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britischer Soziologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Stanley Hymie Cohen (* 23. Februar 1942 in Johannesburg; † 7. Januar 2013) war ein britischer Soziologe und Kriminologe. Er war Professor für Soziologie an der London School of Economics and Political Science (LSE) und als Kriminologe international anerkannt[1] und bedeutender Vertreter der Kritischen Kriminologie.[2]
Cohen wuchs in Südafrika auf und studierte zunächst an der Witwatersrand-Universität Soziologie und Sozialarbeit. Er lehnte die Apartheid ab, sein Einsatz für Menschenrechte wie ein großer Sinn für jüdischen Humor blieben ihm sein Leben lang.[1] 1963 kam er nach London. An der LSE promovierte er und begann ab 1967 an der University of Durham und 1972 an der University of Essex zu lehren. 1980 wechselte er nach Israel und leitete dort das Institut für Kriminologie an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er engagierte sich dort auch für Menschenrechtsorganisationen, die im israelisch-palästinensischen Konflikt tätig waren. 1996 kam er nach England zurück und wurde Martin-Wright-Professor für Soziologie an der LSE. 1998 wurde er Fellow der British Academy und erhielt Ehrendoktortitel der University of Essex (2003) und der Middlesex University (2008). 2009 erhielt er den Outstanding Achievement Award der British Society of Criminology. Er starb 2013 an Parkinson, die Krankheit war bereits 1996 diagnostiziert worden.[1]
Cohen gilt als führender Autor und Vordenker der Kriminologie.[1] Der Begriff Moral Panic geht auf ihn zurück. Er hatte ihn 1972 anhand einer Studie (Folk Devils and Moral Panics) zur öffentlichen Reaktion auf das jugendkulturelle Phänomen der Mods und Rocker der 1960er Jahre geprägt. Das Buch gilt als eines der einflussreichsten kriminologischen Studien der letzten Jahrzehnte und wurde vielfach zitiert. Er sah dabei im Phänomen der Deviancy Amplification Spiral (Abweichungsverstärkungsspirale), ein ebenfalls auf ihn zurückgehender Begriff, einen wesentlichen Mechanismus. Cohen zufolge berichteten die Medien in übersteigerter Form von abweichendem Verhalten, welches als Herausforderung der gesellschaftlichen Normen gilt. Die Resonanz in den Medien trägt Cohen zufolge dazu bei, das Phänomen zu definieren, zu kommunizieren und damit auch zunehmend zur Nachahmung zu empfehlen. Dies führt zu weiteren Ausschreitungen beziehungsweise abweichendem Verhalten, und heizt damit die aufkommende Massenbewegung in Form einer Moral Panic weiter an.[3]
Cohen beschäftigte sich zudem mit Abweichung und sozialer Kontrolle und war dabei unter anderem von Michel Foucault beeinflusst. Ein neues Konzept war seine Studie States of Denial (Verleugnung). Michael Ignatieff zufolge war dies der Startpunkt für unterschiedlichste Studien und Betrachtungen zur Frage, wie Menschen es fertigbringen, Gewalt und Leiden anderer auszublenden.[1]
Laurie Taylor, mit dem er das Buch Escape Attempts: The Theory and Practice of Resistance to Everyday Life zur psychischen Stabilität von Langzeitgefangenen schrieb, unterstellte ihm einen hintergründigen Humor.[1] Taylor hatte vorgeschlagen, weniger Alkohol bei ihren Treffen zu trinken. Er zitierte dabei Richard Burton, der es nach seinem Entzug als wundervoll betrachtete, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich sei. Darauf “That’s all very well, but who the hell wants to see the world as it really is?” (Stanley Cohen[1], deutsch: „Schon Ok, aber wer zur Hölle will die Welt so sehen wie sie wirklich ist?“)
Cohen las gerne Romane von Philip Roth, Saul Bellow und Howard Jacobson.[1] 1963 heiratete er Ruth Kretzmer, die 2003 starb; das Paar bekam zwei Töchter.[1]
1970er Jahre
1980er Jahre
1990er Jahre
Nach 2000
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