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israelischer Historiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Robert Solomon Wistrich (geboren 7. April 1945 in Lenger, Südkasachstan, Kasachische SSR; gestorben 19. Mai 2015 in Rom) war ein britisch-israelischer Historiker und Antisemitismusforscher polnischer Herkunft. Er war „Neuburger-Professor für Europäische Geschichte und Jüdische Geschichte“ an der Hebräischen Universität Jerusalem und Direktor des Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism.
Wistrichs Großeltern waren jüdische Bürger im von der k.u.k. Monarchie beherrschten Krakau. Seine Eltern – sein Vater war Arzt – erlebten den Beginn des Zweiten Weltkriegs im polnischen Lemberg, das 1939 von der Sowjetunion besetzt wurde, und bald darauf wurden sie wie auch andere Polen in Gulags in die Sowjetunion deportiert. In Kasachstan, wo Robert geboren wurde, wurde sein Vater zweimal durch den NKWD inhaftiert.[1] Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte die Familie nach Polen zurückkehren, sie emigrierte wegen des Antisemitismus in Polen über Frankreich nach Großbritannien, wo Wistrich die Schule besuchte. Er begann ein Geschichtsstudium am Queens’ College der University of Cambridge, das er 1969 mit dem MA abschloss, woran sich ein einjähriges Studium in Israel anschloss.
Wistrich wurde 1974 an der University of London promoviert und war bis 1980 Forschungsdirektor am Institute of Contemporary History der Universität und an der Wiener Library. 1982 erhielt er einen Ruf an die Hebräische Universität Jerusalem. Von 1991 bis 1995 war er zusätzlich Lehrstuhlinhaber für Jewish Studies am University College London. 1999 gehörte er der Internationalen katholisch-jüdischen Historikerkommission aus drei Katholiken und drei Juden an, die die zwischen 1963 und 1981 entstandene Aktenedition Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale zum Verhalten des Vatikan in der Zeit des Nationalsozialismus auf ihre Vollständigkeit untersuchen sollte. Die Gruppe stellte 2001 das Projekt unverrichteter Dinge ein, da die vatikanischen Behörden nicht im erwarteten Umfang kooperierten und Archivbestände freigaben. Der Vatikan bestritt diese Darstellung.[2][3] Seit 2002 leitete er das Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism und war Herausgeber von dessen Zeitschrift Antisemitism International.
Wistrich hat eine Großzahl von Büchern, Buchbeiträgen und Zeitschriftenaufsätzen vorgelegt und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Bereits seine 1985 verfasste Studie Socialism and the Jews erhielt den Preis des Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism und des American Jewish Committee. Das Buch The Jews of Vienna in the Age of Franz Joseph erhielt 1992 den österreichischen Anton-Gindely-Preis für die Geschichte der Donaumonarchie und Mitteleuropas. Die Studie Antisemitism. The Longest Hatred (1981) erhielt 1993 den Wingate Literary Prize for non-fiction in the UK. Diese diente dem PBS als Grundlage der dreistündigen Fernsehdokumentation The Longest Hatred, für die Wistrich das Script schrieb. Bei Channel 4 schrieb er 1993 für Luke Holland das Script zu Good Morning, Mr. Hitler, woraus danach das Buch Ein Wochenende in München entstand.[4] Er wirkte an Hörfunksendungen über verschiedene Personen der jüngeren jüdischen Geschichte beim BBC Radio und beim Kol Israel mit. 2003 begleitete er die BBC-Dokumentation Blaming the Jews über den gegenwärtigen arabischen Antisemitismus und beriet 2006 die Produktion des Films Obsession: Radical Islam’s War Against the West.
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