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Rautenstrauch-Joest-Museum
ethnologisches Museum in Köln Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt ist das ethnologische Museum Kölns. Es ist das einzige städtische ethnologische Museum in Nordrhein-Westfalen und liegt in der Kölner Innenstadt.
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Am 22. Oktober 2010 fand die Neueröffnung des Museums im Kulturquartier am Neumarkt statt. Museumsdirektorin ist seit dem 1. Januar 2019 Nanette Jacomijn Snoep.
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Geschichte der Museumsgebäude

Das Museum befand sich am Ubierring in einem Gründerzeitgebäude, das im Zweiten Weltkrieg durch zwei Bombentreffer teilzerstört wurde. Mehrfach hat Hochwasser die Depots des Museums überschwemmt.
2002 begannen mit dem Abriss der Josef-Haubrich-Kunsthalle die Bauarbeiten für ein neues Museumsgebäude nach Plänen des Braunschweiger Architekturbüros Schneider + Sendelbach. Verschiedene Baustopps und Planänderungen infolge der Finanzlage der Stadt Köln verzögerten mehrfach die Fertigstellung.
Am 22. Oktober 2010 wurde das Museum im neu erbauten Kulturquartier am Neumarkt wieder eröffnet.
In diesem befindet sich auch der neue Eingang zum benachbarten Museum Schnütgen. Beide Gebäude sind mit einem ebenfalls neu erbauten Durchgang verbunden, der gleichzeitig der Präsentation mittelalterlicher Glasfenster dient. Ein Veranstaltungssaal im Erdgeschoss des Kulturquartiers wird von beiden Museen sowie der VHS genutzt. Der Museumsshop, die Information, die Kasse und die Garderobe werden ebenfalls gemeinsam genutzt.
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Geschichte der Sammlungen
Zusammenfassung
Kontext

Das Museum besitzt eine der zehn größten und bedeutendsten ethnografischen Sammlungen Deutschlands. Die Sammlungen umfassen mehr als 65.000 Objekte aus Ozeanien, Afrika, Asien und Amerika. Das Museum verfügt über eine umfassende Kamerun-Sammlung. Von den ursprünglich 3344 Inventarnummern gehörten noch 3164 zum Bestand im Jahr 2023.[1]
Den Grundstock der Sammlung bildet der Nachlass des Kölner Geografen und Völkerkundlers Wilhelm Joest (1852–1897). Zwei Jahre nach Joests frühem Tod auf einer Forschungsreise schenkte seine Schwester Adele Rautenstrauch gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kaufmann Eugen von Rautenstrauch, die 3.400 Objekte umfassende Sammlung ihres Bruders der Stadt Köln. Sie förderte außerdem nach dem Tode ihres Mannes mit einer Spende von 250.000 Mark die Errichtung des Museums am Ubierring 45, das nach Plänen von Erwin Crones[2] am 12. November 1906 eröffnet wurde.
Am Ende des Ersten Weltkriegs, als die Engländer Köln besetzt hatten, funktionierten sie das Bauwerk zu einem Lazarett um, wodurch die eigentlichen Exponate bedroht waren.[3]
Das Museumsgebäude wurde nach einem Bombentreffer am 28. Februar 1945 geschlossen und erst am 7. Juli 1967 wiedereröffnet. Nach Umzug in das neu erbaute Kulturquartier an der Cäcilienstraße wurde das Museum am 22. Oktober 2010 wiedereröffnet.
Eine wichtige Erweiterung der Sammlung seit dem Zweiten Weltkrieg war der Erwerb der Sammlung ozeanischer und afrikanischer Kunst des Düsseldorfer Künstlers Klaus Clausmeyer 1966 durch die Stadt Köln.[4] Ebenfalls zur Sammlung beigetragen haben der Kölner Bankierssohn Max von Oppenheim und in neuerer Zeit Irene und Peter Ludwig sowie Hans Wilhelm Siegel.

Im Jahr 2018 wurde aufgrund eines Beschlusses des Rats der Stadt Köln[5] ein Maori-Schädel im Besitz des Museums an das Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa zurückgegeben.
Mit der Neueröffnung 2010 wurde das Ausstellungskonzept von der klassischen Einteilung in geographische Großräume auf eine thematische Anordnung umgestellt. Unter dem Motto „Der Mensch in seinen Welten“ zeigt die Ausstellung in verschiedenen Abteilungen folgende Themen: Begegnung und Aneignung: Grenzüberschreitungen, Der verstellte Blick: Vorurteile, Die Welt in der Vitrine: Museum, Ansichtssachen?!: Kunst, Türen im Übergang, Lebensräume – Lebensformen: Wohnen, Der Körper als Bühne: Kleidung und Schmuck, Der inszenierte Abschied: Tod und Jenseits, Vielfalt des Glaubens: Religionen, ZwischenWelten: Rituale.
- Lebensräume – Lebensformen
- Die Welt gestalten
- Türkei – Der Empfang von Gästen
- Plains – Zusammenleben der Generationen
Durch diesen Kulturen-vergleichenden Ansatz – unter Einbeziehung der europäischen Kultur – soll das gleichberechtigte Dasein und die Ebenbürtigkeit aller Kulturen betont werden. Die Auseinandersetzung mit fernen Kulturen soll dabei zur Reflexion und Relativierung der eigenen kulturellen Perspektive anregen.

Seit November 2011 können gehörlose Besucher einen Videoguide erhalten, der sie durch die Dauerausstellung führt. Bereits an der Information werden sie auf einem Bildschirm mit einem Video in Gebärdensprache begrüßt und auf die Videoguides hingewiesen, die das Rautenstrauch-Joest-Museum als erstes Kölner Museum eingeführt hat.
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Ausstellungsobjekte (Auswahl)
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Kontext






Foyer
- Das Wahrzeichen und größte Exponat des Museums ist ein über 7,50 m hoher, prächtig verzierter Reisspeicher (ca. 1935) aus Sulawesi, Indonesien, der im Foyer des Gebäudes originalgetreu wieder aufgebaut wurde.[6]
Einstimmung: Musik
- Gamelan-Orchester aus Zentraljava, Indonesien, Anfang 20. Jahrhundert[7]
Ansichtssachen?!: Kunst
- Figur einer Gottheit dinonga eidu, Nukuoro, Karolinen, 19. Jahrhundert
- Skulpturen minsereh, Mende, Sierra Leone, 19. Jahrhundert
- Aufsatzmaske magbo, Yoruba, Nigeria, 19. Jahrhundert
- Stelenfragment, Piedras Negras, Guatemala, Maya-Spätklassik, 662 n. Chr.
- Skulptur, Dogon, Tintam-Region, Mali, 15.–17. Jahrhundert
- Statue einer Gottheit, Emroin, Babar, Babar-Archipel, Indonesien, 19. Jahrhundert
- Figur eines Gefesselten, vermutlich Jaina, Campeche, Mexiko, Maya-Spätklassik, 500–800 n. Chr.
- Opfergestell mit weiblicher Ahnenfigur luli, Luhuleli, Leti, Indonesien, 19. Jahrhundert
Lebensräume – Lebensformen: Wohnen
- Tuareg-Zelt, Niger, 2. Hälfte 20. Jahrhundert
- Männerhaus, Atsj, Zentral-Asmat, Westneuguinea, 2. Hälfte 20. Jahrhundert
Der Körper als Bühne: Kleidung und Schmuck
- Hochzeitsschmuck für eine Braut, Kabylen, Maghreb, Algerien, 19. Jahrhundert
- Federmantel ʻahu ʻula,[8] Hawaii, Polynesien, vor 1824
Der inszenierte Abschied: Tod und Jenseits
- Porträtgefäß, Moche IV, Peru, ca. 4. Jahrhundert n. Chr.
- Lendentuch, Chimú, Peru, ca. 1300–1370 n. Chr.
- Totenboot der Māori, Bay of Plenty, Nordinsel Neuseelands, vor 1840
- Zwillingsfiguren ibeji, Yoruba, Nigeria, Anfang 20. Jahrhundert
Vielfalt des Glaubens: Religionen
- Votivtafel mit stehendem Buddha, Mon, Pegu-Reich, Myanmar, 7.–9. Jahrhundert
- Elfköpfiger Bodhisattva Avalokiteshvara, Tibet, Südtibet, China, 15./16. Jahrhundert
- Stehender Gott Shiva, Kambodscha, Angkor-Periode, 2. Hälfte 9. Jahrhundert
Zwischenwelten: Rituale
- Maske tapuanu, Mortlock-Inseln, Zentrale Karolinen, um 1900
- Maske der achtzehn Krankheitsdämonen Daha Ata Sanni Yaku, Südwestküste, Sri Lanka, Ende 19. Jahrhundert
- Quetzalcoatl-Ehecatl, Zentralmexiko, Azteken, ca. 1480–1519 n. Chr.
Interventionen
- CONVERSATIONS, von Nando Nkrumah, 2020
- STAGEAWEAR, 2022
- B/OR/DER ST/OR/IES, 2023
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Benin-Bronzen

Im Februar 1897 raubte die britische Armee schätzungsweise 3.000 bis 5.000 Kunstwerke aus dem Königspalast von Benin (im heutigen Bundesstaat Edo in Nigeria). Die Objekte wurden danach in Museen weltweit verstreut; das Rautenstrauch-Joest-Museum erhielt 92 (oder 96[9]) Werke höfischer Kunst zwischen 1899 und 1967 im Rahmen von 15 Schenkungen und Ankäufen. 2022 gab Köln die Kunstwerke zurück.[10]
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Bibliothek
Das Museum verfügt über eine Präsenzbibliothek, die der Öffentlichkeit zugänglich ist. Diese umfasst 40.000 Monografien und Fachzeitschriften, unter denen sich die wissenschaftliche Literatursammlung der 2004 verstorbenen Gründerin des Malaiologischen Apparats der Universität zu Köln, Irene Hilgers-Hesse, befindet. Die Deutsch-Indonesische Gesellschaft übergab diese der Museumsbibliothek 2008 als Schenkung. Der Bestand zählt rund 1500 Bände vorwiegend indonesischer und malaiischer kulturwissenschaftlicher und belletristischer Werke (in lateinischer und Jawi-Schrift) der 1960er bis 80er Jahre, die sonst in Deutschland größtenteils nicht erhältlich sind.
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Historisches Fotoarchiv
Das historische Fotoarchiv umfasst ungefähr 100.000 Fotografien, unter anderem von Rudolf Oldenburg, Marie Pauline Thorbecke, Georg Küppers-Loosen und Albert Grubauer.[11]
Sonderausstellungen
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Museumsdirektoren
Die früheren Museumsdirektoren waren:[12]
- Willy Foy 1901–1925
- Fritz Graebner 1925–1928
- Julius Lips 1928–April 1933
- Andreas Scheller 1933–Juni 1940 (kommissarischer Direktor)
- Martin Heydrich 1940–1945
- Friedrich Wilhelm Funke 1945–1948
- Martin Heydrich 1948–1960
- Willy Fröhlich 1961–1971
- Axel Freiherr von Gagern 1971–1978
- Gisela Völger 1979–2000
- 1. Juli 2000 bis Ende 2018: Klaus Schneider, zugleich Professor am Institut für Ethnologie der Universität zu Köln
- seit 1. Januar 2019: Nanette Jacomijn Snoep
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Förderverein
Die Museumsgesellschaft RJM besteht seit 1901. Sie finanziert Ankäufe, Ausstellungs- und Restaurierungsprojekte. Außerdem unterstützt sie pädagogische Programme, publiziert die wissenschaftliche Reihe „Ethnologica“ und bietet ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm an. Ehrenamtliche engagieren sich zudem als Mitarbeiter am Infostand, im Museumsshop und als Führungskräfte.
Ludwig Theodor von Rautenstrauch (1922–2018) hatte vor seiner Mitgliedschaft als Ehrenvorsitzender 50 Jahre den Vorstand der Museumsgesellschaft inne. Die Gesellschaft wird vom ehemaligen RWE-Vorstand Jan Zilius geleitet.
Auszeichnungen und Ehrungen
Das Museum hat seit der Neueröffnung zahlreiche Preise erhalten wie den Kölner Kulturpreis Kulturereignis des Jahres 2010 und den red dot design award 2011. 2012 wurde das Rautenstrauch-Joest-Museum mit dem Museumspreis des Europarates ausgezeichnet. 2013 wurde das Museum in Dubrovnik in den Excellence Club von Best in Heritage aufgenommen, einer internationalen Plattform der bedeutendsten Museen und Projekte zum kulturellen Erbe.[13]
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Filme
- Rautenstrauch-Joest-Museum Köln (= Museums-Check. Folge 23). Reportage, 30 Min., Moderation: Markus Brock, Produktion: 3sat. Erstausstrahlung: 13. Oktober 2013.[14]
Siehe auch
Literatur
- Jutta Engelhard und Klaus Schneider (Hrsg.): Der Mensch in seinen Welten. Das neue Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt. Wienand Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-86832-035-0.
- Martin Oehlen: Museen in Köln. DuMont, Köln 2004, ISBN 3-8321-7412-5.
- Anne Slenczka: Gesammelt, angekauft, getauscht, geschnitzt in Köln? Die kanadische Nordwestküste-Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums – Kulturen der Welt in Köln im Licht der zweiten Sammelreise der Brüder Jacobsen und der Nuxalk (Bella Coola)-Völkerschau von 1885/86. In: Lars Frühsorge / Michael Schütte (Hrsg.): Völkerschau-Objekte. Beiträge der Tagung vom 27. bis 29. 10. 2020 in Lübeck. Lübecker Museen, Völkerkundesammlung, Lübeck 2021, ISBN 978-3-942310-34-5, S. 47–61.
- Sebastian-Manès Sprute: Dislokation des kamerunischen Kulturerbes in Zahlen. In: Atlas der Abwesenheit: Kameruns Kulturerbe in Deutschland, (Hrsg. Kollektiv), Reimer Verlag, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-98501-203-9, S. 44–56. (Online)
Weblinks
Commons: Rautenstrauch-Joest-Museum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt
- Förderverein
- Literatur von und über Rautenstrauch-Joest-Museum im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gesamte Sprinkleranlage marode. In: Kölner Stadtanzeiger, 28. Januar 2014
- Schließung für zweieinhalb Jahre droht. In: Kölnische Rundschau, 5. März 2014
- Unser Haus ist unterbesetzt. In: Kölner Stadt-Anzeiger Kultur, 1. Dezember 2018
- Berit Hempel: Aus dem Dunkel ans Licht - die geraubten Benin-Bronzen - WDR 3-Kulturfeature vom 18. Dezember 2022.
Einzelnachweise
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