Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Corps Rhenania Heidelberg
Corps im KSCV Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Das Corps Rhenania Heidelberg ist eine pflichtschlagende farbentragende Studentenverbindung im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV). Das Corps vereint Studenten und ehemalige Studenten der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Remove ads
Couleur, Wappen und Devisen
Rhenania führt die Farben „blau-weiß-rot“[1] mit goldener[2] Perkussion. Dazu wird eine dunkelblaue Mütze[3] mit weiß-rotem Rand und weißer Paspel getragen. Rhenania hat wie alle SC-Corps in Heidelberg kein Fuchsenband, die Füchse tragen nur die Mütze, allerdings mit blau-weiß-blauem Rand.[4]
Das Wappen ist quadriert und zeigt in I. in natürlicher Farbe tingiert einen vor einer Flusslandschaft sitzenden bekränzten, bärtigen, laubgeschürzten Flussgott (Rhein), in der Rechten einen Dreizack haltend, den linken auf ein Gefäß stützend, aus dem Wasser fließt; II. den Corpszirkel, darunter das Stiftungsdatum 18 XV / I 49; III. einen grünen Lorbeerkranz, überdeckt von zwei schräggekreuzten Mensurschlägern mit Körben in den Farben des Corps; rechts, oben und links bewinkelt von den Buchstaben G, U, N [Waffenspruch]; IV. blau-weiß-rot, 2 × schräggeteilt.[5] Das Wappen wird üblicherweise mit drei Straußenfedern in den Corpsfarben und Helmkrone bekrönt.
Der Wahlspruch des Corps lautet: Virtuti semper corona! (dt.: Dem Verdienste stets die Krone), der Waffenspruch: Gladius Ultor Noster! (dt.: Das Schwert [sei] unser Rächer).
Remove ads
Geschichte
Zusammenfassung
Kontext
Rhenania I–III, Hassia, Nassovia


Die älteste sicher nachweisbare Rhenania in Heidelberg (Rhenania I) wurde am 23. Juli 1802 durch Mitglieder der Rhenania Gießen gestiftet. Sie stand auf landsmannschaftlicher Basis und agitierte gegen die seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestehenden, freimaurerisch beeinflussten Studentenorden, wurde gleichwohl um 1804 durch Mitglieder des Heidelberger Constantistenordens unterwandert.
1803 schlossen sich Rhenania und die 1803 gestiftete Franko-Badenia zu einem Senioren-Convent (SC) zusammen und vereinbarten den ältesten überlieferten Heidelberger SC-Comment. Beide waren nach einem Konflikt zwischen Studentenschaft und Militär im Juli 1804 maßgeblich am Auszug der Studentenschaft nach Neuenheim beteiligt.[6] Im Dezember 1804 kam es zu tumultartigen Auseinandersetzungen zwischen den Heidelberger Renoncen und Constantisten. Infolge der Untersuchungen durch die akademischen Behörden lösten sich beide Landsmannschaften im Frühjahr 1805 auf. Drei Rhenanen (Morgenstern, Wenz, Bayer) beteiligten sich am 19. Mai 1805 an der Stiftung der Landsmannschaft Palatia (I). Aus den Resten der alten Rhenania konstituierten sich im August des Jahres die beiden zunächst noch eng miteinander verbundenen Landsmannschaften der Oberrheiner (Farben: rot-blau-weiß mit Silber) und Niederrheiner (rot-blau-weiß mit Gold).
Nach der Reorganisation der Universität unter Kurfürst/Großherzog Karl Friedrich von Baden kam es ab 1805 zu einem Zuzug zahlreicher auswärtiger Studenten, die neue, zum Teil nur kurzlebige Landsmannschaften stifteten (Suevia, Guestphalia, Curonia, Vandalia, Hannovera, Holsatia, Hanseatia, Helvetia, Saxo-Borussia u. a.). Sie vereinbarten 1806 einen neuen Comment, der den einzelnen Landsmannschaften feste Rekrutierungskantone zuwies. Die Aufteilung erfolgte auf der Grundlage der Grenzziehung des Friedens von Lunéville (1801) bzw. des Friedens von Preßburg (1805). Die Niederrheiner erhielten Hessen-Darmstadt, Kurhessen, Nassau, Waldeck und die thüringischen Staaten. Ihr Bezirk grenzte im Norden an das Herzogtum Berg, das Herzogtum Westfalen, an Paderborn, das Göttingische und das Eichsfeld, im Osten an Sachsen und Würzburg, im Süden an Wertheim, Leiningen, Erbach und die Unterpfalz und im Westen an den Rhein. Die Oberrheiner erhielten Frankreich einschließlich der ehemals deutschen Departements links des Rheins, Baden mit Ausnahme des oberen Fürstentums am Bodensee und die in Schwaben liegenden badischen Besitzungen, die Schweiz und Franken, soweit es nicht zu Bayern gehörte.[7]
Bei einer Spaltung des Heidelberger SC wurde 1810 erstmals der Begriff Corps für eine Gruppe der dortigen Landsmannschaften verwendet, darunter die Niederrheiner, die später zur einheitlichen Bezeichnung Rhenania zurückkehrten und vermutlich bald nach den Befreiungskriegen ihre Auflösung vollzogen.
1818 erfolgte die Stiftung des Corps Hassia I, das sich zwei Jahre später in Rhenania II umwandelte.[8] Im Stiftungsprotokoll wurde explizit festgehalten, dass man sich als Fortführung der Rhenania von 1802 versteht. Die Phase der Rhenania II fällt in die politisch aufgeheizte Zeit des Vormärz. Zu ihren Mitgliedern gehörten zahlreiche badische und pfälzische Liberale wie Friedrich Wilhelm Knoebel, Ludwig Frey (beide Teilnehmer am Hambacher Fest[9]), Friedrich Hecker (Führer der Revolution in Baden) und Joseph Martin Reichard (Präsident der provisorischen Regierung der Pfalz). Infolge der Ereignisse um den Karzersturm und Auszug der Heidelberger Studentenschaft nach Frankenthal (nach Differenzen mit der Heidelberger Museumsgesellschaft über den Mitgliederstatus von Studierenden, 14. August 1828) erging eine dreijährige Verrufserklärung gegen die Universität, die der SC wenig später zurücknahm.[10] Rhenania II bestand bis zum 3. November 1833.
An ihrer Stelle stifteten im Juli 1836 Mitglieder der 1829 gegründeten Hassia II das Corps Rhenania III (bis 1842).[8]
Im November 1838 stifteten auswärtige Corpsstudenten, namentlich Mitglieder der Nassovia Göttingen, das Corps Nassovia II, das seinen Nachwuchs vornehmlich aus dem Gymnasium in Weilburg rekrutierte.[11] Außer zu Nassovia Göttingen trat Nassovia in engere Beziehungen zu den beiden anderen nassauischen „Landescorps“ Hasso-Nassovia Marburg und Nassovia Würzburg, pflegte aber auch einen regen Austausch mit dem Corps Rhenania in Bonn.
Rhenania IV


Das Revolutionsjahr 1849 wurde auch zum Stiftungsjahr der heute noch bestehenden Rhenania IV. In bewusster Abkehr von der deutschen Kleinstaaterei lösten die Aktiven der Nassovia das Corps am 15. Januar 1849 auf und stiften am gleichen Tag eine neue Rhenania (IV). Verfassung, Wahlspruch („Virtuti semper corona!“) und Tradition der Nassovia wurden übernommen. Der Einzugsbereich weitete sich in den folgenden Jahren über ganz Deutschland aus. Zu den Corpsangehörigen zählten auch Studenten aus dem europäischen Ausland und aus Übersee (Schweiz, Griechenland, England, Vereinigte Staaten, Kanada und Südafrika). Das Corps Rhenania gehört als Mitglied des Heidelberger SC seit seiner Stiftung dem 1848 gegründeten Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) an. 1872 war Rhenania präsidierendes Vorortcorps und stellte auch 1868 und 1877 Kösener Vorortsprecher.
Die Zeit des Kaiserreichs gilt als „Blütezeit“ des Corpsstudententums. Im Gegensatz zu den SC-Corps Saxo-Borussia, Guestphalia und Vandalia, in deren Altherrenschaften ostelbische, hannoversche und mecklenburgische Großagrarier und Beamte dominierten, entwickelte sich Rhenania in dieser Phase zum Corps der Großindustrie und des Kapitals mit Rekrutierungsschwerpunkten im Rhein-Ruhr-Gebiet, in Frankfurt, Hamburg und im mitteldeutschen Industrierevier. Rhenania gehörte damit zu den Corps, die als „besonders exklusiv“ eingestuft wurden.[12]
1875 wurden erstmals gedruckte „Corpschroniken“ (Semesterberichte) an die auswärtigen Mitglieder (Alten Herren) verschickt. 1882 erkannten die letzten lebenden Alten Herren der Rhenania II das bestehende Corps als rechtmäßigen Nachfolger der alten Rhenania von 1802/20 an. Noch lebende Mitglieder der Rhenania III und Nassovia II wurden in das Corps übernommen.
1886 fiel der Rhenane Emil Hartwich (1843–1886, Amtsrichter in Düsseldorf) im Duell mit Armand von Ardenne. Theodor Fontane verwendete die Affäre als Vorlage für seinen Roman Effi Briest.
Zeit der zwei Weltkriege
Während des Ersten Weltkrieges wurde der Aktivenbetrieb 1914 bis 1919 eingestellt. Von der Politisierung der Studentenschaft in der Frühzeit der Weimarer Republik war das Corps kaum betroffen. Der Heidelberger SC pflegte seine selbstgewählte Isolierung und schottete sich gegenüber Einflüssen aus der übrigen Studentenschaft weitgehend ab.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten hatte wohl zunächst ebenso wenig Einfluss auf den Corpsbetrieb. Die Umsetzung der Arierbestimmungen nach den Richtlinien des Allgemeinen Deutschen Waffenring im Frühjahr 1934 wurde allerdings durchgeführt.[13] Am 8. September 1935 wurde durch den Ausschluss des KSCV aus der „Gemeinschaft studentischer Verbände“ durch den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers die Auflösung des Verbandes eingeleitet. Nach dessen Ende beschloss auch das Corps Rhenania die Suspension. Die Beteiligung an der Heidelberger SC-Kameradschaft „Axel Schaffeld“ war verhalten, beschränkte sich auf finanzielle Zuwendungen und wurde mit Kriegsende 1945 eingestellt. Personelle und organisatorische Schnittstellen zwischen Kameradschaft und Corps wie in anderen Universitätsstädten gab es nicht.
Nachkriegszeit
Die Feier des 100. Stiftungsfestes durch die Altherrenschaft fand 1949 in einem den Zeitumständen entsprechenden Rahmen statt. Im gleichen Jahr bildete sich der durch den Verein Heidelberger Rhenanen protegierte „Rheinländerkreis“, der zum Teil Formen des früheren Corps fortführte, aber auch neue Ansätze für zeitgemäßes studentisches Zusammenleben suchte. Am 3. Mai 1951 beschloss die Altherrenschaft die Integration des Rheinländerkreises in das Corps und damit dessen Rekonstitution. In den 1950er Jahren war Rhenania Initiator der Gründung der Heidelberger Interessengemeinschaft (HIG), dem Zweckverband der schlagenden Korporationen am Ort. Nach einer separaten Übereinkunft des SC mit der Universität kam es 1958 zum Bruch mit der HIG. Seither geht der SC eigene Wege.
Seit 2000
2011 porträtierte das Merian-Reisemagazin das Corps in seiner Heidelberg-Ausgabe.[14]
Remove ads
Auswärtige Beziehungen
In den 1870er und 1880er Jahren betrieb Rhenania eine rege Verhältnispolitik und knüpfte bis zum Ersten Weltkrieg offizielle Beziehungen zu zahlreichen Corps in anderen Universitätsstädten an, u. a. in Bonn, Gießen, Marburg, Freiburg, Tübingen, Würzburg, München, Jena, Leipzig, Halle, Breslau, Göttingen, Berlin, Straßburg und Zürich. Da sich das Corps nicht auf eine bestimmte Richtung innerhalb des Verbandes festlegen wollte, trat ab 1900 eine Stagnation und nach dem Ersten Weltkrieg eine regelrechte Isolation ein, die erst kurz vor der Suspension überwunden werden konnte. Heute unterhält das Corps befreundete Beziehungen zu den Corps Suevia Freiburg, Hasso-Nassovia, Nassovia Würzburg und Tigurinia.
Corpshäuser
Nachdem das Corps in wechselnden Heidelberger Gasthäusern gekneipt hatte (u. a. im Seppl, zuletzt im Gasthaus Weinberg am Marktplatz), erfolgte 1882 der Ankauf des barocken Stadthauses in der Hauptstraße 231, das sich früher im Besitz des Theologen Carl Daub und seines Schwiegersohns Wilhelm Theophor Dittenberger befunden hatte, als Corpshaus und die Gründung der „Rheinländischen Gesellschaft AG“ als Träger.
Als das alte Haus dem gewandelten Repräsentationsbedürfnis nicht mehr genügte, wurde es abgerissen und in den Jahren 1906 bis 1909 nach Plänen des kgl. bayerischen Hofoberbaurats Eugen Drollinger (München) in einer Mischung aus neobarocken und Jugendstilelementen das heutige Corpshaus errichtet. Es ist der einzige Jugendstilbau in der Heidelberger Hauptstraße.[15] Zugleich erfolgte der Kauf des hinter dem Garten gelegenen Hauses Neckarmünzgasse 14 und dessen Ausbau zum Studentenwohnheim.
- Heidelberger Rhenanenhaus, Straßenansicht
- Heidelberger Rhenanenhaus, Große Kneipe
- Heidelberger Rhenanenhaus, Speisezimmer
- Heidelberger Rhenanenhaus, Untere Diele
Remove ads
Bekannte Mitglieder
Rhenania I-III (1802–1842)
Nassovia II (1838–1849)
Rhenania IV (seit 1849)
Remove ads
Literatur
- Paul Bertololy: Alt-Heidelberg – ewiger Studententraum, 1962, Neudruck 1997 (Novelle. Freie Bearbeitung der Ereignisse um den Tod des Rhenanen Carl Specht, der 1855 im Duell fiel)
- Florian Hoffmann: 100 Jahre Heidelberger Rhenanenhaus. Geschichte – Architektur – Umfeld. 1909–2009, Heidelberg 2009
- Richard August Keller: Beiträge zur Geschichte der ersten Heidelberger Landsmannschaften. 1802–1806, Diss., Heidelberg 1914
- Berthold Kuhnert: Geschichte des Corps Rhenania Heidelberg 1802–1869, 1913, ND Heidelberg 1997
- Werner Lamprecht, Peter Kutter (Hrsg.): 150 Jahre Corps Rhenania Heidelberg 1849–1999, Heidelberg 1999
- [Gerhard Müller]: Mitgliederverzeichnis des Corps Rhenania Heidelberg einschließlich seiner Vorverbindungen 1802–1999, Heidelberg 1999
- Albert Trapp: 112 Jahre Rhenania Heidelberg. [Köln 1960]
- Publikationen zum Corps Rhenania Heidelberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Remove ads
Weblinks
Commons: Corps Rhenania Heidelberg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Suche nach Corps Rhenania Heidelberg im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
- Archiv der Rhenania im Archivportal der Kösener und Weinheimer Corps
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads