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französischer Mittelalterhistoriker, Hochschullehrer und Autor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sylvain Gouguenheim (* 6. August 1960) ist ein französischer Professor der Mediävistik an der École normale supérieure Lettres et Sciences Humaines (ENS LSH de Lyon) in Lyon, Historiker und Autor.
Gouguenheim promovierte an der Universität Paris X in Nanterre, lehrte dann an der Universität Paris I (Panthéon-Sorbonne), bevor er als Professor an die ENS LSH von Lyon ging. Nach seiner Promotion über das Thema Hildegard von Bingen befasste er sich mit Studien über die im Zusammenhang mit den Kreuzzügen im Mittelalter entstandenen geistlichen Ritterorden. Über den Deutschen Orden publizierte er verschiedene Arbeiten, von denen eine seine Habilitationsschrift wurde. Seit September 2010 ist er einziges französisches Mitglied der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens und seit 2013 einziges französisches Mitglied der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. Ein Hintergrund für die Aufnahme in beide Kommissionen war, dass seine Studien zum Deutschen Orden, insbesondere des 13. Jahrhunderts, zu maßgeblichen Korrekturen in Einzelfragen[1] geführt und zur Wandlung traditioneller Geschichtsbilder[2] beigetragen haben.
2008 erschien im Pariser Verlag Éditions du Seuil in dessen Reihe L’univers historique das Buch Aristote au Mont-Saint-Michel. Les racines grecques de l’Europe chrétienne. Es widerspricht vollkommen der bis dahin allgemein vertretenen Meinung, dass die islamische Welt eine wichtige Rolle bei der Vermittlung des antiken griechischen Wissens über Philosophie, Medizin und andere Wissenschaften an die Welt des Abendlandes gespielt habe. Für den Autor seien die arabische Sprache und das Denken des Islam nicht geeignet, rationelles Denken zu befördern.
Die positive Kritik an diesem Werk, besonders durch Roger-Pol Droit in Le Monde und andere, rief einen Aufschrei unter den Mittelalter-Historikern hervor. Man wies darauf hin, dass Gouguenheims Thesen denen von Jacques Heers sehr nahe stünden und die Ideen von Rémi Brague auf das Gebiet der Philosophie anwendeten. Nur wenige französische Wissenschaftler wie Claude Gauvard unterstützten Gouguenheim.
Es gab auch neutrale Stimmen zu dem Buch von Gouguenheim.[3] Viele Wissenschaftler jedoch, darunter auch solche aus der islamischen Welt, die zusammen mit Gouguenheim zur gleichen Zeit am selben Institut in Lyon, dem CIHAM, geforscht hatten, zweifelten seine Thesen an. In Deutschland wandte sich 2008 der Philosophiehistoriker und Arabist Dag Nikolaus Hasse aus Würzburg gegen diese Veröffentlichung. Er nannte es in der FAZ vom 19. Juni 2008 ein unseriös gearbeitetes und von Ideologie durchtränktes Buch, das mit dem täuschenden Firnis von Gelehrsamkeit überzogen, das Manifest eines kulturellen Rassismus. Die gleiche Zeitung wiederholte anlässlich der Veröffentlichung einer deutschen Fassung des Buches im Jahre 2011 durch die Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, die Vorwürfe und zitiert Historiker und Islamwissenschaftler, die dem Autor vorwerfen, er verstoße gegen elementare Regeln professioneller Redlichkeit.
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