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deutscher Physiker und Mathematiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johann Philipp Gustav von Jolly (* 26. September 1809 in Mannheim; † 24. Dezember 1884 in München) war ein deutscher Physiker und Mathematiker.
Er wurde im Jahre 1809 als Sohn von Ludwig Jolly, Kaufmann und 1836–1849 Bürgermeister von Mannheim, und Marie Eleonore Jolly, geborene Alt (1786–1859) geboren. Sein Bruder war Julius August Isaak Jolly[1], Professor für Jura in Heidelberg und ab 1861 badischer Politiker.
Er studierte Mathematik, Physik und Technik 1829–1831 in Heidelberg und 1832–1833 in Wien, zum Schluss in Berlin. Im Herbst 1830 löste er die Preisfrage der philosophischen Fakultät de Euleri meritis de functionibus circularibus.[2]
In Heidelberg wurde er 1830 Mitglied des Corps Hassia.[3] Er ergänzte den Lehrstoff durch Selbststudium. Da keine der von ihm besuchten Universitäten den Studenten eine Möglichkeit bot, Experimentalpraxis zu erwerben, volontierte er bei Mechanikern und Glasbläsern und erwarb sich handwerkliche Fähigkeiten. Nach dem Studium arbeitete er etwa ein Jahr bei Heinrich Gustav Magnus in Berlin, der in seiner Wohnung gerade ein erstes physikalisches Unterrichtslaboratorium einrichtete. Dort entschloss er sich zur akademischen Laufbahn. Nach der Promotion in Heidelberg (1834) und direkt anschließender Habilitation für Mathematik, Physik und Technologie wurde er dort 1839 außerordentlicher Professor für Mathematik und 1846 ordentlicher Professor für Physik.
Da in Heidelberg kein Physiklaboratorium vorhanden war, erhielt er zwei Zimmer der Wohnung seines Amtsvorgängers Munke für die Einrichtung eines Laboratoriums zur Verfügung gestellt und konnte dort 1847–1854 jeweils eine kleine Zahl von Studenten experimentalpraktisch ausbilden.[4]
1854 wechselte er als Nachfolger von Georg Simon Ohm nach München, wo er an der Reorganisation der bayerischen technischen Lehranstalten beteiligt war.
Jolly (ab 1854: von Jolly; Bayerischer Personenadel) ist vor allem als Experimentalphysiker (unter anderem durch Messung des Ortsfaktors mit Hilfe von Präzisionswaagen, siehe auch Jollysche Federwaage) und als Instrumentenbauer bekannt geworden. Aus seinem Praktikumsunterricht gingen maßgebliche Apparate hervor, neben der Federwaage das Luftthermometer, das Kupfereudiometer und die Quecksilberluftpumpe. Er bestimmte das spezifische Gewicht des flüssigen Ammoniaks, studierte die Ausdehnung des Wassers durch die Wärme, berechnete Ausdehnungskoeffizienten des Sauerstoffs und anderer Gase.[2] Die Ausbildung, die er in der Jugend als Mechaniker erhalten hatte, war ihm für die Konstruktion seiner Versuchsgeräte hilfreich. Die Federwaage vervollkommnete er in mehrjährigen Experimenten zu solcher Feinheit, dass ihre Genauigkeit 0,001 mg pro gewogenem Kilogramm betrug. Auf diese Weise konnte er sehr genau spezifische Gewichte bestimmen. Ein weiteres Arbeitsgebiet war die Osmose.
Unter seinen Studenten in München war Max Planck, dem Jolly 1874 allerdings von einem Studium der Physik abriet, nicht jedoch aufgrund fehlender Begabung Plancks, sondern aufgrund der Annahme, dass die theoretische Physik keine weitreichenden Perspektiven mehr biete.[5]
Als bayerischer Bevollmächtigter war er in der Bundesversammlung 1861 in Frankfurt/Main an der Einführung des Metersystems im Deutschen Bund beteiligt. In Briefen, die er aus Frankfurt an seine Frau schrieb, beklagte er den langsamen Fortgang der Verhandlungen. Er brachte sich selbst als Protokollführer der 25 Sitzungen ein und nutzte sein Amt, um die Beratungen zu beschleunigen[1]. 1872 nahm er als Delegierter der Münchner Königlichen Akademie der Wissenschaften an Verhandlungen der Commission Internationale du Métre in Paris teil, die 1875 zur internationalen Meterkonvention führte.[6] 1872 war er Mitglied der deutschen Centralkommission für die Wiener Weltausstellung.[2]
Mit Hilfe einer Bleikugel mit einer Masse von 5775,2 kg und einem Durchmesser von fast einem Meter, die im Deutschen Museum in München ausgestellt ist, wies Jolly 1879–1880 die Richtigkeit des Gravitationsgesetzes nach, wonach die Schwere jedes Gegenstandes mit dem Quadrat der Entfernung vom Erdmittelpunkt abnimmt.[7]
Philipp Jolly heiratete am 1. Oktober 1839 Luisa Wüstenfeld (* 29. Juni 1821 in Heidelberg, † 24. Januar 1874 in München; verstarb an der in dieser Zeit dort grassierenden Cholera[8]), Tochter des Dr. jur. Johann Friedrich Wüstenfeld (1791–1833). Aus der Ehe gingen fünf Söhne und eine Tochter hervor. Bekannt wurden:
Philipp Jolly starb 1884 im Alter von 75 Jahren in München. Die Grabstätte von Philipp Jolly befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 30 – Reihe 13 – Platz 11) Standort .[9]
Nach Philipp Jolly wurde 1910 in München im Stadtteil Harlaching (Stadtbezirk 18 – Untergiesing – Harlaching) Lage die Jollystraße benannt.[10]
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