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deutscher Chirurg und Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Richard Volkmann, seit 1885 von Volkmann; pseudonymisiert auch Richard Leander und Richard von Volkmann-Leander (* 17. August 1830 in Leipzig; † 28. November 1889 in Jena) war ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer in Halle sowie Poet und Märchendichter. Er gilt als Begründer der modernen wissenschaftlichen Orthopädie, war 1872 Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, trug den Titel Geheimer Medizinalrat und war Generalarzt I. Klasse.
Richard Volkmann war das zweite von zwölf Kindern des Physiologen und Anatomen Alfred Wilhelm Volkmann und dessen Ehefrau Adele, geborene Härtel (1808–1884), Tochter des Musikverlegers Gottfried Christoph Härtel. Von 1845 bis 1851 besuchte er die Fürstenschule Grimma. Ab 1850 studierte er dem Wunsch seines Vaters entsprechend Medizin an der Friedrichs-Universität Halle, der Hessischen Ludwigs-Universität in Gießen und der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, an der er – wie alle preußischen Ärzte – 1854 das Staatsexamen ablegte und zum Dr. med. promoviert wurde. In Halle schloss er sich 1849/50 der Progressburschenschaft Fürstenthal an.[1][2] 1851 wurde er Mitglied des Corps Starkenburgia und des Corps Marchia Halle.[3]
Er trat eine Assistentenstelle bei Ernst Blasius an der alten Chirurgischen Universitätsklinik am Domplatz in Halle an und habilitierte sich 1857.[4] Während einer langen Erkrankung von Blasius vertrat er ihn in der Leitung der Klinik. Wegen der zunehmenden Spannungen mit dem zurückgekehrten Blasius verließ Volkmann die Klinik und den Lehrkörper der Universität und ließ sich in Halle als praktischer Chirurg nieder. 1863 kehrte Volkmann als außerordentlicher Professor an die Universität zurück. Am Krieg gegen Österreich 1866 nahm er als Chefarzt des Lazaretts Trautenau in Böhmen teil. 1867 wurden Volkmann das Ordinariat für Chirurgie und die Leitung der Chirurgischen Universitätsklinik übertragen. Während des Krieges gegen Frankreich 1870/71 war er als konsultierender Generalarzt beim IV. Armee-Korps, später an der Maas und bei der Südarmee eingesetzt. Im Krieg zog er sich eine Syphilis zu, die zur Tabes dorsalis führte.[5][6] Am 4. Mai 1885 von Preußens König Wilhelm I. nobilitiert[7], starb er vier Jahre später an einer Pneumonie. Sein Grab befindet sich auf dem hallischen Stadtgottesacker.[8]
Richard von Volkmann heiratete am 20. Mai 1858 Anna von Schlechtendal (* 23. August 1833; † 17. Juli 1914), eine Tochter des Botanikers Diederich Franz Leonhard von Schlechtendal.[9] Das Paar hatte sieben Kinder, darunter den Illustrator und Landschaftsmaler Hans Richard von Volkmann.
Volkmann zählt zu den bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts. Er entwickelte neue Methoden zur Resektion der Gelenke, zur Operation komplizierter Brüche sowie zur Chirurgie und Orthopädie der Wirbelsäule und der Extremitäten. Er führte als erster deutscher Arzt die antiseptische Wundbehandlung mit Karbol (nach Joseph Lister, 1. Baron Lister) ein, wodurch die Überlebenschance bei Operationen sprunghaft anstieg und Bauchchirurgie im eigentlichen Sinne erst möglich wurde. Volkmann selbst entwickelte Verfahren zur Resektion von Mastdarmkrebs.
Nach ihm benannt sind
Rufe bzw. Anfragen der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, der Friedrich-Alexander-Universität, der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität, der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg lehnte er ab, nicht zuletzt deshalb, weil er den Neubau der chirurgischen Universitätsklinik Halle selbst konzipiert und nach seinen Vorstellungen eingerichtet hatte. Volkmann gehörte 1872 zu den Gründern der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und war viele Jahre ihr Vorsitzender.
Von Volkmann, in dessen Haus auch Künstler wie Wilhelm von Kügelgen sowie Robert und Clara Schumann verkehrten, veröffentlichte seine literarischen Werke unter dem Pseudonym Richard Leander. Während seine Gelegenheitsschriften wie Gedichte, Lieder und Geschichten heute weitgehend vergessen sind, wurden die während des Kriegseinsatzes 1870/71 verfassten Märchen Träumereien an französischen Kaminen mit mehr als 300 Auflagen zu einem großen schriftstellerischen Erfolg.[10]
In der 1887 von Karl Emil Franzos herausgegebenen Deutschen Dichtung äußert sich ein Kritiker begeistert über die Träumereien:[11]
„Ein Erstlingswerk, das erste Erzeugnis eines Mannes, dessen Hand bisher nur das Messer und die Feder bloß zur Abfassung chirurgischer Fachschriften geführt – und welche Treffsicherheit des Stils, welche künstlerische Glätte, welche fein abgewogene Zartheit oder Kraft der Farbengebung! Alles fertig, rund, sicher, zuweilen höchstens ein Wort zu wenig, aber niemals eins zu viel, Inhalt und Form so vollständig zu eienander passend, daß das kritische Auge Gewand und Körper kaum voneinander zu trennen vermag.“
Der in Rom ansässige Bildhauer Artur Volkmann, ein Neffe Richards von Volkmann, schuf ein Marmor-Sitzbild des bekannten Arztes und Dichters, das am 1. August 1894 in Halle (Saale) vor der Chirurgischen Universitätsklinik an der Magdeburger Straße feierlich enthüllt wurde.
Die Mitteldeutsche Chirurgenvereinigung verleiht die Volkmann-Medaille alljährlich an verdiente Chirurgen.[13]
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