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konsequent fortentwickelte kybernetische Modellvorstellung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Situationskreis ist eine konsequent fortentwickelte kybernetische Modellvorstellung, die sich aus den einfacheren Modellen des Funktionskreises und der psychophysischen Korrelation herleitet bzw. sich hieraus mit einer gewissen inneren Logik und Analogie ergibt. Sie wurde zuerst 1986 von Thure von Uexküll beschrieben und stellt die 3. Stufe der emergenten Systeme des spezifisch menschlichen Organismus dar.[1] Thure von Uexküll nannte sie die Stufe des Humanen. Neu an diesem Modell, das sich vor allem erfolgreich auf die Arzt-Patient-Beziehung in psychotherapeutischen Situationen praktisch anwenden lässt, sind die Begriffe der Bedeutungsunterstellung, der Bedeutungserprobung (Probehandeln[2]) und zuletzt der Bedeutungserteilung.
Der Situationskreis als Modell baut auf dem des Funktionskreises auf, ähnlich wie das Modell des Funktionskreises auf dem des Reflexbogens. Bei allen diesen „Kreismodellen“ handelt es sich um neuronale Erregungskreise. Während der Reflexbogen meist einen neuronalen Erregungskreis innerhalb des Organismus darstellt (histotrope Abläufe), auf der Ebene des Rückenmarks – also durch Verknüpfung von Nervenimpulsen zwischen einzelnen Nervenzellen –, handelt es sich bei dem Funktionskreis um einen Erregungskreis, der die „Wohnhülle“ (Umgebung) etwa bei Pflanzen mit einschließt. Beide Erregungskreise können als vegetativer Regelkreis aufgefasst werden, siehe auch → Vegetatives Nervensystem. Bei der psychophysischen Korrelation erfolgt eine zentrale Abstimmung zwischen verschiedenen körperlichen Rückkopplungen in bestimmten Hirnzentren, die man als bewusstseinsfähig und daher als „animalisch“ (d. h. als „beseelt“) bezeichnen kann, siehe auch → Animalisches Nervensystem. Beim Situationskreis geht es um Fragen der Bedeutungsfindung, also um ganz bestimmte logische Operationen, die an bestimmte Begriffe gebunden sind.[3]
Der Sinn dieser einander ähnlichen Theorien liegt darin begründet, dass komplexe menschliche Handlungen nicht reduktionistisch auf einfache, aus der Technik und aus der Physik stammende Modelle zurückgeführt werden müssen, sondern mit ihnen nur indirekt in Zusammenhang stehend dargestellt werden. Es entsteht sozusagen ein sich spiralförmig erweiternder Zusammenhang zwischen konkreten Details auf der biologischen Ebene mit denen auf der psychischen und sozialen Ebene (bio-psycho-soziales Modell). Der Situationskreis ist daher wichtig bei allen Aktivitäten, die mit Sprache verknüpft sind. In therapeutischer Hinsicht wird so die Rolle verbaler Therapieformen bekräftigt und verdeutlicht. Das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell wurde von der WHO übernommen.[4] Der Situationskreis ist u. a. wichtig bei Fragen der Psychoimmunologie.
Die 3 emergenten Stufen sind:
Der Begriff des Probehandelns geht auf eine 1911 erschienene Arbeit Freuds zurück.[5] Darin schreibt er:
Stehen in einer bestimmten Situation weder instinktmäßige noch erlernte Verhaltensweisen für eine ganz bestimmte Handlung zur Verfügung, so entscheidet sich der Mensch für eine ihm nicht geläufige Handlung auf dem Umweg des Nachdenkens.[6]