Bekannt wurde Susanne Kessler mit ihren raumgreifenden, organisch wirkenden Installationen. Vorrangig von der Zeichnung ausgehend beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit naturgemäßen, lebendigen Strukturen. Einige ihrer Arbeiten widmen sich Darstellungen des Inneren, z.B. der Struktur des menschlichen Gehirns, dessen sichtbare Erscheinung als auch sein innerer komplexer Aufbau thematisiert wird. Dabei steht das Gehirn als Ursprung für alles, was in der Welt entsteht und existiert, für alles Wahrnehmbare und als Quelle des menschlichen Bewusstseins. Erst die Limitation auf das eigene Gehirn, auf das eigene Denken und Visualisieren, fördert laut Kessler eine „Ich-Konstruktion“, die sich von der Wissenschaft entfernt und in eine künstlerische Welt führt.
Oftmals werden Gedankenfragmente, auch Gedankenzüge, die sich fortwährend mit biologischen Vorbildern beschäftigen, in ein zeichnerisches System eingebunden und bilden ein vielschichtiges Gewebe von sich überlappenden Mustern und poetischen Inhalten. Durch die Verbindung von wissenschaftlichen Zeichnungen und eigenen Assoziationen und Vorstellungen vermitteln ihre Installationen das Bild eines organischen Netzwerks. „Das verzweigte Leben bleibt rätselhaft und explosiv, geheimnisvoll wie ein Kokon…“, beschrieb sie es einmal. Im Zentrum ihres Schaffens wird das Prinzip des Lebens als Fluss der Lebensenergie, als Wandlungsprozess sichtbar gemacht, der gleichermaßen den Arbeitsprozess der Künstlerin abbildet. Zeichnungsserien werden immer wieder neu in Installationen eingebunden, um sie aus sich heraus zu erneuern. Es entstehen Räume mit grafischen Zeichen und Symbolen, die zum Teil die kinetische Energie des Raumes mit aufnehmen.
Jedes Environment wird direkt an den Ort angepasst. Ausgangspunkt ist dabei das Flüchtige, denn nur in der zeitlich begrenzten Existenz wird das Lebensrad sichtbar. Alles beginnt, entsteht und vergeht. Durch immer wieder neue Raumbedingungen und die ortsspezifische Dynamik versinnbildlicht das Konzeptuelle der Arbeit von Susanne Kessler die Auffassung von Evolution.
Als Zeichnerin sieht sich Susanne Kessler am Schnittpunkt zwischen aktuellen und antiken Verhältnissen, zu beiden Seiten hin in gleicher Entfernung, die zwar immer wieder beeinflusst von Ort und Material sind, aber innerlich unabhängig bleiben.
Installationen
Susanne Kessler, The Gold and Tar Project, Frauenmuseum Bonn, 2010–2011
Susanne Kessler, "Ritmo e Linea", Museo Faina, convento di San Giovanni, Orvieto/IT, 2010
Susanne Kessler, in bilico, Galerie Epikur, Wuppertal, 2009
Susanne Kessler, Die Tafel (6m×1,20m×0,80m), 2005
Susanne Kessler, Survival kit, 2005
Susanne Kessler, Room of Evolution, Teheran/IR, 2003
Susanne Kessler, ortsspezifische Arbeit in Lahore, Indien, 1996
Susanne Kessler, ortsspezifische Arbeit "The universe moves" in New Delhi, Indien, 1995
1989 Wolfgang Venzmer: Die Karusselle von Susanne Kessler. In: Berthold Roland (Hrsg.): Susanne Kessler – Malbücher, Bilder, Zeichnungen und Raumobjekte. Ausstellung Landesmuseum Mainz
1991 Achille Bonito Oliva: 100 e uno arie pensose verso la scultura. In Arie. Ausstellung: Festival dei Due Mondi. Fonti del Clitunno, Spoleto/Italien. Edizione Carte Segrete (Hrsg.)
1991 Carmelo Strano: L’ambiente o arte ambientale.In: Arte e Architettura. Mailand 1991. Ausstellung 4e Salone Internazionale dell’Architettura. Mailand/Italien
1992 Zeichnungen Und Konstruktionen. Städtische Galerie Albstadt, ISBN 3-923644-43-4.
1993 Achille Bonito Oliva: Gran Delubro, L’Arte. Edizione Carte Segrete (Hrsg.), Ausstellung Erice, La Salerniana, Ex Convento di San Carlo/Italien
1994 Antje Birthalmer: Arme Kunst zwischen Tempeln und Antennen. In: Susanne Kessler, Werke 1984–1994. Ausstellung: Von der Heydt-Museum Wuppertal, ISBN 3-89202-024-8.
1994 Franz Joseph van der Grinten: Vom Ursprung der Dinge. In: Susanne Kessler; Zeichnungszyklus - 41 Teerarbeiten. Verlag Galerie Epikur, Wuppertal
1995 Adolf Smitmans: Form als Lebensgebärde. In: Susanne Kessler, Goslaer Kaiserringstipendium, Mönchehaus Museum für zeitgenössische Kunst, Goslar
1995 Wolfgang Becker: The Burden of the Bunker – transforming a line of defense. In: Elle-Mie Ejdrup Hansen (Hrsg.): Fredsskulptur 1995. Ausstellung dänische Westküste
1996 Petra Matusche: Inner Energies and Outer Spaces. In: Susanne Kessler in India and Pakistan 1995–1996. Ausstellung Max Mueller Bhavan, Hyderabad, Madras, Lait Kala Academi, New Delhi, Indien, Goethe-Institut Lahore, Pakistan; Museum Abtei Liesborn / ISBN 81-900739-0-7.
1998 Dieter Ronte: An Elbe und Rhein, Einführung in die Ausstellung, Raschke-Stuwe, Ingrid. In: An Elbe und Rhein (1. und 2. Teil) Elisabeth Montag Stiftung (Hrsg.), Dresden
1999 Ute Haug: zeichnerisch gemalt – malerisch gezeichnet. In: Susanne Kessler, Bilder Konstruktionen, Arbeiten auf Papier. Ausstellung Museum Schloss Moyland, Joseph Beuys Archiv. Bedburg-Hau, ISBN 3-929042-25-8.
2001 Silke Eikermann: Von Bildern und Büchern. In: Bilder und Gebilde Ausstellungsreihe. Galerie der Stadt Remscheid, Gustav Lübke Museum Hamm, Stadtgalerie im Elbeforum, Brunsbüttel, ISBN 3-931279-21-9.
2003 Majid Karshenas: Love resurrects humanity. In: Susanne Kessler - Persian Diary. Ausstellung Artist Forum Taleghani, 2003 Teheran, ISBN 3-86611-024-3.
2008 Montag Stiftung Bildende Kunst. In: Blick zurück nach vorn. Susanne Kessler, Wenn die Flüsse rückwärts fließen. Susanne Kessler, Bilancia Anfibia - Von der Flosse zum Flügel, Bonn
2008 Lisa Farrington: The Art of Dualities. In: Susanne Kessler, Drawing Space - The New York Room. Ausstellung City University - John Jay Gallery, New York
2010 Lorenzo Canova: La rete segreta della cose. In Ritmo e Linea. Ausstellung Ex-Convento di San Giovanni, Orvieto, Italien
2010 Lorenzo Canova: Sbandati. Mostra Ex-GIL Roma/Italien, Edizione riverberi sonori, ISBN 9-79075-0045-0
2011 Karin Scheel: Susanne Kessler: Baustelle Zeichnung. Galerie M, Berlin Palladino Editore, ISBN 978-88-8460-206-0
2014 Wolfgang Riehle, Raimund Stecker: Susanne Kessler: Mäander, DominoArt 2014
2015 Achille Bonito Oliva, Johannes Nathan, Vincenzo Mazarella: Susanne Kessler: Framing Space, Distanz Verlag Berlin, ISBN 978-3-95476-119-7
2018 Beniamini Quintieri, Alberto Dambruoso: Susanne Kessler: Ulysses in Cosenza, Gangemi Editore Int. Roma, ISBN 978-88-492-3614-9
2018 Ed. Boyens Verlag: Susanne Kessler: 99 Days around Cape Horn…, Museum Art of the West Coast
2018 Ulrike Wolff-Thomsen: Susanne Kessler: Odissea, Boyens Verlag, ISBN 978-3-8042-1499-6
2020 Kathrin Merkle, Sabine Urban, Christoph Tannert: Susanne Kessler: about roots and borders, Artinflow Verlag, Berlin, ISBN 978-3-938457-55-9