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Gemeinde in Deutschland, Baden-Württemberg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
St. Johann ist eine Gemeinde auf der Schwäbischen Alb etwa acht Kilometer östlich von Reutlingen. Der Sitz der Gemeindeverwaltung ist Würtingen. St. Johann ist mit 44,2 % seiner Gemarkung ein Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 29′ N, 9° 19′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Reutlingen | |
Höhe: | 760 m ü. NHN | |
Fläche: | 58,92 km2 | |
Einwohner: | 5261 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 89 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 72813 | |
Vorwahl: | 07122 | |
Kfz-Kennzeichen: | RT | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 15 093 | |
Gemeindegliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Schulstraße 1 72813 St. Johann | |
Website: | www.st-johann.de | |
Bürgermeister: | Florian Bauer (FDP) | |
Lage der Gemeinde St. Johann im Landkreis Reutlingen | ||
Die sechs Ortsteile der Gemeinde (Bleichstetten, Gächingen, Lonsingen, Ohnastetten, Upfingen und Würtingen) liegen auf der Albhochfläche über ein weites Gebiet verstreut.
Die nachfolgend genannten Städte und Gemeinden grenzen an die Gemeinde St. Johann. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören zum Landkreis Reutlingen:
Dettingen an der Erms, Bad Urach, Münsingen, Gomadingen, Engstingen, Lichtenstein, Pfullingen, Eningen unter Achalm und Metzingen.
Die Gemeinde besteht aus den Gemeindeteilen und früher selbstständigen Gemeinden Bleichstetten, Gächingen, Lonsingen, Ohnastetten, Upfingen und Würtingen. Zu den Gemeindeteilen Bleichstetten, Lonsingen, Ohnastetten und Upfingen gehören jeweils nur die gleichnamigen Dörfer. Zum Gemeindeteil Gächingen gehören das Dorf Gächingen, das Gehöft Birkenhof und das Haus Tiefental und zum Gemeindeteil Würtingen gehören das Dorf Würtingen und die Höfe Fohlenhof und St. Johann.
Im Gemeindeteil Bleichstetten liegt der abgegangene 1681 erbaute und 1828 abgebrochene Hof Rutschenhof. Im Gemeindeteil Gächingen liegt die Wüstung Zizelhausen. Der Name Zizelhausen besteht noch als Flurname im Süden der Gemarkung. Die älteste Erwähnung als Zozihuhus datiert auf das Jahr 760, weitere Nennungen sind Zusenhusen aus dem Jahr 1318 und Uzilishusin um 1100, die jedoch nicht mit Sicherheit dieses Dorf benennt. Im Norden des Gemeindeteils Upfingen liegt der abgegangene Ort Bickelhausen. Im Gemeindeteil Würtingen liegen die Wüstungen Burkhausen als Burkhusin um 1100 erwähnt. Heselbuch, das im 11. Jahrhundert als villa Hesilibuoch genannt wird, der 1290 als curia Horgenloch genannte Ort Horgenloch und das 1454 genannte Gehöft Taubenhof.[2]
Mit dem Upfinger Ried im Osten und dem Ohnastetter Bühl im Westen gibt es auf der Gemeindefläche zwei Naturschutzgebiete. Im Norden liegt das Landschaftsschutzgebiet Reutlinger und Uracher Alb und im Süden das Landschaftsschutzgebiet Großes Lautertal. Der Ohnastetter Bühl gehört zum FFH-Gebiet Albtrauf Pfullingen, die Flächen um den Stöckberg und die Hohe Warte zur Uracher Talspinne sowie zum Vogelschutzgebiet Mittlere Schwäbische Alb.
Ein großer Teil der Gemeindefläche gehört zum Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Eine Kernzone ist am Guckenberg im äußersten Osten ausgewiesen.[3]
Sämtliche Orte der heutigen Gemeinde St. Johann gehörten schon seit dem 13. Jahrhundert zu Württemberg. Bei der Gründung des Königreichs Württemberg 1806 wurde die Zugehörigkeit der altwürttembergischen Ortschaften zum Oberamt Urach fortgeführt. Erst durch die Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg 1938 gelangten Bleichstetten, Ohnastetten und Würtingen zum Landkreis Reutlingen, wohingegen Gächingen, Lonsingen und Upfingen dem Landkreis Münsingen zugeschlagen wurden. 1945 wurden diese sechs Gemeinden Teil der Französischen Besatzungszone und kamen somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.
Am 1. Februar 1972 wurde Bleichstetten nach Würtingen eingemeindet.
Durch die Kreisreform in Baden-Württemberg gelangten auch Gächingen, Lonsingen und Upfingen 1973 zum Landkreis Reutlingen.
Am 1. Januar 1975 wurden die Gemeinden Gächingen, Lonsingen, Ohnastetten, Würtingen und Upfingen zur neuen Gemeinde Würtingen zusammengeschlossen. Die neue Gemeinde wurde am 1. September 1976 nach dem Gestütshof St. Johann umbenannt.[4]
Gächingen galt schon früh als Hauptort des „Kirchspiels“. Obwohl dieser Name erst 1446 erscheint, ist der Zusammenschluss der Kirchspielgemeinden (Bleichstetten, Gächingen, Gomadingen, Kohlstetten, Lonsingen, Ohnastetten, Sirchingen, Upfingen und Würtingen) älter. Mittelpunkt war entweder der Kirchberg bei Gächingen oder die Martinskirche zu Gomadingen. Schon 1275 waren es vier Pfarreien. Kam mit Urach Mitte des 13. Jahrhunderts an Württemberg. Im 14. Jahrhundert erwarb Kloster Offenhausen Güter im Ort. Die Ortsteile Upfingen, Ohnastetten und Würtingen werden erstmals 1138 auf einer Urkunde des Klosters Zwiefalten genannt. Bleichstetten wurde 1102, Lonsingen 1268 und Gächingen 1275 schriftlich festgehalten.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort Lonsingen komplett zerstört.
Der Ort war schon zu Zeiten der Alemannen besiedelt. Auf dem Hirnberg befand sich ein alter Fürstensitz. Der Hartberg birgt alte Mauerreste – der Sage nach Reste einer alten Burg. Weiterhin ist die Gemarkung reich an Grabfunden und an Römerspuren (Münzfunde von Mark Aurel, Ziegelfunde in der Lammstraße).
Der alte Heeresweg führte von Gächingen her durch das Degental zwischen Würtingen und Ohnastetten hinab nach Eningen. Auf „Holzwiesen“ am Laisenweg sind Gräben, die Schanzgräben genannt werden. Eine Stelle in Richtung Übersberg heißt „Haußemer Mäuerle“. Dem Namen nach sind dies weitere Befestigungen oder Schanzen. Im Dreißigjährigen Krieg und in den nachfolgenden Erbfolgekriegen (1688–1714), wurden zur Verteidigung solche Erdwälle aufgeschüttet.
Würtingen gehörte von alters her zur Grafschaft Urach und fiel mit dieser an das Haus Württemberg. Zusammen mit unter anderem Gächingen und Upfingen, organisierte sich Würtingen im sogenannten Kirchspiel, das Teil des Uracher Amtes war.
Im Bauernkrieg suchten der Würtinger Singerhans und der Bleichstetter Konrad Griesinger Anschluss an das Bauernheer des Bantelhans, einem ehemaligen Soldaten aus Dettingen/Erms. Am 17. Mai 1514 wurden sie auf dem Weg dorthin, samt ihren Getreuen, vom Uracher Förster aufgegriffen. Griesinger entkam schwer verletzt. Der Singerhans wurde nach Urach abgeführt und am 21. Juni peinlich befragt, wobei er nichts verriet. Später wurde er mit dem Bantelhans auf der Festung Hohenneuffen inhaftiert.[5]
Im Dreißigjährigen Krieg wurde auch Würtingen hart mitgenommen. Im Kirschenkrieg 1631 zündeten die kaiserliche Truppen unter Egon VIII. von Fürstenberg den Ort an und brannten 24 Gebäude nieder. Nach der Schlacht von Nördlingen 1634 führte die Belagerung von Burg Hohenurach zu anhaltenden Plünderungen. Hier tat sich besonders der Gächinger Bauernsohn, Elenhans, hervor, der die Männer des Kirchspiels organisierte und mehrere Streifzüge ins kaiserliche Lager unternahm. In einem Gefecht wurden 32 Soldaten getötet und in einem Massengrab verscharrt. 1636 wütete die Hungersnot und bald darauf die Pest. Von vormals 370 Einwohnern überleben nur 58 den großen Krieg.
Von 1640 bis 1648 gingen 30 Uracher Ortschaften – darunter auch Würtingen, Ohnastetten und Bleichstetten – an die Grafschaft Achalm und wurden Vorderösterreich eingegliedert. Mit dem Westfälischen Frieden fiel die Herrschaft Achalm wieder an Württemberg zurück.
Kirchlich-evangelisch gehörte Bleichstetten[6] zunächst zu Gächingen,[7] ab 1556 zu Würtingen, von wo es bis heute noch betreut wird. Das evangelische Pfarramt Gächingen betreut auch die Kirchengemeinde Lonsingen.[7] Die Gächinger Katholiken orientieren sich nach Urach. Die frühere kirchliche Zugehörigkeit Ohnastettens ist nicht bekannt. Im 15. Jahrhundert bekam der Ort jedoch eine eigene Pfarrei St. Mauritius, die dem Kloster Offenhausen inkorporiert wurde. Die Reformation wurde 1534 eingeführt. Die evangelische Kirchengemeinde des Ortsteils Ohnastetten gehörte bis 1939 zum Kirchenbezirk Bad Urach. Mit Wirkung vom 1. April 1939 wurde sie in den Kirchenbezirk Reutlingen umgegliedert und vom Pfarramt Holzelfingen betreut.[8]
Upfingen war kirchlich zunächst Filiale von Gächingen. Das Pfarramt Upfingen betreut auch die Nachbarkirchengemeinde Sirchingen.[9]
Die evangelische Kirchengemeinde Würtingen[6] umfasst den Ortsteil Würtingen der Gemeinde St. Johann und die Staatsdomäne Oberer Lindenhof (Gemeinde Eningen unter Achalm), die 1946 von der Kirchengemeinde Eningen unter Achalm (Kirchenbezirk Reutlingen) in die Kirchengemeinde Würtingen umgegliedert wurde.
Die evangelischen Gemeinden der Ortsteile gehören zum Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Ohnastetten gehörte bis Ende 2020 gemeinsam mit Holzelfingen zum Kirchenbezirk Reutlingen, die Gemeinden wechselten dann aber im Rahmen des württembergischen Pfarrplanprozesses mit Wirkung zum 1. Januar 2021 zu Bad Urach-Münsingen.
In St. Johann wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat in St. Johann besteht nach der letzten Wahl aus den gewählten 18 (2019: 20) ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis.[10]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2024 |
Sitze 2024 |
% 2019 |
Sitze 2019 |
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FW | Freie Wählervereinigung St. Johann | 43,44 | 8 | 37,43 | 7 | |
NL | Neue Liste | 33,16 | 6 | 43,97 | 9 | |
OBL | Offene Bürgerliste | 10,82 | 2 | 15,04 | 3 | |
WfS | Wir für St. Johann | 12,58 | 2 | 3,56 | 1 | |
gesamt | 100,0 | 18 | 100,0 | 20 | ||
Wahlbeteiligung | 66,71 % | 66,09 % |
Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Am 8. Februar 2015 wurde Florian Bauer im zweiten Wahlgang mit 51,1 Prozent der Stimmen gewählt.[11] Er wurde am 26. Februar 2023 im zweiten Wahlgang mit 47,8 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.[12]
Blasonierung: „In Blau ein steigendes silbernes Ross vor einer abgeschnittenen goldenen Ähre mit Grannen.“[13] | |
Wappenbegründung: Nach Eingliederung eines Ortes in die frühere Gemeinde Würtingen wurde durch deren Vereinigung mit vier weiteren Orten am 1. Januar 1975 eine neue Gemeinde gleichen Namens gebildet. Seit dem 1. September 1976 trägt diese den Namen des 1767 entstandenen württembergischen Gestüts St. Johann, auf das sich das steigende silberne Ross im Wappen bezieht. Die Ähre symbolisiert die Landwirtschaft als die gemeinsame wirtschaftliche Grundlage in der Geschichte aller sechs Gemeindeteile.
Die Bannerflagge der Gemeinde ist weiß-blau gestreift und trägt das Wappen in der oberen Hälfte. |
St. Johann unterhält seit dem 30. Oktober 1999 eine Partnerschaft mit den französischen Kleinstadt Thénezay im Département Deux-Sèvres.[14]
Die Gächinger Kantorei wurde 1954 von Helmuth Rilling gegründet; sie hat heute ihren Sitz in Stuttgart.
Die evangelikale Deutsche Indianer Pionier Mission wurde 1962 gegründet und hat ihren Sitz in Lonsingen.
In Würtingen gibt es einen Verein, den Soifa-Bobby-Club St. Johann e. V., der in Würtingen ein Rennen mit Bobby-Cars und Seifenkisten durchführt.
[22] Vor 25 Jahren wurde der Verein „Kunstforum St. Johann e.V.“ gegründet, schon viele Jahre zuvor hatten sich Kunstschaffende aus der Region zusammengeschlossen. Der Verein veranstaltet Ausstellungen, Konzerte, Workshops und andere Events. (www.kunstforum-st-johann.de)
Die Landesstraße 380 verbindet Gächingen, Lonsingen und Würtingen im Norden mit Reutlingen. Die Landesstraße 249 verbindet Lonsingen und Upfingen mit Bad Urach. Die Ortsteile sind untereinander über Kreisstraßen verbunden.
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 221.
Der Gestütshof St. Johann ist eine Domäne des Haupt- und Landgestüts Marbach. Dort wurden schon im 17. Jahrhundert Pferde gehalten. Er hat der Gemeinde seinen Namen gegeben.
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