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Sprehe-Gruppe

deutsche Unternehmensgruppe der Fleischindustrie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Sprehe-Gruppe
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Die Union Familien und Beteiligungs GmbH & Co. KG (Eigenschreibweise: UNION) ist die Konzernobergesellschaft der Sprehe-Gruppe, einer Unternehmensgruppe der Fleischwirtschaft mit Sitz in Cappeln. Gründer sind die Brüder Albert und Paul Sprehe. Mit dem Gestüt Sprehe in Löningen ist die Gruppe auch in der Pferdezucht tätig.

Schnelle Fakten Union Familien und Beteiligungs GmbH & Co. KG ...
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Geschichte

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1987 gründeten die Brüder Albert und Paul Sprehe die Sprehe Geflügel- und Tiefkühlfeinkost Handels GmbH & Co. KG und die S&H Tiefkühlfeinkost Produktions GmbH. In den Folgejahren wurden weitere Betriebe der Fleischindustrie erworben und in die Unternehmensgruppe integriert,[3] darunter mehrere ehemals staatliche Geflügelbetriebe in Ostdeutschland.[4]

Zu Beginn der 1990er-Jahren erfolgte 1991 der Erwerb der Gräfendorfer Geflügel GmbH in Mockrehna, vormals Kombinat Industrielle Mast Mockrehna, ein Volkseigener Betrieb der DDR.[5] Am Ende des Jahrzehnts kam 1999 kam die Paul Daut GmbH in Rheda-Wiedenbrück hinzu. In den 2000er Jahren setzte sich die Expansion mit der Übernahme von Fine Food in (Emsdetten, 2004), Josef Wernke (Cloppenburg, 2005) und Astenhof (Hainspitz, 2006) fort. Letzterer Betrieb war zuvor Teil des Kombinats Industrielle Mast Hermsdorf. 2007 folgte die Firma Tils in Kleve. In den 2010er Jahren übernahm Sprehe 2012 Produktionsstandorte der Marke Herta in Berlin und Neuenkirchen-Vörden. 2016 kam mit dem Oldenburger Standort der Bernard Matthews Holdings ein weiterer Betrieb hinzu; der Kaufpreis lag bei 14 Millionen Euro.[6]

Neben den Betriebserwerben hat die Sprehe-Gruppe auch bestehende Standorte weiter ausgebaut, etwa 2012 den Standort von Fine Food in Wittenburg. Für den Ausbau steuerte das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern drei Millionen Euro als Subventionen bei.[7]

In den Jahren 2014 und 2015 fand am Landgericht Bielefeld ein Verfahren gegen Albert und Paul Sprehe statt wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in Betrieben der Sprehe-Gruppe in Höhe von 1,8 Millionen Euro. Das Gerichtsverfahren wurde gegen Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 2,7 Millionen Euro eingestellt.[8]

Während der COVID-19-Pandemie kam es an einzelnen Standorten der Gruppe zu Infektionsgeschehen unter den Beschäftigten. So wurden im Sommer und Herbst 2020 unter anderem in Mockrehna und Emsdetten Corona-Ausbrüche festgestellt, in deren Folge teils hunderte Mitarbeiter in Quarantäne mussten und die Produktion zeitweise ruhte.[9][10] Im Mai 2021 führten die lokalen Behörden eine hohe Inzidenz in Rheda-Wiedenbrück auf einen Ausbruch am dortigen Standort zurück und ordneten eine vorübergehende Stilllegung des Betriebs an.[11]

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Unternehmensstruktur

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Die Sprehe-Gruppe weist eine starke vertikale Integration auf und vereint große Teile der Wertschöpfungskette der Geflügel‑ und Fleischproduktion ab.[12] Dazu zählen die Futtermittelproduktion, die Aufzucht, die Mast, die Schlachtung und Zerlegung, die Verarbeitung sowie die Vermarktung. Die Union-Besitz Holding GmbH & Co. KG, in der die gesamten Aktivitäten der Gruppe gebündelt sind, hat ihren Sitz in Cappeln (Oldenburg).[3] Die Verwaltungszentrale der Sprehe-Gruppe ist der Sitz der Sprehe Geflügel- und Tiefkühlfeinkost GmbH & Co. KG in Lorup.[13]

Neben der Futtermittelproduktion durch das Tochterunternehmen Agrar Handelsgesellschaft Salzfurtkapelle am Standort Salzfurtkapelle[14] gehört zur Gruppe u. a. auch die Aufzucht mit Brütereien in Mockrehna.[15] Über eigene Mastanlagen[16][17] und Vertragsmasten[18][19] sowie eigene Schlacht‑ und Zerlegebetriebe[20] sichert das Unternehmen eine durchgängige Produktionskette. Zudem verarbeitet und vermarktet die Gruppe ihre Produkte unter mehreren Marken (darunter Sprehe feinkost, Astenhof, Dörffler und Gräfendorfer)[21] und betreibt dafür eigene Vertriebs‑ und Exportstrukturen. Zusätzlich produziert Sprehe für Eigenmarken von Handelspartnern.[22] Ein weiteres Geschäftsfeld stellt die Pferdezucht über das Gestüt Sprehe GmbH in Löningen dar, in dem unter anderem Kristina Bröring-Sprehe, Tochter von Paul Sprehe, und Jan Sprehe, Sohn von Albert Sprehe, aktiv sind.[23][24]

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Kennzahlen

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Umsatz

Nach Umsätzen ist die Sprehe-Gruppe (Stand 2019) das drittgrößte Unternehmen in der Geflügelwirtschaft in Deutschland, ihr Umsatzanteil beträgt 10 %.[25]

Weitere Informationen Jahr, Umsatz ...

Schlachtzahlen

Die Sprehe-Gruppe hat 2020 nach eigenen Angaben im Schlachtbetrieb Cloppenburg 703.680 Schweine, in den Betrieben Mockrehna und Hainspitz 133.851 Tonnen Hähnchen sowie durch Lohnschlachtung 56.875 Tonnen Puten geschlachtet. Laut Branchenmagazin WATT schlachtet die Sprehe-Gruppe (Stand 2019) jährlich 150 Millionen Hühner und belegt damit Rang 17 der größten Hühnerproduzenten in Europa.[39] Über die Anzahl der jährlich geschlachteten anderen Tiere, wie z. B. Gänse, gibt es keine öffentlichen Angaben.

Kritik und Kontroversen

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Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen warfen Gruppenunternehmen wiederholt mangelhafte Arbeitsbedingungen vor, darunter unzumutbare Unterkünfte, extrem lange Arbeitstage und prekäre Vertragsverhältnisse, insbesondere im Bereich der Saisonarbeit.[40][41] An einzelnen Standorten kam es in der Vergangenheit zu Streiks, Demonstrationen oder Ermittlungen, unter anderem wegen Sozialversicherungsbetrugs durch Subunternehmen.[7][42][43]

Auch im Bereich Tier- und Umweltschutz sahen sich Unternehmen der Sprehe-Gruppe sowie deren Zulieferer Kritik ausgesetzt. So monierte die Nichtregierungsorganisation PETA bei Vertragsmästern Verstöße gegen Tierschutz- und Hygienestandards.[44] In den Jahren 2015 und 2016 wurde am Standort Hainspitz eine Verunreinigung örtlicher Gewässer durch Betriebsabwasser festgestellt.[45][46] In Stichproben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland bezüglich der Belastung mit Keimen bei Produkten von drei[47] respektive vier Branchenunternehmen[48] war jeweils auch die Sprehe-Gruppe genannt. Bei einer Greenpeace-Untersuchung an sieben Branchenstandorten auf die Belastung von Betriebsabwässern gehörte auch ein Gruppenunternehmen mit zwei von insgesamt 33 Proben zu Fundorten mit Nachweisen, bei der Kontrolle im Bach jedoch nicht.[49][50] Das Gruppenunternehmen Paul Daut musste Produkte aufgrund eines Listerienbefunds zurückrufen.[51] Nachdem der Fett-Hersteller Harles und Jentzsch verbotenerweise Futterfett mit dioxinbelastetem Industriefett gemischt und vor allem an deutsche Mischfutter-Hersteller verkauft hatte, musste auch der Mischfutter-Hersteller Agrar Handelsgesellschaft Salzfurtkapelle, eine Tochtergesellschaft der Sprehe-Gruppe, ausgelieferte Futtermittel zurückholen.[52]

Im Jahr 2020 bemängelten Germanwatch und Misereor bei 15 der größten deutschen Unternehmen aus Geflügelfleisch-, Milch-, Futtermittel- und Agrarchemiebranche – darunter der Sprehe-Gruppe – fehlende Maßnahmen gegen Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette, etwa bei importierten Futtermitteln oder Antibiotika-Vorprodukten.[53][54] Die Organisation Foodwatch kritisierte bestimmte Kindermarketing-Produkte des Unternehmens als unausgewogen in Bezug auf Fett-, Zucker- und Salzgehalte.[55] Im Jahr 2009 hatte das Produkt „Obama Fingers“ in der US-amerikanischen Medienöffentlichkeit für Aufsehen gesorgt, da es dort als rassistische Anspielung interpretiert wurde.[56][57]

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Einzelnachweise

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