Propionaldehyd (nach IUPAC-Nomenklatur: Propanal, gelegentlich auch als Propylaldehyd bezeichnet) ist eine organisch-chemische Verbindung aus der Stoffgruppe der Aldehyde. Es ist ein wichtiges Grund- und Zwischenprodukt der Chemischen Industrie, welches breite Anwendung findet.

Schnelle Fakten Strukturformel, Allgemeines ...
Strukturformel
Strukturformel von Propionaldehyd
Allgemeines
Name Propionaldehyd
Andere Namen
  • Propanal (IUPAC)
  • Methylacetaldehyd
  • Propylaldehyd
  • PROPIONALDEHYDE (INCI)[1]
Summenformel C3H6O
Kurzbeschreibung

farblose Flüssigkeit mit stechendem Geruch[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 123-38-6
EG-Nummer 204-623-0
ECHA-InfoCard 100.004.204
PubChem 527
ChemSpider 512
Wikidata Q422909
Eigenschaften
Molare Masse 58,08 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig[2]

Dichte

0,81 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

−81 °C[2]

Siedepunkt

49 °C[2]

Dampfdruck
  • 341 hPa (20 °C)[2]
  • 516 hPa (30 °C)[2]
  • 757 hPa (40 °C)[2]
  • 1080 hPa (50 °C)[2]
Löslichkeit
Brechungsindex

1,3650[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 225302+332315318335
P: 210280301+312303+361+353304+340+312305+351+338403+235[2]
Toxikologische Daten
Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

−215,6 kJ/mol[5]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0°C, 1000 hPa). Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C
Schließen

Vorkommen

Thumb
Zwiebeln enthalten natürlicherweise Propanal

Natürlich kommt Propanal in Zwiebeln, Hafer, Gurken, Sojabohnen, Luzerne und Reis vor.[6]

Gewinnung und Darstellung

Propanal kann durch Hydroformylierung von Ethen hergestellt werden.[7]

Thumb
Herstellung von Propanal durch Hydroformylierung von Ethen

Die Oxidation von n-Propanol mit Kaliumdichromat und Schwefelsäure führt ebenfalls zu Propanal.[8] Als Oxidationsmittel kann auch Luftsauerstoff in Gegenwart der Katalysatoren Kupfer[9] oder Platin[10] eingesetzt werden.

Thumb
Herstellung von Propanal durch Oxidation von n-Propanol

Auch durch Isomerisierung von Propylenoxid bei 300 °C über Silicagel kann Propanal synthetisiert werden:[8]

Thumb
Herstellung von Propanal durch Isomerisierung von Propylenoxid

Eine weitere Synthesemöglichkeit ist die katalytische Hydrierung von Acrolein:[11]

Thumb
Herstellung von Propanal durch katalytische Hydrierung von Acrolein

Schließlich ist auch durch eine Grignard-Reaktion von Ethylmagnesiumbromid mit Ameisensäureethylester die Synthese von Propanal möglich.[8]

Thumb
Herstellung von Propanal durch Grignard-Reaktion

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Propanal ist eine leicht flüchtige, farblose Flüssigkeit mit stechendem Geruch. Sie siedet bei Normaldruck bei 49 °C.[2] Die molare Verdampfungsenthalpie beträgt am Siedepunkt 28,3 kJ·mol−1.[12] Die Dampfdruckfunktion ergibt sich nach Antoine entsprechend log10(P) = A−(B/(T+C)) (P in Torr, T in °C) mit A = 7,26342, B = 1277,1176 und C = 242,556 im Temperaturbereich von −38,65 bis 231,25 °C.[13] Sie besitzt bei 20 °C eine dynamische Viskosität von 0,375 mPa·s.[2]

Weitere Informationen Eigenschaft, Typ ...
Zusammenstellung der wichtigsten thermodynamischen Eigenschaften
Eigenschaft Typ Wert [Einheit] Bemerkungen
Standardbildungsenthalpie ΔfH0liquid
ΔfH0gas
−218,3 kJ·mol−1[14]
−188,7 kJ·mol−1[14]
Standardentropie S0l
S0g
212,9 J·mol−1·K−1[15]
304,4 J·mol−1·K−1[16]
als Flüssigkeit
als Gas
Verbrennungsenthalpie ΔcH0liquid −1816,5 kJ·mol−1[17]
Wärmekapazität cp 159,1 J·mol−1·K−1 (25 °C)[15]
80,73 J·mol−1·K−1 (25 °C)[18]
als Flüssigkeit
als Gas
Kritische Temperatur Tc 504,4 K[19]
Kritischer Druck pc 52,6 bar[19]
Kritische Dichte ρc 4,91 mol·l−1[20]
Schmelzenthalpie ΔfH 8,59 kJ·mol−1[15] beim Schmelzpunkt
Verdampfungsenthalpie ΔVH0 29,96 kJ·mol−1[21]
Schließen

Chemische Eigenschaften

Die Aldoladdition von zwei Molekülen Propanal liefert 2-Methyl-3-hydroxypentanal, das unter Wasserabspaltung im Rahmen der Aldolkondensation zu 2-Methyl-2-pentenal weiterreagieren kann. Diese β-Dehydratisierung läuft insbesondere unter Säurekatalyse sowie Erhitzen ab.

Thumb
Aldolreaktion von Propanal

Verwendung

Propionaldehyd ist ein wichtiges Vor- und Zwischenprodukt in der industriellen organischen Chemie. Es dient vorwiegend zur Herstellung von Kunststoffen, Weichmachern, Kautschuk-Hilfsprodukten, Vulkanisationsbeschleunigern, Phenolharzen, Demulgiermitteln, Aroma- und Duftstoffen, Agrochemikalien, Schädlingsbekämpfungs- und Arzneimitteln. Technisch werden aus Propionaldehyd zahlreiche Produkte synthetisiert. Darunter zählen vor allem 1-Propanol, 1-Propylamin, Propionsäure, Trimethylolethan, Methacrolein und Propionitril. Außerdem wird Propionaldehyd mit Acetaldehyd zu Copolymeren umgesetzt. Ferner ist Propionaldehyd ein wichtiger Ausgangsstoff zur Produktion von Alkylpyridinen, Imidazolen, 3-Methylindol und anderen Heterocyclen. In der organischen Synthesechemie findet Propionaldehyd bei Acetalisierungen, Iminbildungen, Olefinierungen, metallorganischen sowie Aldolreaktionen Verwendung.[3]

Nachweis

Propanal reagiert mit dem Indikator Schiffsches Reagenz. Das Reagenz wird durch diesen Aldehyd rosa bis violett gefärbt.

Sicherheitshinweise

Die Dämpfe von Propionaldehyd bilden mit Luft explosive Gemische. Auch bei der Verteilung auf großen Oberflächen kann Selbstentzündung eintreten. Hauptsächlich wird Propanal über den Atemtrakt und die Haut aufgenommen. Des Weiteren wurde eine Resorption über den Verdauungstrakt belegt. Bei Aufnahme oder Exposition kann es akut zu Reizwirkungen auf Augen, Atemwege und Haut kommen.[2] Beim längeren Einatmen ist eine narkotisierende Wirkung möglich. Chronisch können Leber- und Nierenschäden auftreten.[3] Zur Reproduktionstoxizität und Kanzerogenität liegen keine ausreichenden Angaben vor, jedoch wurde in einigen Tests eine gewisse mutagene Wirkung ermittelt, welche jedoch uneinheitlich ist und daher kontrovers diskutiert wird. Propionaldehyd weist eine untere Explosionsgrenze (UEG) von 2,3 Vol.-% (55 g/m3) und eine obere Explosionsgrenze (OEG) von 21,0 Vol.-% (510 g/m3) auf. Die Zündtemperatur beträgt 190 °C. Der Stoff fällt somit in die Temperaturklasse T4 und in die Explosionsgruppe IIB. Die Grenzspaltweite wurde mit 0,84 mm bestimmt. Mit einem Flammpunkt von −40 °C gilt Propionaldehyd als sehr leicht entflammbar.[2]

Commons: Propanal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Propionaldehyd – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

Wikiwand in your browser!

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.

Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.