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Verdrehung eines Körpers Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Torsion beschreibt die Verdrehung eines Körpers, die durch die Wirkung eines Torsionsmoments entsteht. Versucht man einen Stab mit einem Hebel senkrecht zur Längsachse zu verdrehen, so wirkt auf diesen (neben einer etwaigen Querkraft) ein Torsionsmoment.
Das Torsionsmoment ergibt sich aus der Kraft am Hebel multipliziert mit der Länge des dazu verwendeten Hebels:
Die entstehende Verdrehung (Verdrehwinkel ) des Stabs ergibt sich als:
mit
Ausschließlich für Kreis- und für geschlossene Kreisringquerschnitte ist das Torsionsträgheitsmoment gleich dem polaren Flächenträgheitsmoment :
Für andere Querschnitte ist die Berechnung des Torsionsträgheitsmoments nur in besonderen Fällen in geschlossener Form möglich.
Zudem ist bei der Bestimmung des Torsionsträgheitsmoments oft von Bedeutung, ob es sich um verwölbungsfreie Querschnitte handelt oder nicht, und ob die Verwölbung behindert wird oder nicht.
Bei geschlossenen Profilen, deren Produkte aus Wanddicke und Abstand zur Drehachse seitenweise konstant sind (), entstehen im Falle der Torsion zwar Schubspannungen, aber keine Normalspannungen in Längsrichtung und damit auch keine Verwölbung des Querschnitts. Diese Bedingungen erfüllt beispielsweise ein zylinderförmiges Rohr konstanter Wandstärke. Dieser Fall der Torsion wird als Neubersche Schale bezeichnet.
Zu beachten ist allerdings, dass die lineare Elastizitätstheorie gilt, d. h. nur kleine Verzerrungen und Verformungen, aber keine plastischen Verformungen zugelassen sind. Außerdem soll die Belastung in Form des Torsionsmomentes an der Längsachse anliegen.
Die Schubspannung im Stab ergibt sich aus dem Torsionsmoment geteilt durch das polare Widerstandsmoment :
Die maximale Schubspannung tritt dabei am Rand bzw. am maximalen Radius des betrachteten Querschnitts auf. Bei der Dimensionierung muss darauf geachtet werden, dass diese Schubspannung nicht größer wird als die maximal zulässige Schubspannung des zu verwendenden Materials:
Andernfalls geht die Verformung beispielsweise einer Welle aus dem elastischen Bereich in den plastischen Bereich über und führt schließlich zum Bruch.
Die reine Torsion, auch Saint-Venantsche Torsion genannt, erlaubt eine unbehinderte Verschiebung von Querschnittspunkten in Längsrichtung (Z-Richtung) des Profiles. Man spricht auch von einer unbehinderten Verwölbung des Querschnitts. Die Querschnittsform senkrecht zur Z-Richtung bleibt dabei erhalten (kleine Verformungen). Es wird angenommen, dass die Querschnittsverwölbung unabhängig von der Lage des Querschnitts ist und sich frei einstellen kann. Man bedient sich quasi eines Tricks, um Profile tordieren zu lassen, die keinen kreisförmigen Querschnitt haben. Diese können nicht als Neubersche Schale aufgefasst werden. Allerdings darf ein solches Profil nicht fest eingespannt werden, es muss frei im Raum stehen, und das Moment wird auf beiden Seiten aufgebracht. So ist gewährleistet, dass keine Normalspannungen längs des Profils auftreten, obwohl sich einzelne Punkte am Profil in Längsrichtung verschieben dürfen.
Das innere Torsionsmoment ist über die Länge des Stabes konstant und hat die Größe des äußeren Torsionsmomentes. Man spricht auch vom primären Torsionsmoment.
Die größte Torsionsschubspannung findet sich im Bereich der kleinsten Wanddicke (Theorie über dünnwandige geschlossene Hohlprofile und dünnwandige offene Profile).
Wölbkrafttorsion tritt in folgenden Fällen auf:
Wölbkrafttorsion entspricht einem die Verdrillung des Stabes behindernden örtlichen Spannungszustand durch eine Auflagerbedingung. Mathematisch kann man sich die Wölbkrafttorsion vorstellen wie eine St. Venantsche Torsion mit zusätzlichen statisch unbestimmten Längsspannungen im Auflagerpunkt, die so groß sein müssen, dass die Auflagerbedingung, z. B. Längsverschiebung gleich null, erfüllt sind.
Das innere Moment des Stabes spaltet sich dann in zwei Anteile: einer stammt aus der reinen Torsion, der zweite aus der behinderten Verwölbung.
Die Verdrillung ist über die Länge des Stabes nicht konstant, da der Einfluss der Wölbkrafttorsion mit zunehmendem Abstand von dem Auflagerpunkt, an dem die Verwölbung des Querschnitts behindert ist, geringer wird. Daher sind auch die Wölbnormalspannungen über die Länge des Stabes nicht konstant, über den Querschnitt jedoch sehr wohl.
Da die durch Torsion verursachten Schubspannungen in der Mitte eines Querschnitts geringer sind als zum Rand hin, ist es nach den Prinzipien des Leichtbaus sinnvoll, mehr Material an den Rand eines Querschnitts zu legen. Dieses Prinzip wird bei der Drehmomentübertragung durch Wellen in Form der Hohlwelle angewandt.
Bei dünnwandigen Querschnitten tritt Schubfluss tangential zur Wand des betrachteten Rohrs oder der Welle auf. Der Schubfluss wird bestimmt durch:
Dabei ist
Über die 1. Bredtsche Formel ist mit dem Torsionsmoment verknüpft:
Dabei ist die Fläche, die von der Profilmittellinie eingeschlossen wird.
Setzt man die 1. Bredtsche Formel in die Gleichung für den Schubfluss ein, so ergibt sich
Beschreibt man die Profilmittellinie mit einer Laufkoordinate , so kann der Verdrehwinkel des Profils bestimmt werden:
Dabei ist
Die maximale Schubspannung wird bestimmt durch
mit dem Torsionsträgheitsmoment .
Fasst man Torsionsträgheitsmoment und Wandstärke zum Torsionswiderstandsmoment zusammen, so gilt
Bei dünnwandigen Querschnitten spielt es eine große Rolle, ob der Querschnitt geschlossen oder offen ist. Geschlossene Querschnitte sind deutlich widerstandsfähiger gegenüber Torsion als offene Querschnitte. Betrachtet man beispielsweise den geschlossenen Querschnitt eines Rundrohrs, dessen Wandstärke 10 % seines Radius beträgt, und vergleicht ihn mit einem geschlitzten Querschnitt mit ansonsten gleichen Eigenschaften, so sind Torsionsträgheitsmoment und folglich das für einen bestimmten Verdrehwinkel aufzubringende Moment beim geschlossenen Querschnitt um den Faktor 300 größer.[2]
Der Effekt der Torsion wird in vielen Bereichen angewendet:
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