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selbstfahrendes Artilleriegeschütz auf Rad im Kaliber 155mm vom deutschen Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
RCH 155 (Remote Controlled Howitzer 155 mm) ist ein selbstfahrendes Artilleriegeschütz auf Rad im Kaliber 155 mm des deutsch-französischen Rüstungsunternehmens KNDS. Das RCH 155 ist eine Weiterentwicklung der Panzerhaubitze 2000 und des Artilleriegeschützes Donar: auf dem Fahrgestell des GTK Boxer wird das besatzungslose Artillerie-Geschütz-Modul (AGM) montiert. Das AGM hat die gleiche 155-mm-Waffenanlage mit Kaliberlänge L52 wie die Panzerhaubitze 2000.
RCH 155 | |
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RCH 155 im Gelände | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 2 (Kommandant und Kraftfahrer) |
Länge | 10,40 m |
Breite | 2,99 m |
Höhe | 3,60 m |
Masse | < 39,0 t |
Panzerung und Bewaffnung | |
Hauptbewaffnung | 155 mm/L52 |
Sekundärbewaffnung | optionale fernbedienbare Waffenstation |
Beweglichkeit | |
Antrieb | MTU-Triebwerk bis zu 600 kW (815 PS) |
Geschwindigkeit | > 100 km/h (Straße) |
Leistung/Gewicht | ca. 21 PS/t |
Reichweite | > 700 km (Straße) |
Die Besatzung besteht aus einem Kommandanten und einem Militärkraftfahrer. Die Besatzung ist gegen Beschuss aus schweren Maschinengewehren bis zu 14,5 mm sowie gegen Artilleriesplitter geschützt. Zudem besteht Schutz gegen Panzerabwehrminen und Schützenabwehrminen. Das System verfügt über eine Nebelmittelwurfanlage sowie eine ABC-Schutz- und -Belüftungsanlage. Optional kann das System mit einer sekundären Waffenstation ausgestattet werden z. B. mit einem Maschinengewehr. Die Kampfbeladung beträgt 30 Geschosse mit Zünder sowie 144 modulare Treibladungen. Die Zünderprogrammierung erfolgt induktiv während des Ladevorganges. Maximal 9 Schuss pro Minute sind möglich.
RCH 155 ist in der Lage, grundsätzlich alle 155-mm-Geschosse zu verschießen, die kompatibel sind mit dem Joint Ballistics Memorandum of Understanding der NATO. Die effektive Reichweite des Geschützes beträgt bis zu 40 Kilometer bei Base-Bleed-Geschossen, bis zu 54 Kilometer bei V-LAP-Geschossen und darüber hinaus etwa bei Vulcano und M982 Excalibur. Die Betriebsart Multiple Rounds Simultaneous Impacts (MRSI) ist möglich. Dabei werden durch Rohrerhöhung und Anzahl der Treibladungsmodule die Flugbahnen und -zeiten der Geschosse so kombiniert, dass mehrere nacheinander abgefeuerte Schüsse nahezu zeitgleich das Ziel treffen, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, bevor der Gegner ausweichen kann. Der Richtbereich des Geschützturmes beträgt 360 Grad (maximal bis zum 6. Treibladungsmodul) und die Rohrerhöhung −2,5 bis + 65 Grad (−45 bis 1150 Strich).
Die Bodenfreiheit beträgt 0,5 Meter, der Wendekreis 21 Meter, die Kletterfähigkeit 0,7 Meter, die Grabenüberschreitfähigkeit 2,0 Meter, die maximale Wattiefe 1,2 Meter, die maximale Steigfähigkeit 60 Prozent und die höchste Querneigung 30 Prozent.[1] Motorisiert ist RCH 155 mit einem Dieselmotor des Typs 8V 199TE20/21 des Unternehmens MTU Friedrichshafen. Die Bordspannung beträgt 24 Volt bei maximal 540 Ampere.[2]
Das Geschütz kann auch auf einen Lastkraftwagen montiert werden, beispielsweise vom Typ Iveco Trakker 8×8.[3] Es wird mit dem Rundumsichtsystem SETAS (See Through Armour System) von Hensoldt ausgestattet.[4]
Als erstes Artilleriegeschütz der Welt kann RCH 155 aus der Bewegung schießen.[5] Dies dient vor allem dazu, feindlichem Gegenartilleriefeuer zu entgehen, denn mit modernen Artillerieaufklärungsradaren wie COBRA können Feuerstellungen nach dem Schuss nahezu in Echtzeit aufgeklärt werden. Das Fahrzeug ist deutlich leichter und beweglicher auf der Straße, aber weniger geländegängig als die Panzerhaubitze 2000, außerdem führt es nur die Hälfte der Munition mit.
Für den Fall, dass RCH 155 durch andere Landfahrzeuge aufgeklärt und angegriffen werden sollte, beherrscht es zur Selbstverteidigung auch das direkte Richten. Besonders ist, dass das Waffensystem für diese sekundäre Aufgabe auch über die sogenannte Hunter-Killer-Fähigkeit verfügt, zu der sonst nur Kampf- und Schützenpanzer in der Lage sind: Dabei können der Feuerauftrag und das Suchen des nächsten Zieles parallel ausgeführt werden, was die Überlebenschance im Feuergefecht signifikant erhöhen kann.[6] Die Radhaubitze RCH 155 ist hochautomatisiert und darauf ausgelegt, später ferngesteuert und besatzungslos zu fahren und zu schießen.
Das Heer der Bundeswehr hat 2023 einen Bedarf von 168 Radhaubitzen RCH 155 angemeldet.[7] Diese sollen in den drei radgestützten Artilleriebataillonen der mittleren Kräfte sowie in den Rohrartilleriebatterien der aufzustellenden Verbänden der Divisions- und Korpsartillerie zum Einsatz kommen, die im Zielbild Heer vorgesehen sind.[8][9] Am 24. April 2024 verkündeten der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und der damalige britische Premierminister Rishi Sunak, dass Deutschland und das Vereinigte Königreich gemeinsam RCH 155 kaufen, bewerten und optimieren wollen.[10] 80 Systeme für Deutschland sollen aus dem Sondervermögen Bundeswehr finanziert werden.[11]
RCH 155 ist neben dem Artilleriesystem Archer 8×8 des schwedischen Herstellers Bofors in der engeren Auswahl für die Nachfolge der M109 der Schweizer Armee. Hier kommt für RCH 155 neben dem GTK-Boxer-Fahrgestell auch der schweizerische Mowag Piranha 10×10 als Trägerplattform in Betracht.[12][13]
Im September 2022 wurde bekannt, dass die deutsche Bundesregierung die Lieferung von 18 RCH 155 im Wert von 216 Millionen Euro an die ukrainischen Streitkräfte genehmigt hat. Die Lieferung ist zweieinhalb Jahre später geplant.[14] Eine weitere Lieferung von 18 weiteren RCH 155 wurde im Februar 2024 von der Bundesregierung angekündigt.[15] Der Lieferzeitraum des zweiten Loses erstreckt sich von Ende 2025 bis ins Jahr 2027.[16]
Im Juni 2024 gab KNDS Deutschland bekannt, dass die Ukraine einen Vertrag über weitere 54 RCH 155 unterzeichnet hat.[17]
Im April 2024 teilte das Verteidigungsministerium des Vereinigten Königreichs mit, im Rahmen des Programms Mobile Fires Platform die Radhaubitze RCH 155 zu beschaffen.[18]
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