Turm der Winde (Athen)
Turm in Griechenland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Turm der Winde (auch Horologion des Andronikos oder Αέρηδες, Aerides) ist ein achteckiger Turm am Rande der Römischen Agora und das besterhaltene antike Bauwerk in Athen.[1]
Er wurde in späthellenistischer Zeit erbaut und diente als Uhrenpavillon mit der Funktion einer Wetterstation. Entworfen wurde der 13 m hohe Turm vom Astronomen Andronikos von Kyrrhos im 1. Jahrhundert v. Chr. Erstmals erwähnt wird der Turm bei Varro[2] (vor 37 v. Chr.), dann bei Vitruv.[3] Dass der Turm so gut erhalten ist, liegt daran, dass er in frühchristlicher Zeit als Baptisterium einer Basilika und in türkischer Zeit als Andachtsraum für den Tanz der Derwische genutzt wurde.[4]
Zum Bau wurde pentelischer Marmor verwendet. Entsprechend dem mythologisch begründeten Windsystem der Griechen hat der Turm acht Seiten. An jeder der acht Seiten des Turms ist eine Sonnenuhr angebracht, eine neunte befand sich vermutlich am südlichen runden Annex.[5] Darüber befindet sich je ein Relief für einen der Windgötter. Jede Figur (vier Haupt- und vier Nebenwinde) zeigt durch ihre Attribute den Charakter des jeweiligen Windes aus (z. B. Regen, Hagel, Früchte usw.). An der Nordost- und an der Nordwestseite befindet sich je ein Eingang. Auf dem Dach befand sich die Figur eines Triton aus Bronze, der sich als Wetterfahne drehen konnte und mit seinem Stab die jeweils herrschende Windrichtung wies. Im Turm befanden sich eine Wasseruhr und weitere mit Wasserkraft angetriebene Vorrichtungen; diese wurde aus einem an der Südseite des Turms befindlichen Wasserspeicher versorgt, der durch eine Leitung aus einer am Nordhang der Akropolis befindlichen Quelle gespeist wurde.
Während der Turm einst isoliert für sich stand, ist er heute zusammen mit der römischen Agora zu einem archäologischen Grabungsfeld zusammengefasst.
Vitruv erwähnte in seiner Architekturschrift den Turm der Winde und machte dessen 8 bzw. 16 Radialen zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen zur Stadtplanung. Bezug auf diesen Text nimmt beispielsweise der stadtplanerische Entwurf von Karlsruhe.[6] Detailliert aufgemessen und zeichnerisch rekonstruiert wurde der Turm jedoch erst um 1750 von James Stuart und Nicholas Revett. In ihrem ersten Band der 1762 publizierten Antiquities of Athens[7] gehörte er zu den ersten Gebäuden des griechischen Mutterlandes, die in Westeuropa bekannt wurden, und diente als Vorbild für viele Bauten des 18. und 19. Jahrhunderts. Darunter befinden sich in Deutschland der von Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau errichtete Turm der acht Winde in Dessau-Mildensee und das Observatorium von Carl Gotthard Langhans (heute: Sternwarte Halle im Botanischen Garten der Universität Halle). Die Reliefdarstellungen der acht Winde wurden an den Ecktürmen des Schlosses Tegel in Berlin wiederholt.
Bis heute wird der Turm in den Künsten, aber auch in der modernen Architektur zitiert, beispielsweise im Tower of Winds in Yokohama von Toyo Ito aus dem Jahr 1986 oder als gestalterisches Element in Entwürfen von Rob Krier für die Cité Judiciaire in Luxemburg.
Name | Windrichtung | Darstellung |
---|---|---|
Boreas | Norden | bärtiger Mann mit Mantel und Muschel, in die er bläst |
Kaikias | Nordosten | bärtiger Mann, schüttet runde Objekte (Hagelkörner?) aus einem runden Schild |
Ap(h)eliotes | Osten | Jugendlicher, der ein mit Früchten und Getreide gefülltes Manteltuch trägt |
Euros | Südosten | bärtiger Mann, in einen Mantel gehüllt |
Notos | Süden | Jugendlicher, der eine Kanne entleert |
Lips | Südwesten | Jugendlicher mit Steven |
Zephyros | Westen | Jugendlicher, der ein mit Blumen gefülltes Manteltuch trägt |
Skiron | Nordwesten | bärtiger Mann, der ein bauchiges Gefäß entleert[8] |
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