Philipp Manuel Gutmann
österreichischer Komponist, Musiklektor und Musikwissenschaftler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Philipp Manuel Gutmann (* 28. Juli 1993 in Zwettl, Niederösterreich) ist ein österreichischer Komponist, Musiklektor und Musikwissenschafter.
Gutmann wurde 1993 im niederösterreichischen Zwettl geboren und wuchs in Herzogenburg auf. Seine musikalische Ausbildung begann im Alter von neun Jahren an der Musikschule Herzogenburg. Er lernte dort erst Violine, später auch Tenorsaxophon und Klavier, zudem besuchte er die Musikhauptschule Herzogenburg (heute Niederösterreichische Musik-Mittelschule Herzogenburg).[1]
Seine musikalische Begabung wurde früh gefördert, sodass er in zahlreichen Herzogenburger Vereinigungen und Musikensembles wie dem Herzogenburger Sinfonieorchester, dem Orchester Con Spirito des Motettenchors Herzogenburg[2], der Blasmusikkapelle Herzogenburg oder dem Singkreis Herzogenburg mitwirkte und dadurch viele unterschiedliche musikalische Stilrichtungen kennenlernen konnte.[1][3]
Von 2007 bis 2012 besuchte Gutmann das Musikgymnasium Wien, wo er aufgrund des Tonsatzunterrichts seine ersten Kompositionsversuche unternahm.[1] Violineunterricht erhielt er in dieser Zeit am Gustav Mahler Konservatorium Wien sowie an der Musikschule Alterlaa. Im Jahr 2009 war er Finalist beim Wettbewerb Jugend komponiert, wodurch sein Streichquartett Nr. 1 beim Finalkonzert 2010 im Großen Saal des Mozarteums Salzburg uraufgeführt wurde.[4] Durch seine Mitwirkung im Kammerchor des Musikgymnasiums kam er zudem zur Chorvereinigung St. Augustin, wo er bis 2017 als aktiver Chorsänger tätig war.[5]
Im Jahr 2011 bestand Gutmann die Aufnahmeprüfung für das Kompositionsstudium an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) bei Dirk D’Ase. In den darauffolgenden Jahren beschäftigte er sich zunehmend intensiver mit musikalischer Notation und dem Handwerk des Musiklektorats, begann ein ergänzendes Studium der Musikwissenschaft an der Universität Wien, absolvierte Praktika bei den Musikverlagen Doblinger, Universal Edition und der Alban-Berg-Gesamtausgabe und arbeitete als studentisch-wissenschaftlicher Assistent am Institut für Wissenschaft und Forschung an der MUK unter der damaligen Prorektorin und Institutsleiterin Susana Zapke. Im Zuge dieser Tätigkeit erhielt er eine Wissenschaftsförderung der Kulturabteilung MA 7 der Stadt Wien für die Grundlagenforschung zum Komponisten Wilhelm Grosz,[6] betreute die Herausgabe von dessen Komposition Bänkel und Balladen bei der Universal Edition[7] und hielt bei einem dem Komponisten gewidmeten Symposium einen Vortrag zur kritischen Edition[8].
Von 2016 bis 2017 verbrachte Gutmann im Zuge eines Swiss-European-Mobility-Programms ein Auslandssemester in Zürich an der Zürcher Hochschule der Künste und studierte dort bei Kaspar Ewald und Isabel Mundry.[3] 2017 entstand aus der Kooperation mit dem Tubisten Manuel Dominic Mayer die CD Melodic Motion – Tuba Gschicht’n[9], für die er sämtliche Kompositionen beisteuerte und die unter der Mitwirkung von Roland Düringer und Leonhard Paul beim Label HUMA Classics veröffentlicht wurde.[10][11]
Sein Masterstudium der Komposition absolvierte er mit Auszeichnung im selben Jahr. Das Abschlusskonzert fand in der Pfarre Am Schüttel mit Uraufführungen der Werke Das große Schweigen (Stefano Ragusini, Musikalische Leitung; Stefan Fleming, Erzähler; Kammerorchester der MUK) und Mysterium fascinosum (Roman Hauser, Orgel) statt.[12] Von 2018 bis 2019 ergänzte Gutmann sein Kompositionsstudium mit einem postgradualen Lehrgang an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Iris ter Schiphorst und arbeitet seit 2019 neben seiner Kompositionstätigkeit als Verlagslektor beim Musikverlag Doblinger.[3]
Im Jahr 2019 übernahm Gutmann die Obmannfunktion des Herzogenburger Sinfonieorchesters von Werner Hackl[13] und trat erstmals mit einem von ihm und dem Komponistenkollektiv Gutmann – Gigele – Castoral initiierten Konzertabend mit dem Titel Von blühenden Zitronen und glühenden Kanonen als Konzertveranstalter in Erscheinung, wo sein Klaviertrio Kennst Du das Land … vom Hedenborg Trio (Wilfried Kazuki Hedenborg, Violine; Bernhard Naomi Hedenborg, Violoncello; Julian Yo Hedenborg, Klavier) uraufgeführt wurde.[14] Im selben Jahr fand die Uraufführung seines Orchesterwerks Periculum im Großen Haus des Staatstheaters Cottbus mit dem dort ansässigen Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Alexander Merzyn statt.[15][16][17] Im Jahr 2021 gewann Gutmann mit seiner Klavierkomposition Vertigo den Publikumspreis bei den 1. Tagen der neuen Klaviermusik Graz.[18] 2023 erhielt er das Österreichische Staatsstipendium für Komposition und für sein Klaviertrio Leise atmen alle Blumen den von Allegro Vivo, INÖK, Musikfabrik NÖ und der Kulturabteilung des Landes NÖ ausgelobten Kompositionspreis 2022/23.
Seit 2022 ist Gutmann zudem Vorstandsmitglied der Vereine Interessengemeinschaft Niederösterreichischer KomponistInnen[19] und Independent Music Association[20], ist weiters aktives Mitglied in diversen Kompositionsvereinigungen und setzt sich somit bewusst für die Förderung von zeitgenössischer Musik und Kultur, vor allem in Wien und Niederösterreich, ein.[1]
Im November 2023 wurde ihm der Kulturpreis des Landes Niederösterreich verliehen.[21]
„Dass ihm die Literatur als Ausgangslage dient, ist keine Seltenheit. Wie ein Parfümeur entnimmt er dem Gedicht oder der Erzählung seiner Wahl die Essenz, um diese in das Musikstück einfließen zu lassen.“[21]
„Philipp Manuel Gutmanns Triofantasie aus 2022 schließt da [Anm.: an Franz Schuberts Klaviertrio in B-Dur] nahtlos an und klingt weiter, schickt Novalis’ ,Hyazinth‘ durch wilde Wellen und sanfte Blüten, lässt die Saiten wogen, die Bögen tanzen, die Tasten rauschen. Und hat hinterm nächsten Takt die nächste Überraschung versteckt. [...] Fazit: Kammermusik, wie sie spannender kaum sein kann!“[23]
„Für den ausgelobten Publikumspreis waren zahlreiche Rückmeldungen aus dem ‚Stream‘ hereingekommen, von denen mehr als die Hälfte für den 28-jährigen Niederösterreicher Philipp Manuel Gutmann votierte, dessen ‚Vertigo‘ dem Zuhörer indes kein benebeltes Ohrensausen bescherte.“[18]
„Meisterlich pulsieren die Klangfolgen, wie der ‚Heimat‘-Boden nach unzähligen Bomben.“[14]
„Seine ‚Szenen für symphonisches Orchester‘ sind harmonisch und wuchtig, lassen Fanfaren toben und übernehmen Zitate aus Schuberts ‚Unvollendeter‘ als Beleg für propagandistisch-respektlosen Mißbrauch selbst großer Kunst.“[15]
„Schubert goss seinen Schmerz in Melodien-Kontraste, der 1993 geborene Wiener Komponist Philipp Manuel Gutmann vertraute seine Empörung heute, 200 Jahre später, dem Rhythmus an. Immer disharmonischer wird der Orchesterklang, schreiende Melodiefetzen nehmen Marschcharakter an; man fühlt sich an Strawinski und Schostakowitsch erinnert.“[16]
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