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Kirchengebäude in Nordhausen, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die evangelische St.-Petri-Kirche war eine Kirche in Nordhausen in Thüringen. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, erhalten blieb lediglich der Kirchturm, der heute als Petri-Turm bekannt ist und als Aussichtsturm dient.
Auf dem früher Löseberg genannten Petersberg befand sich vermutlich ein germanischer Kultplatz als Dingstätte. Auf diesem Platz wurde 1220 eine Kirche St. Petri erstmals urkundlich erwähnt. Der Bau der bis 1945 bestehenden Kirche begann 1334. Um die Kirche herum entwickelte sich ein Handwerker- und Wohnviertel, der Kirchturm entstand von 1362 bis 1377. 1522 wurde in der Kirche von Lorenz Süße, dem Prior des nahegelegenen Augustinerklosters, die erste protestantische Predigt in Nordhausen gehalten.[1]
Am 9. Dezember 1660 wurde einer der vier Nebenhelme des Kirchturms durch einen Sturm heruntergeworfen. Ein zweiter wurde bald darauf entfernt, um Platz für eine Bläsergruppe zu schaffen. Der mit vier Glocken bestückte Kirchturm erhielt 1731 eine Turmwächterwohnung. 1772 wurde auf die Turmspitze eine neue Kirchturmkugel mit Posaunenengel gesetzt. Wegen Schäden im Inneren der Kirche aufgrund von Feuchtigkeit erfolgte im Jahr 1900 eine umfassende Erneuerung des Kirchengebäudes. Ebenfalls um diese Zeit entstand ein Treppenanbau an der Nordseite.
In der Nacht vom 3. auf den 4. April 1945 fiel die Kirche einem britischen Luftangriff auf Nordhausen zum Opfer. Viele Menschen suchten in dem Gotteshaus Schutz und fanden den Tod. Das Gebäude erhielt mehrere Volltreffer. Der brennende Turm stürzte auf das Kirchendach. Die Petri-Kirche und das Stadtviertel wurden dem Erdboden gleichgemacht. Nur die Ruine des Kirchturms blieb stehen. Nach der Beseitigung der Kirchentrümmer ließ man den Stumpf des Turmes stehen. Er erhielt 1954 ein notdürftiges Dach, das am 4. April 1987 durch einen Turmhelm ersetzt wurde.
Nunmehr 62 Meter hoch, wird der Turm seit 1994 als Aussichtsturm genutzt. Das Areal des Petersberges wurde von 2000 bis 2004 für die zweite Thüringer Landesgartenschau umgestaltet, wobei Flächen zur Freizeitgestaltung mit Sport- und Spielmöglichkeiten, Heckengärten und Wasserspiele entstanden.
1597 wurde eine Orgel gebaut. Ein Blitzschlag beschädigte diese am 1. Juli 1658. Im folgenden Jahr wurde die Orgel repariert und um zwei Register und ein Rückpositiv vermehrt. Am 9. Dezember 1660 richtete ein Sturm in der Kirche Verwüstungen an und beschädigte die Orgel stark. 1674 wird die Orgel entfernt und 1679 neugebaut. Bei einem Schneegestöber mit Gewitter am 11. Januar 1682 traf ein Blitz die Kirche und brachte Pfeifen zum Schmelzen.
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1751–1752 baute Johann Michael Hartung eine neue Orgel mit 23 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Bis ins 20. Jahrhundert ist nichts weiter über die Orgel bekannt, Aufzeichnungen sind durch Brand vernichtet worden. Am 7. April 1913 sammelte die Gemeinde Geld für den Bau einer neuen Orgel. Dieser erfolgte 1914 durch P. Furtwängler & Hammer aus Hannover. Die Disposition entwarf Georg Sbach, Organist an St. Blasii. Die Orgel war pneumatisch.
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Die Orgel wurde zusammen mit der Kirche zerstört.
Das Geläut bestand aus vier Bronze-Kirchglocken. Die größte goss am 24. September 1652 Erfurts Glockengießer Wolfgang Geyer am Töpfertor aus der Glockenspeise der vorigen Glocke, sie wog 3.600 Kilogramm. Die sogenannte Vesperglocke erklang seit dem 6. September 1612 jeden Tag mittags um 12 Uhr. Die Bierglocke wurde jeden Abend um 8 Uhr geläutet.[2]
Der Kirchturm von St. Petri auf dem Petersberg brannte bei den Luftangriffen auf Nordhausen aus, er verlor seine Spitze und später auch die Reste seines Kirchenschiffs: Der Kirchturm blieb nach dem Massen-Abriss der kriegsbeschädigten und -zerstörten Häuser und des Kirchenschiffs nach dem Zweiten Weltkrieg bestehen.
Bis 1987 war der Turm weithin als stumpfe Luftkriegsruine erkennbar, dann erhielt er wieder einen Turmhelm. Er wurde seit 1990 zum Luftkriegs-Gedenkort umgestaltet. Ein „Raum der Ruhe“ ist dem Gedenken an die mehr als 100 Menschen gewidmet, die dort Schutz gesucht hatten und bei den Bombeneinschlägen in der Kirche getötet wurden. Die Lage des früheren Kirchenschiffs wurde markiert.
Der Kirchturm bekam am 4. April 1987 wieder ein Dach und wird seitdem als Aussichtsturm genutzt: Der Rundblick reicht bis zum Harz und Kyffhäuser, zum Eichsfeld und zur Hainleite. Anlässlich der Thüringer Landesgartenschau 2004 wurde sein Umfeld völlig neu gestaltet – es entstanden Flächen zur Freizeitgestaltung mit Sport- und Spielmöglichkeiten, Heckengärten und Wasserspiele.[3]
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