maulkorbinitiative."[47] Unter anderem gibt es seit 2002 folgende Berichte, wonach frühere VPM-Anhänger weiterhin organisiert aktiv sind:
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