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Arzneistoff Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Rifaximin, ein halbsynthetisches Derivat von Rifamycin, ist ein bakterizides orales Breitbandantibiotikum.
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Freiname | Rifaximin | |||||||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C43H51N3O11 | |||||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse | ||||||||||||||||||||||
Wirkmechanismus |
Hemmer der Proteinbiosynthese | |||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 785,88 g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | ||||||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Aufgrund der Pyridoimidazol-Struktur wird Rifaximin praktisch nicht resorbiert (< 1 %) und ist ausschließlich im Darmlumen wirksam, wodurch es sich von den systemischen Antibiotika unterscheidet.[2]
Das breite Keimspektrum,[3] fehlende systemische Nebenwirkungen[4][5] und Interaktionen sowie eine praktisch bisher nicht beobachtete Resistenzentwicklung[6][7][8][9] machen Rifaximin zu einer Therapieoption bei intestinalen bakteriellen Infektionen.
In Deutschland ist Rifaximin für die Behandlung der durch nicht-invasive enteropathogene Bakterien (wie z. B. Escherichia coli) verursachten Reisediarrhoe bei Erwachsenen zugelassen, wobei die Reisediarrhoe als eine in einem mediterranen, subtropischen oder tropischen Land erworbene Diarrhoe bei Reisenden definiert ist. Seit 2013 ist Rifaximin auch in Deutschland zur Therapie und Prophylaxe der hepatischen Enzephalopathie zugelassen.
Die Zulassung beruht unter anderem auf einer randomisierten Doppelblindstudie, in der Rifaximin gegen Ciprofloxacin getestet wurde. 187 Patienten mit Diarrhoe erhielten entweder drei Tage lang zweimal täglich 400 mg Rifaximin oder zweimal täglich 500 mg Ciprofloxacin. In beiden Gruppen nahm die Anzahl erkrankter Patienten vergleichbar ab. Beide Antibiotika verkürzten die Durchfalldauer um rund einen Tag.[10]
Die Eigenschaften von Rifaximin werden bereits seit 1983 in der medizinischen Literatur beschrieben.
Bis zum heutigen Zeitpunkt konnte die Wirksamkeit und Verträglichkeit in zahlreichen klinischen Studien belegt werden, welche international zu weiteren Zulassungen geführt haben. So ist Rifaximin in anderen Ländern, wie z. B. Österreich, zur Behandlung der folgenden Erkrankungen zugelassen:
(* in Deutschland sind diese Indikationen derzeit noch nicht zugelassen)
Seit 2008 ist der Arzneistoff in Deutschland erhältlich. Weltweit wird der Wirkstoff in 17 Ländern vertrieben.
Nach oraler Gabe wird Rifaximin zu weniger als 1 % über den Magen-Darm-Trakt resorbiert.[2] Dies gilt auch für Patienten, deren Mucosa (Darmschleimhaut) durch Entzündungen und Ulcerationen geschädigt ist.[11] Im Darm werden nach oraler Gabe von Rifaximin sehr hohe Konzentrationen von bis zu 8000 μg/g erreicht.[12] Damit liegt die Wirkstoffkonzentration deutlich höher als die minimale Hemmkonzentration (MIC) der bakteriellen Erreger. Rifaximin wird fast vollständig unverändert mit dem Stuhl ausgeschieden.[4]
In zwei kleinen Studien halbiert Rifaximin im Placebovergleich den Zeitraum bis zum letzten ungeformten Stuhl. Das wenig erprobte Mittel ist für Kinder und Ältere nicht ausreichend geprüft.[13][14]
Eine antibiotische Therapie ist umstritten, da sie die Resistenzentwicklung fördert. Zudem sind potenzielle Störwirkungen wie allergische Reaktionen zu bedenken.
Für Rifaximin sieht das Arznei-Telegramm bei Reisediarrhoe keine Indikation.[15]
Wie andere Antibiotika der Rifamycin-Gruppe bindet Rifaximin irreversibel an die Beta-Untereinheit der prokaryotischen DNA-abhängigen RNA-Polymerase. Auf diese Weise blockiert es die Bindung des Enzyms an die DNA und damit die Initiierung der Kettenbildung. Durch die Unterdrückung der RNA-Transkription wird letztlich die Proteinsynthese gehemmt.[5] Die Wirkung von Rifaximin ist bakterizid.[11]
Der Wirkstoff Rifaximin besitzt ein breites antimikrobielles Wirkspektrum gegen die meisten grampositiven und -negativen, aeroben und anaeroben Bakterien und deckt damit die meisten Bakterien ab, die Darminfektionen hervorrufen.[3]
Grampositive Erreger | Gramnegative Erreger | ||
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Aerobier | Anaerobier | Aerobier | Anaerobier |
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Microaerophile
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Tab. 1: Auswahl Rifaximin-sensitiver Erreger[16]
Rifaximin verfügt über ein günstiges Verträglichkeitsprofil, das sich aus seiner minimalen systemischen Verfügbarkeit ableiten lässt. Die Häufigkeit liegt in Studien auf Placebo-Niveau.[4][5]
Rifaximin (600 mg /d) n = 320 |
Placebo n = 228 | |
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(% Patienten) | ||
Flatulenz | 9,7 | 19,3 |
Abdominelle Schmerzen | 5,9 | 9,2 |
Nausea | 4,7 | 8,3 |
Rektaler Tenesmus | 4,1 | 6,1 |
Stuhldrang | 3,8 | 6,6 |
Obstipation | 3,4 | 2,6 |
Kopfschmerz | 5,3 | 5,7 |
Fieber | 3,1 | 4,4 |
Tab. 2: In den Zulassungsstudien von Rifaximin berichtete unerwünschte Ereignisse[16]
Hinweise auf Wechselwirkungen von Rifaximin mit anderen Arzneimitteln liegen nicht vor.
Da die Absorption von oral verabreichtem Rifaximin über den Magen-Darm-Trakt vernachlässigbar (< 1 %) ist, sind keine systemischen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln anzunehmen.
Rifaximin ist nicht anzuwenden bei Patienten mit klinischen Zeichen einer invasiven Enteritis, z. B. bei Fieber oder blutigem Stuhl. Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, gegen andere Rifamycin-Derivate oder einen der sonstigen Bestandteile darf Rifaximin nicht angewendet werden. Für die Behandlung von Kindern liegt keine Erfahrung vor.
Monopräparate Colidimin (A), XIFAXAN (CH, D), Rifacol (I), TARGAXAN (UK, LX, B),
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