Der Augsburger Theodor von Gosen studierte von 1892 bis 1899 bei Wilhelm von Rümann an der Kunstakademie in München und arbeitete danach als freier Bildhauer. Hier befreundete er sich mit dem Bildhauer Adolf von Hildebrand, unter dessen Einfluss er sich vom zeittypischen Pathos der Gründerjahre entfernte. Sein bequem sitzender Heinrich Heine ist wohl ein Ergebnis dieses Einflusses. Gosen gestaltete in dieser Zeit vor allem dekorative Kleinbronzen und Schmuckstücke und stellte seine Werke seit 1897 regelmäßig im Münchner Glaspalast und auf den Ausstellungen der Berliner Secession aus. Er schloss sich der im selben Jahr von Bernhard Pankok, Bruno Paul und Richard Riemerschmid gegründeten Bewegung zur Förderung und Erneuerung des Kunstgewerbes an.
1905 wurde er von Hans Poelzig an die Breslauer Kunst- und Gewerbeschule berufen. In Breslau leitete er als Professor die Werkstätten für Bronzegießerei sowie Ziselier- und Treibarbeit, betätigte sich verstärkt im Bereich der Großplastik und schuf unter anderem für Breslau verschiedene Denkmäler und Bauplastiken. Zeitgenössische Quellen loben an seinen Arbeiten vor allem den „stilvollen und materialgerechten Naturalismus, der besonders prägnant in seinen Bildnisbüsten zum Ausdruck kommt“ und die brillante technische Ausführung. Als frühes Mitglied des Deutschen Künstlerbundes[1] beteiligte sich Theodor von Gosen bereits an der ersten, 1904 im Königlichen Kunstausstellungsgebäude in München stattgefundenen Ausstellung mit einem Pokal und einem Porträtrelief aus Bronze.[2] 1908 wurde er zum 1. Vorsitzenden des neu gegründeten Künstlerbund Schlesien gewählt; eine Position, die er bis 1932 behielt.
1937 stellte er auf der Großen Deutschen Kunstausstellung eine Figurengruppe und 15 Medaillen aus.
Theodor von Gosen wurde auf der Fraueninsel neben seinem Freund, dem Maler Johann Drobek, beigesetzt. Seine Familie siedelte sich nach der Vertreibung ebenfalls am Chiemsee an.
Der Sohn Markus von Gosen (* 1913 in Breslau; † 2004 in Prien am Chiemsee) schuf Mosaiken, Drucke und Glasmalereien.
1903: Die erste Max-Reger-Büste[4] wird von Gosen angefertigt, dem Reger zum Dank sein avantgardistisches Streichquartett d-Moll op. 74 widmet
1910: Wettbewerbsentwurf für ein Bismarck-Nationaldenkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück (gemeinsam mit dem Architekten Hans Poelzig; nicht prämiert)[5]
1926: Silbergussmedaille auf die 100-Jahrfeier der Verlegung der Universität von Landshut nach München. Vorderseite: Pallas Athene, Rückseite: Brunnen mit Figuren[7]
Paul Dziallas: Theodor von Gosen. Das Medaillenwerk (= Silesia. Folge 11.) Delp’sche Verlagsbuchhandlung, München 1971.
Hubertus Lossow (Hrsg.): Der Bildhauer Theodor von Gosen (1873–1943) (= Silesia. Folge 22.) Delp’sche Verlagsbuchhandlung, München 1979, ISBN 3-7689-0171-8.
Gosen, Theodor (Philipp Th.) von. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts.Band2: E–J. E. A. Seemann, Leipzig 1955, S.279 (Textarchiv– Internet Archive– Leseprobe).
Petra Hölscher: Die Akademie für Kunst und Kunstgewerbe zu Breslau. Wege einer Kunstschule 1791–1932. Ludwig, Kiel 2003, ISBN 3-933598-50-8.
Schlesisches Museum zu Görlitz (Hrsg.): Werkstätten der Moderne. Görlitz 2004.
Schlesisches Museum zu Görlitz (Hrsg.): Museum für eine europäische Kulturregion. Görlitz 2006.
Unveröffentlichte Quellen
Im Archiv der Münchner Kunstakademie hat sich ein Manuskript Gosens erhalten, in dem er sich vor allem an seine Münchner Zeit erinnert.
Ausstellungskatalog X. Ausstellung der Münchener Sezession: Der Deutsche Künstlerbund (in Verbindung mit einer Ausstellung erlesener Erzeugnisse der Kunst im Handwerk), Verlagsanstalt F. Bruckmann, München 1904 (S. 38: Gosen, Theodor von, München. Katalognr. 190/191, Flora, Ehrengeschenk; Porträtrelief, Versilberte Bronze.)
Max Schmid (Hrsg.): Hundert Entwürfe aus dem Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück-Bingen. Düsseldorfer Verlagsanstalt, Düsseldorf 1911. (n. pag.)
Gosen, Theodor (Philipp Th.) von. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts.Band2: E–J. E. A. Seemann, Leipzig 1955, S.279 (Textarchiv– Internet Archive– Leseprobe).