Urdenbach
Stadtteil von Düsseldorf Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Urdenbach ist ein Stadtteil der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf. Der Stadtteil hat rund 10.700 Einwohner, die über eine Fläche von 7,56 Quadratkilometern verteilt leben (Stand: Dezember 2016).
Urdenbach Stadtteil der Landeshauptstadt Düsseldorf | |||
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Basisdaten[1] | |||
Geographische Lage: | 51° 9′ N, 6° 52′ O | ||
Höhe: | 38 m ü. NN | ||
Fläche: | 7,56 km² | ||
Einwohner: | 10.633 (31. Dezember 2018) | ||
Bevölkerungsdichte: | 1.406 Einwohner je km² | ||
Eingemeindung: | 1. August 1929 | ||
Stadtbezirk: | Stadtbezirk 9 | ||
Stadtteilnummer: | 096 | ||
Verkehrsanbindung | |||
Buslinie: | 730 778 779 788 789 | ||
Nachtverkehr: | NE 7 |
Für den Namen Urdenbach werden in alten Dokumenten folgende Schreibweisen verwendet: Vrdenbach, Vyrdenbach, Oerdenbach und bis ins 19. Jahrhundert Ordenbach.[2][3] Vor 1592 wurde der Name häufig zusätzlich mit der Präposition up, op oder of versehen. Zur Namensdeutung gibt es mehrere Varianten. Eine dieser Varianten geht von einem keltischen Namen für Sumpfland aus, das mit Urdefa bezeichnet wurde.[4] Nach einer anderen Variante ist der Name von dem Bach abgeleitet, der heute noch durch Urdenbach verläuft (siehe auch: Urdenbacher Altrhein). In einer Kartenskizze von 1674 wird der südliche Mündungsarm der Itter Ordenbach genannt. Up der Ordenbach wäre damit eine Lagebezeichnung für eine Siedlung gewesen.[3] Eine Urkunde von 1523 bestätigt diese Variante. Hierin wird für das Kirchenspiel Benrath angeführt: „Raede ader Benraide im Lande van Berge bei der Vyrdenbach gelegen“.[3]
Urdenbach liegt ganz im Süden von Düsseldorf und grenzt im Norden an den Stadtteil Benrath sowie den Schlosspark, im Osten an den Stadtteil Garath, im Westen bildet der Rhein die Grenze und im Süden das Altrheinbett mit der sich anschließenden Auenlandschaft, die als Naturschutz- und Überschwemmungsgebiet, nicht bebaut werden kann. Von Letzteren, Urdenbacher Kämpe genannt, gehört der nördliche Teil zu Urdenbach und der südliche ab etwa Höhe Haus Bürgel, zu Monheim am Rhein.
Urdenbach muss spätestens zu Beginn des 14. Jahrhunderts bestanden haben. In einer Gerichtserkundung von 1555 wird für das Amt Monheim 1363 unter anderem eine Ortschaft Ordenbach angeführt.[5] In einem weiteren Dokument von 1385 wird für die Lage eines Hofes up der Oerdenbach angegeben.[6] Ein Gerichtssiegel von 1454 wird verwendet für das Landgericht Ordenbach und Hemmelgeist. Für dieses Gericht wird angeführt, dass die honschafft (Ortschaft) Ordenbach 3 Scheffen (Schöffen) und Hemmelgeist den Vogt und 4 Scheffen für die 5 honschafften: Benrod, Itter, Hemmelgeist, Wersten und Holthusen, beistellen.[3] Im späten Mittelalter war Urdenbach somit neben Himmelgeist im Düsseldorfer Süden eine der Hauptortschaften.
In der Gerichtserkundung von 1555 werden für das Amt Monheim 5 Gerichte namentlich angegeben und zwar neben Monheim: Hittorp, Richrod, Ordenbach und Hemmelgeist. In diesem Dokument wird zusätzlich angeführt: „seindt unijrt und Hemmelgeist in Ordenbach geschlagen“. Das Gericht tagte somit in Urdenbach.[7] Als Gerichtsgebäude wird das 1535 errichtete und noch heute bestehende Fachwerkhaus, Urdenbacher Dorfstraße 44/48, benutzt. Bemerkenswert ist, dass die Gerichte in Himmelgeist und Urdenbach als einzige im Amt Monheim ihre Konsultationen im Hauptgericht Kreuzberg hatten.[8]
Von den größeren Gütern und Höfen in der Gemarkung Urdenbach sind alte Urkunden vom Braß-Gut, Buchholzer Hof, Hof Vollhausen und Haus Endt vorhanden. Das Gebiet um die Ortschaft Urdenbach bestand bis nach dem 15. Jahrhundert weitgehend aus Wäldern, die teilweise dem Neusser Frauenstift St. Quirin gehörten. Teile dieser Wälder wurden gerodet und die neuen Ländereien zur Erbpacht vergeben oder verkauft.
Mit dem Niedergang des Rheinhandels verlor der Ort ab Ende des 18. Jahrhunderts seine Bedeutung, und 1808 zur Franzosenzeit wurde Düsseldorf-Benrath zur Obergemeinde im heutigen Düsseldorfer Süden. Die ehemalige größere Bedeutung Urdenbachs ist noch heute an vielen Sehenswürdigkeiten und Fachwerkhäusern zu erkennen. Hierzu zählen unter anderem die Böke-Pomp von 1874, das Spritzenhaus von 1784, die barocke evangelisch-calvinistische Dorfkirche von 1692/1693 und die neuromanische katholische Herz-Jesu-Kirche. 1893 bis 1894 wurden von dieser Kirche Chor und zwei Längshausjoche errichtet. Der endgültige Ausbau und die Fertigstellung erfolgten 1914.
Urdenbach war nach dem Spätmittelalter ein Dorf, in dem die Bevölkerung neben der Landwirtschaft und dem Fischfang auch Handel und die Herstellung von Töpferwaren betrieb. Urdenbach war ein bedeutender Handelsort mit einem Handelshafen am Altrhein, der sich nach einem extremen Hochwasser im 14. Jahrhundert gebildet hatte. Schwerpunkt des Handels war der Vertrieb von Holz, das über Flösse nach Urdenbach gelangte.
Die Bedeutung des Hafens im Mittelalter ist erkennbar bei der Belagerung der Stadt Neuss durch Karl den Kühnen von Burgund 1475. Das Ersatzkorps für Neuss, das die Stadt Köln stellte, wählte als Standort für das Nachschublager Urdenbach. Der Nachschub wurde mit Rheinschiffen über den Hafen angeliefert.[12]
Der bedeutende Holzhandel ist 1580 urkundlich nachweisbar.[13] Weiterhin wird in diversen Ausgaben der „Gülich bergischen wöchentlichen Nachrichten“ Mitte des 18. Jahrhunderts über die häufigere Ankunft von Holzhändlern in Urdenbach berichtet.[14]
Eine Mühle in der Nähe des Altrheines bestand bis zum 20. Jahrhundert. Sie gehörte ursprünglich zum Benrather Schloss und wurde verpachtet. Diese Mühle musste im 14. Jahrhundert erneuert werden und dabei wurde der Standort direkt vom Ufer etwas nach Osten verlegt. 1774 hatte sich der damalige Pächter im Pachtvertrag verpflichtet, eine neue Mühle im Bereich von Haus Endt an einem dortigen Teich zu errichten. Dieser weitere Standortwechsel für die Mühle wurde jedoch nicht ausgeführt und sie verblieb am zweiten Standort bis zu ihrem späteren Abriss.[15] Aktuell erinnert ein Denkmal am Ende der Urdenbacher Dorfstraße an diese Mühle.
Neben Benrath war in Urdenbach das Töpferhandwerk bis zum 19. Jahrhundert verbreitet. Die erzeugten Töpferwaren hatten weit über das Herzogtum Jülich-Berg hinaus einen sehr guten Ruf. In einem Schreiben von Kurfürst Karl Philipp vom 28. Oktober 1717 an die Düsseldorfer Hofkammer wies er diese an, die jungen Russen, die Peter der Große nach Berg zur Erlernung des Töpferhandwerkes schicken würde, entsprechend an die Töpfereien zu vermitteln.[16] Aktuell weist nur noch die Töpferstraße im Ort auf dieses ehemalig betriebene Handwerk hin.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde begonnen, den Rhein auszubauen und durch zusätzlichen Deichbau und die Anlegung von Kribben die Strömungsgeschwindigkeit zu erhöhen. Hierdurch wurde die Bildung von Sandbänken im Hauptstrombereich unterdrückt und dadurch die Schifffahrt erleichtert.[17] Trotzdem war um Mitte dieses Jahrhunderts der Einsatz von Flusslotsen, die die örtlichen Gegebenheiten im näheren Flussbereich genauer kannten, noch üblich. 1845 wurden 4 Urdenbacher Lotsen für die Bereiche Rheinaufwärts „Urdenbach bis Piwipp“ und Rheinabwärts „Urdenbach bis Stürzelberg“ von der preußischen Bezirksregierung bestätigt.[18]
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Hafen bereits verlandet und der Handel über den Rhein weitgehend eingestellt. Neben der Landwirtschaft wurden Woll- und Seidenweben, die Herstellung von Lehmziegeln und der Lachsfang im Ort betrieben.[19]
In Urdenbach und dem benachbarten Benrath entstand schon in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts eine reformierte Kirchengemeinde, die ab 1609 die Benrather St.-Cäcilia-Kirche zur Nutzung erhielt. Nach dem Übertritt von Herzog Wolfgang Wilhelm zum Katholizismus wurde die Kirche 1616 wieder den Katholiken übergeben. Die Gemeinde, die nun ihren Schwerpunkt in Urdenbach hatte, existierte aber unter Führung ihres Predigers Thomas Kohlhagen als geheime Gemeinde fort. Sie konnte sogar ein Predigthaus errichten, dass allerdings 1639 zeitweise wieder geschlossen wurde und sich später als zu klein erwies. Nachdem 1684 der Beschluss zum Bau einer Kirche gefasst war, fand am 16. Juli 1688 die Grundsteinlegung der Kirche statt.
Der Bau wurde auf dem Gelände eines 1664 von der Gemeinde in Erbpacht erworbenen Braß-Gutes errichtet. Sie gehört damit zu den ältesten evangelischen Kirchen im Stadtgebiet von Düsseldorf. Die Berger und die Neanderkirche sind nur wenige Jahre älter. Die Dorfkirche brauchte weiterhin nicht, wie die beiden anderen Kirchen in Düsseldorf, in einem Hinterhof versteckt zu werden.
In einer Beschreibung von 1715 über das Herzogtum Berg wird für das Amt Monheim und die damaligen Kirchspiele Düsseldorfs mit den umliegenden Gemeinden angeführt, dass nur die Ortschaft Urdenbach zu diesem Zeitpunkt reformiert war.[20]
Obwohl der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung in Urdenbach bereits Anfang des 19. Jahrhunderts deutlich den der Protestanten überstieg, war die katholische Gemeinde von Benrath sehr lange auch für die Urdenbacher zuständig. Von den fast 1100 im Ort lebenden Personen waren 1832 642 Katholiken und nur 410 Protestanten neben 25 Juden.[21]
Als mit der Ansiedlung der Industrie im Großraum Benrath ab Ende des 19. Jahrhunderts in Urdenbach durch Zuzug die Anzahl katholischer Gläubiger weiter stark angestiegen war, wurde der Bedarf für eine eigene Kirche im Ort immer größer. Mit dem Bau der katholischen Herz-Jesu-Kirche wurde aber erst 1893 begonnen. Bereits ab 1894 konnten Gottesdienste in der noch nicht fertigen neuen Kirche abgehalten werden. Die Fertigstellung der Kirche erfolgte bis 1912.
Ein Hinweis auf die ehemalige besondere Situation der evangelischen und katholischen Religion im Gebiet Benrath/Urdenbach sind die noch aktuell gültigen Grenzen der Kirchengemeinden. Abweichend von den kommunalen Grenzen reicht die evangelische Gemeindegrenze von Urdenbach im Nordosten bis zur Telemannstraße/Spohrstraße/Flotowstraße. Die Zuständigkeit der katholischen Kirchengemeinde endet dagegen bereits an der Koblenzer Straße/Südallee. Beide Bereiche umfassen damit Gebiete, die kommunal heute zu Benrath gehören.[22] Ursache hierfür ist vermutlich die größere Bedeutung von Urdenbach im Vergleich mit Benrath vor dem 19. Jahrhundert.
Mit der Industrialisierung im Großraum Benrath Ende des 19. Jahrhunderts begann auch eine stärkere Zuwanderung von Personen in die Gemeinde Urdenbach. Diese siedelten sich weitgehend im und um den alten Dorfkern an. Dies waren überwiegend die Gebiete zwischen der Angerstraße im Westen, der Leostraße, die ab 1930 in Töpferstraße umbenannt wurde, im Osten, der Kohlhagenstraße im Norden und begrenzt im Süden durch den Hochwasserdamm am Altrhein. Die umliegenden Gemeindebereiche waren bis Ende des Zweiten Weltkrieges noch weitgehend Flächen, die für die Landwirtschaft genutzt wurden.
Im Bereich der Straße „Urdenbacher Acker“ wurde allerdings bereits ab 1933 mit dem Bau einer kleinen Siedlung für Kurzarbeiter begonnen.[23] Diese Siedlung erhielt am 12. Oktober 1934 den offiziellen Namen „Urdenbacher Acker“.[24] Es folgte am 24. November 1937 auf Vorschlag der Stadtverwaltung im näheren Bereich dieser Siedlung die Namensgebung für diverse Feldwege vom Polizeipräsidenten. Zu diesen neu benannten Straßen gehörten: Leutweinstraße, Lüderitzstraße, Meyer-Waldeck-Straße, Petersstraße, Sodenstraße, Solfstraße, Trothastraße und Woermannstraße. Ebenfalls wurde der Bereich der Straße Urdenbacher Acker an der Kurzarbeitersiedlung bis über der neuen Woermannstraße hinaus nach Süden verlängert.[25]
Vier der Straßen wurden durch die Nationalsozialisten „nach verdienten Männern der deutschen Kolonialgeschichte benannt“. Diese waren Theodor Gotthilf Leutwein (1849–1921), Franz Adolf Eduard von Lüderitz (1834–1886), Carl Peters (1856–1918) und Adolph Woermann (1847–1911). 2018 hatte der Kulturausschuss die Mahn- und Gedenkstätte und das Stadtarchiv Düsseldorf damit beauftragt, zusammen mit einem wissenschaftlichen Beirat, Straßennamen in Düsseldorf nach ihren Namensgebern, verstorben nach 1870, zu überprüfen. Elf Straßen sollten in Düsseldorf umbenannt werden, davon die vier Straßen in Urdenbach. Aus Leutweinstraße wurde im Februar 2024 Auenblick, die Petersstraße wurde zum Eisvogelweg, die Woermannstraße heißt nun Am Auwald und die Lüderitzstraße An der Kämpe.
Nach dem Krieg wurde der Bebauungsplan nördlich der Lüderitzstraße geändert und statt der Meyer-Waldeck-Straße und der Throtastraße wurden östlich der Solfstraße das Gebiet mit neuen Straßen umstrukturiert. Noch unbebauten Gebiete in Urdenbach wurden bis etwa Ende der 1990er Jahre, sieht man von den Urdenbacher Kämpen ab, fast vollständig durch neue Siedlungen urbanisiert. Beispielsweise wurden folgende Neusiedlungen angelegt:
Durch Urdenbach führt die Sprachgrenze Benrather Linie. Ein kleines schönes Beispiel dafür ist die Bücherstraße (Bücher = Buchen), die an der Böke Pomp (Pumpe an den Buchen) vorbeiführt.
An der Grenze zu Monheim am Rhein liegt das ökologisch wertvolle Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe, eine Auenlandschaft und Überschwemmungsgebiet. Dieser Bereich umfasst das Gebiet zwischen dem Rhein und einen Altarm des Flusses, der entstand als der Rhein seinen Verlauf im 14. Jahrhundert nach einem Hochwasser um mehrere hundert Meter nach Westen verlegte.
Zum Erntedankfest am ersten Sonntag nach dem 29. September findet ein Umzug statt, der neuerdings um 13 Uhr (früher 14 Uhr) am Urdenbacher Acker beginnt und bei dem geschmückte Wagen von alten Traktoren (teilweise aus den 1920er und 1930er Jahren) oder von Arbeitspferden gezogen werden. Im Anschluss daran beginnt an der Böke-Pomp auf der Hochstraße das Schürreskarren-Rennen. Dabei tragen die Einheimischen als „Blotschen“ bezeichnete Holzklotschen (Holzschuhe) und laufen mit Holzschubkarren, die mit Obst und Gemüse beladen sind, durch das Dorf.
Die Rock- und Blueskneipe Zur Alten Apotheke, auch „Theke“ genannt, ist besonders bekannt für ihre Live-Konzerte.
In Urdenbach gibt es ein kleines Einkaufszentrum. Der Einzelhandel ist durch eine Supermarktfiliale, eine Filiale einer Bäckerei und ein Blumengeschäft vertreten. Weiterhin sind hier eine Grillstube, vier Restaurants, ein Café und zwei Apotheken zu finden.
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