Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Rheinwerft Mainz-Mombach

Binnenschiffswerft Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Remove ads

Die Rheinwerft Mainz-Mombach war eine Binnenschiffswerft, die von 1946 bis 1976 bestand und zeitweise eine der führenden Neubauwerften war. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute sie die ersten neuen Gütermotorschiffe und große Tankmotorschiffe in Deutschland, daneben vor allem Arbeitsschiffe.

Schnelle Fakten
Remove ads

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext
Thumb
Mainzer Zollhafen (links vorne) und Industriehafen (links hinten)

Gründung und Aufbau

Als eine von drei Werften in der Französischen Besatzungszone wurde die Rheinwerft mit Unterstützung der französischen Militärregierung am 29. März 1946 in Mainz-Mombach gegründet. Das Werftgelände befand sich in Höhe der heutigen nördlichen Rheinallee im Industriehafen. Zur Betriebsaufnahme Anfang 1947 wurden zunächst nur schwimmende Schiffe repariert, bis die Werft 1947 das Gelände der Kiesfirma Minthe übernahm und eine Helling errichtete. Die als Querhelling errichtete Anlage hatte eine Länge von 100 Metern und wurde am 23. April 1948 eingeweiht. Auch mit der Helling wurden weiterhin nur Schiffsreparaturen und -umbauten durchgeführt – ausschließlich im Auftrag der französischen Militärregierung. Erst mit der Währungsreform im Juni 1948 wurde die bis dahin beschlagnahmte Firma unabhängig.[1]

Thumb
Gütermotorschiff Ernst als Moonraker 2019

Aufstieg zu einer der führenden Neubauwerften

Nach mehreren Umbauten stellte die Werft 1950 ihr erstes eigenes Schiff her. Dabei handelte es sich mit der Baunummer 4 um das Gütermotorschiff Ernst, das zugleich das erste in Deutschland neu gebaute Gütermotorschiff nach dem Zweiten Weltkrieg war. In den nächsten Jahren stellte die Rheinwerft in erster Linie zahlreiche weitere Gütermotorschiffe her, denen bald große Tankmotorschiffe wie die Piz Bernina, Piz Palü, Piz Julier oder Piz La Margna folgten. Beide Schiffstypen verkaufte sie erfolgreich und das Unternehmen stieg damit zu einer der führenden Werften für Binnenfrachtschiffe auf.[2][3]

Thumb
Die Bismarck mit neuem Vorschiff 1960

Neben den unterschiedlichen Frachtschifftypen entwickelte die Werft weitere Schiffstypen wie Fahrgastschiffe, Eisbrecher, Fähren, Schlepper, Schubboote, Pionierboote sowie Feuerlöschboote. Dabei profitierte die Werft kaum vom Boom der Fahrgastschifffahrt auf Binnengewässern. Nur wenige Neubauten sind überliefert wie die 1959 erbaute Judith für die Bopparder Personenschiffahrt Philipp Hebel.[4][5] Dagegen hat die Rheinwerft mehrere Reparaturen und Umbauten an Fahrgastschiffen durchgeführt. Diese reichen von Verlängerungen etwa der Bornhofen für die Personenschifffahrt Stumpf 1960,[6] über das neue Vorschiff für die Bismarck der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt im Winter 1958/59[7] bis zu kompletten Neuaufbauten von Schiffen wie 1949 die Rheingold der Reedereigemeinschaft Flettner-Nauheimer aus Frankfurt am Main[8] und weitere nicht nähere spezifizierte Umbauten, so 1965 der Regierungsrat Milatz der Bingen-Rüdesheimer Fahrgastschiffahrt.[9][10]

Thumb
Ehemaliger Bundeswehrschlepper T41 als Schubboot Jason 2017

Ende der 1950er / Anfang der 1960er Jahre erweiterte das Unternehmen die Produktpalette und begann 1958 mit der Produktion von Schlepp- und Lotsenbooten – unter anderem mehrere Schleppboote für Bundeswehr-Pioniere –, ab 1960 mit Schubbooten und ab 1961 mit dem ersten Feuerlöschboot. Bis in die 1970er Jahre lieferte die Werft Löschboote an die Feuerwehr Köln, Feuerwehr Duisburg, Feuerwehr Düsseldorf, Basel, Feuerwehr Frankfurt am Main und Feuerwehr Koblenz. Gleichzeitig ging die Produktion und der Absatz der Fracht- wie der Tankschiffe zurück. Ergänzend zu den Neubauaktivitäten wurden weiterhin Reparaturen, Motorisierungen, Verlängerungen und andere Umbauten durchgeführt.[11]

Thumb
Feuerlöschboot 2 in Düsseldorf 2011

Erweiterung der Werft und Ausstattung

Aufgrund der regen Nachfrage erweiterte das Unternehmen um 1960 die Produktionsanlagen: Sie verlängerte die bestehende Querhelling auf 180 Meter, so dass in zwei Reihen bis zu acht Schiffe Platz hatten. An der Helling standen zwei Kräne, deren Tragkraft jedoch offen ist. Zum Unternehmen gehörten Werkstätten für unterschiedliche Arbeitsmaterialien und Anwendungen: Neben der Verwendung von Schiffbaustahl wurde Aluminium in einer eigenen Werkstatt verarbeitet: Weitere Werkstätten gab es für die Propellerreparatur, für die Kunststoffverarbeitung, eine Schreinerei sowie eine Abteilung für den Behälter- und Anlagenbau, die insbesondere für Spezialstähle und Nichteisenmetalle ausgelegt war. Ergänzt wurde dies durch eine Lehrlingswerkstatt. In dieser Zeit beschäftigte das Unternehmen etwa 300 bis 400 Mitarbeiter.[11]

Thumb
Feuerlöschboot Frankfurt 2007

Niedergang und Insolvenz

Vom allgemeinen Rückgang der Schiffbauindustrie in der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er Jahren war auch die Rheinwerft Mainz betroffen. Am 7. Dezember 1976 musste sie Konkurs anmelden und wurde anschließend versteigert.[1]

Remove ads

Heutige Nutzung des Geländes

Auf dem Gelände der ehemaligen Werft errichtete die Schott AG einen Zweigbetrieb, in dem sie seit 2002 Glaskeramikkochflächen (Markenname „Ceran“) herstellt.

Bauliste (Auswahl)

Weitere Informationen Name, Jahr ...
Remove ads

Literatur

  • Paul Schroedter, Gustav Schroedter (Hrsg.): 100 Jahre Schiffahrt, Schiffbau, Häfen. Schiffahrtsverlag Hansa, Hamburg 1964.
  • Günter Benja: Personenschiffahrt in deutschen Gewässern. Vollständiges Verzeichnis aller Fahrgastschiffe und -dienste. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg / Hamburg 1975, ISBN 3-7979-1853-4.
  • Dieter Schubert: Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister. Welz Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3.
  • Helmut Betz: Historisches vom Strom. Die Rheinschiffahrt – Vom Treidelschiff zum Containerliner. Band X. Verlag Krüpfganz, Duisburg 1994, ISBN 3-924999-09-0.
Remove ads
Commons: Schiffe der Rheinwerft Mainz-Mombach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads