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Die Strukturbruchthese ist in der Föderalismusforschung ein Leitsatz über die Wechselbeziehung zwischen föderaler Ordnung und Parteienwettbewerb in Deutschland, der im Wesentlichen auf den Konstanzer Politikwissenschaftler Gerhard Lehmbruch zurückgeht. Sie besagt, dass der bipolare Parteienwettbewerb seit 1949 einen strukturellen Bruch zur bundesstaatlichen Ordnung mit ihren in der Entwicklungsgeschichte seit Bismarck auf Konsens, Kooperation und Verhandlung ausgerichteten Politikmechanismen darstellt. Die These findet bei bikameralen politischen Systemen, also bei Staaten mit zwei parlamentarischen Kammern und imperativem Mandat in der zweiten Kammer Anwendung und baut auf der Politikverflechtungsthese von Fritz Scharpf auf.
Lehmbruch stützt seine These auf zahlreiche Beobachtungen im Verhalten von Parteien und Bundes- und Landesinstitutionen in der Geschichte der Bundesrepublik.
Ersten Anlass zu den Überlegungen über einen Strukturbruch gab die politische Situation 1976, als ein sozialliberales Regierungsbündnis aus SPD und FDP im ersten Kabinett Schmidt mit einer CDU-Mehrheit in der Länderkammer konfrontiert wurde. Seit der Bildung der ersten sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt 1969 war es der CDU gelungen, in mehreren Landtagswahlen, darunter 1970 im Saarland, 1971 in Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz und 1972 in Baden-Württemberg, die absolute Mehrheit zu erzielen. Sie stach damit die Parteien der Koalitionsregierung auf Bundesebene, SPD und FDP, aus, mit denen sie jeweils bis dahin in einigen Landesregierungen koaliert hatte und die ihr Abstimmungsverhalten im Bundesrat im Sinne der Bundesregierung hätten neutralisieren können.
Anlass zu einer breit angelegten Diskussion über eine parteipolitische Instrumentalisierung des Bundesrates bot das spektakuläre Scheitern der Steuerreform von 1997/1998. Ein weiteres Fallbeispiel eröffnete sich in der 15. Wahlperiode zwischen 1998 und 2005 unter der rot-grünen Bundesregierung. Mit der für die SPD verlorenen Landtagswahl in Sachsen-Anhalt im Jahr 2002 änderten sich im Bundesrat die Mehrheitsverhältnisse zugunsten der Oppositionsparteien im Bundestag, CDU/CSU und FDP. Damit stand eine rot-grüne Bundestagsmehrheit einer schwarz-gelben Bundesratsmehrheit gegenüber. Das Kabinett Schröder konnte in der Folgezeit Gesetzesvorhaben nur mit teilweise deutlichen Änderungen an den Finanzierungsregelungen und den Implementationsbestimmungen umsetzen, exemplarisch dienen dafür die Arbeitsmarktreformen Hartz I bis IV.
Die Strukturbruchthese geht auf Grundlage dieser Beobachtungen von bestimmten regelhaften Verhaltensmustern der politischen Institutionen und Parteien aus. Bei einer parteipolitischen Harmonie zwischen den beiden parlamentarischen Kammern, wie sie unter der Kanzlerschaft Konrad Adenauers und zum Zeitpunkt der Regierungswechsel von Schmidt zu Kohl 1982 und von Kohl zu Schröder 1998 vorherrschte, lässt sich ein Bedeutungszuwachs der Bund-Länder-Konfliktdimension beobachten, da Landesregierungen dann danach streben, ihre regionalen Interessen in den politischen Prozess einfließen zu lassen.
„Die Bundesregierung ist gut beraten, wenn sie endlich einsieht, daß sie mit ihrer schwachen Mehrheit im Bundestag nicht alle Gesetze durchpauken kann, sondern mit unserer Mehrheit im Bundesrat rechnen muß.“
Die Kritik an der Strukturbruchthese hebt vor allem auf zwei Punkte ab.
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