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Ein Sensillum (von lateinisch sensus ‚Empfindung, Gefühl, Sinn‘; Plural: Sensilla), auch Sensille (Plural: Sensillen), ist in der Physiologie ein außenliegendes haarähnliches Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Umweltreizen. Bei Gliederfüßern werden Sensilla als Teil des Exoskeletts aus einem Borstenhaar oder Poren und zwei Sinneszellen (Rezeptor) durch die Cuticula ausgebildet. Bei einigen Reptilien befinden sich Sensilla als haarähnliche Beschuppung, überwiegend am Schwanz. Die Weiterleitung der chemischen, thermischen, optischen oder mechanischen Reize erfolgt über multiterminale ganglionale Rezeptorzellen.
Da Gliederfüßer ein starres Exoskelett (Außenskelett) besitzen, müssen äußere mechanische Reize anders als beispielsweise bei Wirbeltieren an eine erregbare Membran geführt werden. Dazu bilden Epithelzellen einen dünnen Chitinfaden, in dessen Basis mindestens ein Dendrit einwächst. Dieser Chitinfaden überträgt den mechanischen Reiz mit einem Sternit der Cuticula am Gelenk auf die erregbare Membran. Der adäquate Reiz ist ein transversaler Druck auf die Dendritenmembran.
Je nach Reizart kann die Form des Reizüberträgers in vielfältiger Weise abgewandelt werden: zu Stiften, Platten, Kappen etc. (siehe Abbildung).
Typische Mechanorezeptoren werden durch die Haarsensilla repräsentiert.[1][2] Sie bedecken den ganzen Körper, vornehmlich aber die Beine. Es sind zumeist einfache Tasthaare und spezialisierte Trichobothrien, die auf Luftbewegungen und auch auf Schalldruckwellen reagieren.
Ein Haarsensillum ähnelt in der Funktion einer Haarzelle:
Es gibt zwei Typen:
Borstenfelder haben die Funktion, die Gelenkstellungen zu übermitteln. An vielen Gelenken stehen ganze Felder solcher Borsten, die je nach Gelenkstellung mehr oder weniger abgebogen werden.
Sensilla in Kuppel- oder Campaniformen messen über Mechanosensoren die Verformung der Cuticula und registrieren so selbst geringe mechanische Reize.[3] Sie sind durch Querkompression (Belastung oder Muskelkraft) aktivierbar.
Scolopidialsensilla enden unter dem Epithel und reagieren im Körperinneren auf Druck oder Zug.[3][4]
Spalt- oder Lyriforme Sensilla haben dieselben Aufgaben wie Kuppelsensilla, jedoch sind sie auf den Vibrationssinn besonders bei Spinnentieren spezialisiert.[5][6] Sie werden durch zahlreiche parallele Spalten in der Exocuticula (äußerst liegende Cuticulaschicht) gebildet. Im Zentrum eines jeden Spaltes befindet sich ein sogenannter Kopplungszylinder, eine zylinderförmige Vertiefung, an der der Dendrit (Cytoplasmafortsatz einer Nervenzelle) der zugehörigen Sinneszelle angreift. Spaltsensilla dienen zur Wahrnehmung von Boden- und bei Spinnen von Netzvibrationen, reagieren aber auch auf Luftschall im Frequenzbereich zwischen 100 und 2500 Hz (optimal zwischen 300 und 700 Hz).
Ein Geruchssensillum ist ein Sensillum zur Wahrnehmung chemischer Reize geringer Konzentration auf den Antennen von Insekten.[7] Es handelt sich dabei um cuticuläre Sinnesorgane. Die Riechstoffe gelangen über Poren (150 bis 50.000 pro Sensillum) zu den 1 bis 45 Sinneszellen. Ein Geschmackssensillum ist ein Sensillum zur Wahrnehmung chemischer Reize höherer Konzentration. Sie befinden sich
Chemosensilla auf ihren Antennen ermöglichen Ameisen (Camponotus japonicus) die Unterscheidung von Individuen des eigenen Baues von fremden.[9]
Einige Sansilla sind feuchte- und temperaturempfindlich.[10][11]
Die Funktion der Tubularsensilla ist ungeklärt.[12]
Bei vielen Geckos, einigen Agamen und Leguanen finden sich haarähnliche Rezeptoren der Beschuppung, besonders am Schwanz.[13] Es handelt sich dabei um Mechano- oder Thermorezeptoren, einige werden auch mit Geräuschentwicklungen in Verbindung gebracht.[14][15] Ihnen wird häufig die Funktion zugesprochen, die Stelle zum Abwurf des Schwanzes im Gefahrfall zu determinieren und die zuckenden Bewegungen des Schwanzteiles zu initiieren.[16][17] Sie haben sich entwickelt aus feinen Ausläufern der Schuppen, die durch einen Lotuseffekt die Benetzungsfähigkeit mit Wasser vermindern.
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