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österreichischer Dichter Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Richard (von) Schaukal (* 27. Mai 1874 in Brünn; † 10. Oktober 1942 in Wien) war ein österreichischer Dichter.
Richard Schaukal war der Sohn des Brünner Kaufmanns und kaiserlichen Rats Franz von Schaukal (1844–1908) und dessen Ehefrau Wilhelmine (Minna), geborene Seidl.
Nach der Schulzeit in Brünn studierte Richard Schaukal Rechtswissenschaften in Wien und trat anschließend in den Staatsdienst ein. 1898 promovierte er zum Dr. jur. und wurde 1899 an die Bezirkshauptmannschaft nach Mährisch Weißkirchen versetzt. Ebenfalls 1899 heiratete er Fanny Hückel, die Tochter eines Hutfabrikanten, mit der er drei Kinder hatte, darunter Johann Wolfgang (von) Schaukal.[1] Seine Karriere als Staatsbeamter verlief ausgesprochen erfolgreich; 1903 wurde er in das Ministerialpräsidium nach Wien berufen, 1908 zum Ministerialsekretär, 1909 zum Sektionsrat und 1911 zum Ministerialrat ernannt, 1918 wurde er durch Kaiser Karl nobilitiert. Noch im gleichen Jahr verließ er den Staatsdienst, um von da an ausschließlich als freischaffender Dichter, Kritiker und Übersetzer zu arbeiten. Schaukal starb 1942 in Wien, wo er zuletzt mit seiner Familie in der Cobenzlgasse 42 in Döbling, XIX. Wiener Gemeindebezirk wohnte.
Von Wien aus pflegte Schaukal intensive Kontakte zu führenden Vertretern der literarischen Szene, so stand er beispielsweise in regem Briefkontakt mit den Dichtern Arthur Schnitzler, Thomas und Heinrich Mann, Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse, Karl Kraus, Arno Holz, Max Brod, Ferdinand von Saar, Bertha von Suttner, Marie von Ebner-Eschenbach und Dora Hohlfeld. Auch verbanden ihn freundschaftliche Verhältnisse mit Malern und Illustratoren wie Heinrich Vogeler, der unter anderen seinen Gedichtband Pierrot und Colombine (1902) illustrierte, oder Alfred Kubin.
Schaukals Wesen ebenso wie sein Schreiben war nicht geschlossen und einheitlich, oft kann man ihn mit seinen eigenen Aussagen widerlegen. Vergleicht man die strengen stilkritischen Bemerkungen, die ihn in den Kontext der Ornamentkritik Karl Kraus’ oder des Architekten Adolf Loos stellen, mit seinen impressionistisch gefärbten literarischen Arbeiten, zu denen neben den frühen Gedichten auch die Novelle Mimi Lynx (1904) zählte, so wird ein krasser Widerspruch deutlich, der Schaukals Charakter und sein Werk insgesamt auszeichnet. In seinen vielschichtigen Tätigkeiten als Schriftsteller, Übersetzer, Rezensent und Kulturkritiker war er gleichermaßen konservativ und progressiv. Da er die verschiedensten Einflüsse seiner Zeit sensibel registrierte und produktiv umsetzte, stellte er eine gleichsam seismographische Figur nicht nur der Wiener Jahrhundertwende, sondern der europäischen Kultur um 1900 dar. Der Historiker Gordon A. Craig sieht bei ihm wie seinen deutschen Zeitgenossen das Unpolitische vorherrschen.[2]
Schaukals auf Lyrik und Novellistik konzentriertes Œuvre umfasst über 75 Werke; die frühen Gedichte orientierten sich an der französischen Lyrik des Symbolismus, die er auch bevorzugt übersetzte, und sind von schwüler, jugendlicher Leidenschaft sowie der elitären Abgrenzung gegenüber der Masse geprägt, besonders der Gedichtband Meine Gärten. Einsame Verse (1897). Im Weiteren kreiste Schaukals Schreiben um die zeittypischen Pole Liebe und Tod, was sich in seinen Gedichten ebenso zeigte wie in dem Novellenband Eros Thanatos (1906). Zu einigen Erzählungen aus dem Prosaband Von Tod zu Tod (1902) existieren Illustrationen von Joseph Beuys.
Schaukals wohl bekanntester Prosatext Leben und Meinungen des Herrn Andreas von Balthesser (1907) beschreibt das Leben eines Dandy in Glossen, Dialogen, Briefen sowie scharfzüngigen Aphorismen. Andreas von Balthesser, „der prächtigste Dandy der österreichischen Poesie“, wie Peter Härtling ihn nannte, vertritt einen dekadent überfeinerten Lebensstil, ist überlegen, lässig, elitär und hasst die Gesellschaft, die er gleichwohl nicht missen möchte. Im Mittelpunkt des Interesses steht seine äußere Erscheinung, die er mit größtem Aufwand inszeniert. Dennoch achtet der Dandy auch auf sein Benehmen, seine Manieren und seine Sprache; das Dandytum ist eine Ideologie.
Mit vielen Intellektuellen teilte Schaukal die Begeisterung für den Ersten Weltkrieg, die sich in seinen Ehernen Sonetten (1915) niederschlug. Ähnlich wie Hugo von Hofmannsthal, Alexander Lernet-Holenia oder Anton Wildgans konnte er sich mit dem Untergang der Donaumonarchie nicht abfinden und verfasste als überzeugter Österreicher und Monarchist kontemplative Texte mit katholisch-philosophischer Prägung sowie biographische Erzählungen. Er wurde am Grinzinger Friedhof bestattet.[3]
Im Jahr 1973 wurde in Wien-Hernals (17. Bezirk) die Schaukalgasse nach ihm benannt.
Im September 1996 wurde an der Universität Kassel die Richard-von-Schaukal-Gesellschaft gegründet. Ihre publizistische Hauptaktivität ist die Herausgabe des Jahrbuches Eros Thanatos. Es enthält literaturwissenschaftliche Aufsätze und Aktualitäten zur Erforschung von Schaukals Werk sowie der Literatur der Wiener Moderne. Darüber hinaus veranstaltet man Lesungen, Ausstellungen und sammelt philologisches Material zu Schaukals Leben, Umfeld und Rezeption.
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