Reform UK

nationalistische britische politische Partei Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Reform UK

Reform UK (walisisch Ddiwygio DU) ist eine rechtspopulistische Partei im Vereinigten Königreich, die am 20. Januar 2019 unter dem Namen Brexit Party (deutsch Brexit-Partei) von europaskeptischen Politikern gegründet wurde, um an der Europawahl 2019 teilzunehmen – nachdem klar geworden war, dass sich der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs („Brexit“) verzögern würde. Die Partei ist gegen Einwanderung und lehnt Maßnahmen gegen die COVID-19-Pandemie und den Klimawandel ab. Teils werden Parteivertretern auch anti-westliche und prorussische Positionen vorgeworfen.[2][3]

Schnelle Fakten
Reform UK
Thumb
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Parteiführer Nigel Farage
Parteivorsitzender Zia Yusuf
Gründung 20. Januar 2019 (als Brexit Party)
Entstehung Abspaltung von:
UKIP
Gründungsort London
Hauptsitz 83 Victoria Street
London
SW1 0HWK
Ausrichtung Pro-Brexit
EU-Skepsis
Rechtspopulismus[1]
Farbe(n) Türkis, Weiß
Sitze House of Commons
5 / 650 (0,8 %)
(2024)
Sitze House of Lords
0 / 784 (0 %)
Sitze London Assembly
1 / 25 (4 %)
Website reformparty.uk
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Nigel Farage und Richard Tice gründeten die Partei als Kapitalgesellschaft; statt stimmberechtigten Mitgliedern hat sie „Unterstützer“, die lediglich spenden. Nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs im Januar 2020 benannte man sich mit Wirkung vom 4. Januar 2021 in Reform UK um.

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Brexit Party

2018 kam es zu einem Rechtsruck in der UK Independence Party. Unter anderem ernannte der seit dem Februar des Jahres amtierende UKIP-Vorsitzende Gerard Batten im November 2018 Tommy Robinson, den Gründer und ehemaligen Leiter der islamfeindlichen English Defence League, zu seinem Berater. Daraufhin traten vormals führende UKIP-Politiker aus der Partei aus. Catherine Blaiklock gründete im Januar 2019 mit Wissen und Unterstützung von Nigel Farage die Brexit Party.[4] Kurze Zeit später trat Farage der Partei bei. Er erklärte, es gehe nun darum, dass „das Volk gegen die Politiker“ kämpfen müsse.[5] Gemeinsam mit Farage traten sieben weitere Abgeordnete des Europäischen Parlaments zur Brexit Party über. Die anderen Abgeordneten waren Tim Mark Aker, Jonathan Bullock, David Coburn, Nathan Gill, Julia Reid sowie Bill Etheridge, der zuvor für wenige Monate in der Libertarian Party Mitglied gewesen war. Kurze Zeit später folgten die ehemaligen UKIP-Vorsitzenden Paul Nuttall und Diane James.

Nachdem islamfeindliche Aussagen Blaiklocks öffentlich geworden waren,[6] trat sie am 20. März 2019 zurück. Führer der Partei wurde daraufhin Farage.

Finanzierung der Partei

Die Brexit Party wurde als private Kapitalgesellschaft (Private limited Company)[7] gegründet, Reform UK hat weiterhin dieselbe Unternehmensnummer im Handelsregister von England und Wales (Company number 11694875).[8] Seit ihrer Gründung nimmt die Partei zahlende Unterstützer auf und finanziert sich durch Spenden. Laut ihrem Vorsitzenden Nigel Farage geht es dabei vor allem um Kleinspenden. Im Juni 2019 geriet die Partei in den Fokus der Aufsichtsbehörde (Electoral Commission), die die Nachvollziehbarkeit aller Spenden anmahnte. Der britischen Zeitung The Guardian zufolge sollte die Partei über einen Betrag von insgesamt GBP 2,5 Mio. ungeklärten Ursprungs Rechenschaft ablegen.[9] Ein Verstoß gegen die Parteispendenrichtlinien (wonach Spenden von über £ 500 nachvollziehbar sein müssen) konnte der Brexit Party nicht nachgewiesen werden. Der Politiker Alyn Smith (Mitglied der Scottish National Party) musste sich für seine im Mai 2019 im Nachrichtensender Sky News vorgebrachte Behauptung, die Brexit Party sei eine Frontpartei für Geldwäsche, offiziell entschuldigen. Vermutungen, dass Geschäftsmann Arron Banks hinter der Brexit Party steht[10], werden von Parteigründer Farage bestritten. Im Juli 2019 leitete das EU-Parlament wegen des Vorwurfs illegaler Schenkungen von Banks an Farage in Höhe von fast einer halben Million Pfund eine Untersuchung gegen die Partei ein.[11]

Reform UK

Am 4. Januar 2021 wurde die Namensänderung der Partei in Reform UK von der Wahlkommission genehmigt.[12]

Im Januar 2021 trat die ehemalige konservative Abgeordnete des schottischen Parlaments Michelle Ballantyne der Partei bei; sie wurde von Nigel Farage zur Führerin von Reform UK im schottischen Parlament ernannt.[13]

Im März 2024 trat der von den Tories aus der Fraktion ausgeschlossene Abgeordnete Lee Anderson Reform UK bei und wurde dadurch der erste Vertreter der Partei im britischen Unterhaus. Anderson entschied, keine Nachwahl anlässlich seines Parteiwechsels durchführen zu lassen.[14]

Politische Bedeutung und Wahlergebnisse

Zusammenfassung
Kontext

Brexit Party

Bei einer ersten Umfrage am 10. April 2019 kam die Brexit Party auf 10 % bei einer möglichen britischen Beteiligung an der Europawahl 2019.[15] Nachdem eine Verschiebung des Brexits um ein halbes Jahr beschlossen worden war, stieg die Partei Mitte April 2019 in einer Umfrage für die EP-Wahl auf 27 %.[16] Nach einer vom 8. bis 10. Mai durchgeführten Online-Umfrage kam die Brexit Party bereits auf 34 % und erreichte damit mehr Zustimmung als Labour (21 %) und Tories (11 %) zusammen.[17] Bei der britischen Europawahl am 23. Mai 2019 erreichte die Brexit Party 30,5 % der Stimmen und wurde damit stärkste Kraft des Landes. Zu den Kandidaten gehörten auch ehemalige Kritiker von Nigel Farage und der UKIP.[18]

Mit ihren insgesamt 29 Abgeordneten war die Brexit Party die größte Einzelpartei des EU-Parlaments bis zum 31. Januar 2020.

Die ehemaligen 23 Abgeordneten (MEP) bis zum 31. Januar 2020 waren:

Weitere Informationen Name, Constituency ...
Name Constituency Erste Wahl Notizen
David Bull North West England 23. Mai 2019 ehemaliger konservativer Parlamentskandidat
Jonathan Bullock East Midlands 28. Juli 2017 ehemaliger UKIP-Abgeordneter; ehemaliger konservativer Parlamentskandidat
Martin Daubney West Midlands 23. Mai 2019
Nigel Farage South East England 10. Juni 1999 Anführer der Partei; ehemaliger UKIP-Abgeordneter
Claire Fox North West England 23. Mai 2019 ehemaliges Mitglied der Revolutionary Communist Party
Nathan Gill Wales 1. Juli 2014 ehemaliger UKIP-Abgeordneter
James Glancy South West England 23. Mai 2019
Benyamin Habib London 23. Mai 2019
Michael Heaver East of England 23. Mai 2019
Christina Jordan South West England 23. Mai 2019
Rupert Lowe West Midlands 23. Mai 2019 ehemaliger Kandidat der Referendum Party
Belinda De Camborne Lucy South East England 23. Mai 2019
Brian Monteith North East England 23. Mai 2019
June Mummery East of England 23. Mai 2019
Henrik Overgaard-Nielsen North West England 23. Mai 2019
Matthew Patten East Midlands 23. Mai 2019
Alexandra Lesley Phillips South East England 23. Mai 2019 ehemalige UKIP-Medienchefin
Jake Pugh Yorkshire and the Humber 23. Mai 2019
Robert Rowland South East England 23. Mai 2019
John Tennant North East England 23. Mai 2019 ehemaliger UKIP-Stadtrat, derzeitiger Parteichef der Independent Union Party
Richard Tice East of England 23. Mai 2019
James Wells Wales 23. Mai 2019
Ann Widdecombe South West England 23. Mai 2019 ehemaliges konservatives Parlaments- und Regierungsmitglied
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Ehemalige Mitglieder (waren danach unabhängige MEP bis zum 31. Januar 2020):

Weitere Informationen Name, Constituency ...
Name Constituency Erste Wahl Notizen
Lance Forman London 23. Mai 2019
Lucy Harris Yorkshire and the Humber 23. Mai 2019
Andrew England Kerr West Midlands 23. Mai 2019
John Longworth Yorkshire and the Humber 23. Mai 2019
Annunziata Rees-Mogg East Midlands 23. Mai 2019 ehemalige Parlamentskandidatin
Louis Stedman-Bryce Scotland 23. Mai 2019
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An den Kommunalwahlen in England und Nordirland im Mai 2019 nahm die Brexit Party nicht teil.[19] Bei der Nachwahl zum Unterhaus im Wahlkreis Peterborough am 6. Juni 2019 trat jedoch ein Kandidat der Brexit Party an.[20] Er verpasste den Einzug ins Parlament nur knapp.[21] Zu den Parlamentswahlen im Dezember 2019 trat die Partei entgegen früheren Ankündigungen nur in Wahlkreisen an, die zwei Jahre zuvor nicht von Kandidaten der Konservativen Partei gewonnen worden waren. Damit wollte man die Opposition in Gestalt der Labour Party und der Liberaldemokraten schwächen. Die Partei erreichte schließlich 2,0 % der Stimmen und keine Parlamentsmandate.

Reform UK

Reform UK nahm an der Parlamentswahl in Schottland 2021, an der Parlamentswahl in Wales 2021 und an der Wahl zur London-Versammlung 2021 am 6. Mai 2021 teil, wobei Reform UK kein Mandat erreichte. Bei den Unterhauswahlen vom 4. Juli 2024 errang sie 5 Sitze.

Wahlergebnisse in der Übersicht

Die folgende Tabelle zeigt die Wahlergebnisse der Brexit Party bzw. Reform UK.

Weitere Informationen Jahr, Wahl ...
Jahr Wahl Wähler Stimmenanteil Sitze
2019 Europa Europawahl 2019 5.248.533 30,52 %
29/73
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahl 2019 642.323 2,0 %
0/650
2021 Schottland Parlamentswahl in Schottland 2021 5.793 0,2 %
0/129
Wales Parlamentswahl in Wales 2021 11.730 1,1 %
0/60
EnglandEngland Wahl zur London-Versammlung 2021 25.009 1,0 %
0/25
2024 EnglandEngland Wahl zur London-Versammlung 2024 145.409 5,9 %
1/25
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Unterhauswahl 2024 4.114.287 14,3 %
5/650
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Parteiführer

Weitere Informationen Name, Amtszeit (Beginn) ...
NameAmtszeit (Beginn)Amtszeit (Ende)
Catherine Blaiklock20. Januar 201920. März 2019
Nigel Farage22. März 20196. März 2021
Richard Tice6. März 20213. Juni 2024
Nigel Farage3. Juni 2024
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Parteivorsitzender

Weitere Informationen Name, Amtszeit (Beginn) ...
NameAmtszeit (Beginn)Amtszeit (Ende)
Richard Tice8. Mai 20196. März 2021
vakant6. März 20213. Juni 2024
Richard Tice3. Juni 202411. Juli 2024
Zia Yusuf11. Juli 2024
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Commons: Reform UK – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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