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Deutsch-böhmischer Architekt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Rudolf Bitzan (* 18. Mai 1872 in Wartenberg, Königreich Böhmen; † 22. November[1][2][3] 1938 in Dresden) war ein deutsch-böhmischer Architekt, der ab 1903 in Dresden lebte und arbeitete. Seine Entwürfe sind dem geometrischen Jugendstil und der Reformarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts zuzuordnen, teilweise zeigen sich auch neoklassizistische Anklänge. Seine Bauten sind sowohl in Nordböhmen als auch in Sachsen (in Freital und Dresden) und in der Oberlausitz zu finden.[4][5][6][7]
Sein Vater Josef Bitzan war Lehrer in Reichenberg (Liberec). Rudolf besuchte die Realschule und studierte von 1886 bis 1890 an der Staatsgewerbeschule in Reichenberg (spätere Střední průmyslová škola stavební – Sekundarschule für Bauwesen). Diese Schule wurde zeitgleich auch von den Architekten Gustav Jirsch (1871–1909), Josef Zasche (1871–1957) und Robert Hemmrich (1871–1946) besucht. Danach sammelte er praktische Erfahrungen im Baugeschäft von Wilhelm Stärze (1851–1902; Baumeister und Spezialist für technische Bauten) in Friedland (Frýdlant) und arbeitete ab 1897 als Baumeister.
Dann setzte er seine Studien an der Technischen Hochschule München unter den prominenten Architekten Gabriel von Seidl (1848–1913), Martin Dülfer[8] (1852–1942) und Carl Hocheder (1854–1917) fort, allerdings ohne Abschluss. Im Jahr 1902 absolvierte er ein Praktikum im Architekturbüro von Hermann Billing (1867–1946) in Freiburg im Breisgau.
Seit 1903 lebte er in Dresden und arbeitete zunächst im Architekturbüro von Schilling & Graebner und später im Architekturbüro von William Lossow und Hermann Viehweger (ab 1906 Lossow & Kühne), wo er als Hauptprojektant tätig war. Im Jahr 1906 arbeitete er an dem Wettbewerbsentwurf für den neuen Leipziger Hauptbahnhof mit, dabei kam es zum Streit mit William Lossow um die Urheberschaft für den mit einem von zwei 1. Preisen ausgezeichneten und später ausgeführten Entwurf.
1907 unternahm Bitzan eine Italienreise, die von der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen gefördert wurde. Danach eröffnete er sein eigenes Architekturbüro in Dresden im Haus Dürerplatz 15, später in der Marschallstraße 1 (Amalienplatz). Die Kreuzkirche in Görlitz stellte der Görlitzer Architekt Gerhard Röhr fertig, weil Bitzan bei Kriegsausbruch 1914 zum österreichischen Militär eingezogen wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg baute er als selbständiger Architekt mehrere Wohn-, Geschäfts- und Verwaltungsgebäude in der 1921 neu gegründeten Stadt Freital. Er war zusammen mit Otto Wulle und Bruno Just auch am Bau der Siedlung Reick für die Heimstättengenossenschaft Dresden beteiligt.
Rudolf Bitzan unterhielt stets enge Beziehungen zur Reichenberger Region. Er war verheiratet mit Marie Bitzan, geb. Aigner (1875–1961), der Tochter des Bürgermeisters von Friedland (Böhmen), Anton Aigner (1844–1912).[9][10]
Für die Dekoration seiner Bauten arbeitete er mit den Dresdner Künstlern Josef Goller (1868–1947), Alexander Baranowsky (1874–1941), Georg Türke (1884–1972), Rudolf Born (1882–1969) und Richard Guhr (1873–1956) zusammen.[11]
Bitzan war Mitglied im Bund Deutscher Architekten und erhielt neben zahlreichen Auszeichnungen auch den österreichischen Staatspreis für Baukunst. Er starb am 22. November 1938 an einem Herzinfarkt. Er wurde im Krematorium Tolkewitz eingeäschert und an seinem Geburtstag, am 18. Mai 1939, im Urnenhain des Krematoriums in Reichenberg beigesetzt.[4][5] Seine Grabstätte existiert nicht mehr. Sein Nachlass befindet sich im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden. Darin enthalten ist auch der Schriftwechsel seiner Witwe mit dem DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck wegen einer Witwenrente.[8]
Der Bauforscher Hans-Georg Lippert spricht davon, dass sich insbesondere in Bitzans Freitaler Gebäuden wilhelminischer Pathos mit den Idealen der Lebensreformbewegung vereinen. Er spricht von „gesteigerter Monumentalität“.[8]
Der Vater des namensgebenden Protagonisten des Romans Winterbergs letzte Reise von Jaroslav Rudiš war Leiter des Liberecer Krematoriums, das Rudolf Bitzan geplant hatte.[12] Der 99-jährige Wenzel Winterberg erwähnt Bitzan mehrmals. Er bezeichnet ihn als „besten Freund seines Vaters.“[13] Sein Vater habe gesagt: „Rudolf Bitzan war ein Genie“.[14] Bitzan sei „der schöpferische Vater vom Leipziger Hauptbahnhof“ gewesen[15], dessen Name aber „von den Sachsen in Leipzig aus der Geschichte ausradiert“ worden sei.[16] Die Ritterstatue auf der linken Seite des Haupteingangs des Liberecer Krematoriums habe das Gesicht von Bitzan.[17]
Bitzan beteiligte sich an verschiedenen weiteren Architektenwettbewerben, z. B. für den Hauptbahnhof Darmstadt, den Hauptbahnhof Karlsruhe, die Städtische Sparkasse in Rumburk, die Synagoge in Görlitz und in Essen, die Bibliothek in Eger sowie ein Museum in Wiesbaden.
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