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deutscher Lyriker und Prosaautor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Uwe Kolbe (* 17. Oktober 1957 in Ost-Berlin) ist ein deutscher Lyriker, Prosaautor und Übersetzer.
1976 legte Kolbe sein Abitur ab. Im selben Jahr wurden auf Vermittlung von Franz Fühmann erste Texte von ihm in der Literaturzeitschrift Sinn und Form veröffentlicht.[1] Nach Ableistung des Grundwehrdienstes in der Nationalen Volksarmee (NVA) war er laut Norddeutscher Zeitung Theatermaler, Transportarbeiter und Lagerverwalter.[2] Letzteres übte er beim Aufbau-Verlag in Berlin aus.[1]
Seit September 1979 war Kolbe freier Schriftsteller.[3] In den ersten Jahren bestritt er seinen Lebensunterhalt neben der Veröffentlichung eigener Werke mit Lesungen, Nachdichtungen und Übersetzungen für verschiedene DDR-Verlage.[1][3] Der erste Gedichtband Hineingeboren erschien 1980 im Aufbau-Verlag. 1980/81 absolvierte er einen Sonderkurs am Literatur-Institut „Johannes R. Becher“.
Franz Fühmanns persönlicher Bürgschaft war es zu verdanken, dass Kolbe am 20. April 1982 eine Lesung in der Westberliner Autorenbuchhandlung abhalten konnte. In der 1981 herausgegebenen Anthologie Bestandsaufnahme 2. Debütanten 1976–1980 befindet sich ein Text Kolbes mit dem Titel Kern meines Romans, der ein Akrostichon ist und eine versteckte Botschaft in den Großbuchstaben enthält. Diese lesend, ergeben sich Sätze wie „Eure Maße sind elend“ und „Euch mächtige Greise zerfetze die tägliche Revolution“. Nachdem eine Leserin dies in dem von Literaturpropagandisten empfohlenen Buch entdeckt und gemeldet hatte, musste die Anthologie aus den Auslagen der Buchhandlungen entfernt und Bibliotheken angewiesen werden, sie unter Verschluss zu halten.[4] Eine von Uwe Kolbe und Sascha Anderson auf Anregung von Fühmann und im Auftrag der Akademie der Künste vorbereitete Anthologie junger Autoren wurde daraufhin nicht verwirklicht.
Auch sonst hatte der an der DDR-Kulturpolitik Kritik übende Kolbe in den frühen 1980er-Jahren ein faktisches Publikationsverbot. Seine Arbeiten konnte er von August 1982 bis 1985/86 nur in konfessionellen Einrichtungen oder in Privaträumen vorstellen.[1] Und schriftlich verbreiten nur in verschiedenen Untergrundzeitschriften. Immerhin konnte er 1983 einen Übersetzungsauftrag des Henschel-Verlages für Federico García Lorcas Bühnenwerke annehmen.[1] Ab 1982 erschienen drei seiner Gedichtbände, Hineingeboren, Abschiede und Bornholm II, auch bei Suhrkamp in der Bundesrepublik. Gelockerte Restriktionen gestatteten Kolbe ab 1985 Auslandsaufenthalte in der Schweiz, den Niederlanden und Westdeutschland. Während es anderen Autoren aus der Prenzlauer-Berg-Szene verwehrt blieb, konnte er Gerhard Wolf zu einer Vortragsreise nach Wien begleiten. 1986 erhielt er ein Dauervisum für die Bundesrepublik.[1]
Von 1983 bis 1987 gab er zusammen mit Bernd Wagner und Lothar Trolle die nichtoffizielle Literaturzeitschrift Mikado heraus.[1]
Zeitweise wurde Uwe Kolbe vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR observiert. Sein Vater Ulrich Kolbe war als Führungsoffizier für Inoffizielle Mitarbeiter bei der Stasi beschäftigt.[5]
1988 übersiedelte Kolbe nach Hamburg. 1989 erhielt er eine Gastdozentur in Austin/Texas, wo er aus der Ferne den Fall der Mauer miterlebte.[1] Außer über literarische Themen berichtete er nun auch für Printmedien und auf Tagungen über geschichtliche Zusammenhänge.[1] 1993 kehrte er nach Berlin-Prenzlauer Berg zurück.[1]
1996 trat er aus Protest gegen die Vereinigung mit dem Deutschen PEN-Zentrum (Ost) aus dem PEN-Zentrum der Bundesrepublik Deutschland aus, trat später aber wieder dem gesamtdeutschen PEN bei.[6] 2022 war er Mitgründer des PEN Berlin.[7]
Von 1997 bis zum Frühjahr 2004 war er Leiter des Studios Literatur und Theater der Universität Tübingen, was einen Umzug dorthin zur Folge hatte.[1] Einem Südkorea-Aufenthalt im Jahr 2000 entsprang eine neuerliche Übersetzungsaufgabe und ein Stipendiat in Bulgarien 2001 trug Früchte in Form neuer Gedichte und des ersten Kriminalromans, der 2005 erschien.[1]
Nach einer Zeit in Berlin als freier Schriftsteller mit vielfältigen internationalen Aktivitäten und Funktionen (als besonders bewegend beschreibt er seine Teilnahme am Internationalen Poesiefestival Medellín 2010) lebt Kolbe seit 2013 wieder in Hamburg.[1] Er ist Mitglied der Freien Akademie der Künste zu Leipzig. Sein 1979 geborener Sohn ist unter dem Künstlernamen Mach One als Rapper in der Berliner Hip-Hop-Szene aktiv.
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