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Mit peritraumatischer Dissoziation werden dissoziative Symptome während und unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis bezeichnet.[1] Die peritraumatische Dissoziation ist ein wesentlicher Risikofaktor für das spätere Auftreten einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).[2][3] Es gibt unterschiedliche Hypothesen zu den Ursachen, warum diese Symptome als Risikofaktor für eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) betrachtet werden. Vermutlich beeinträchtigen dissoziative Prozesse während eines traumatischen Ereignisses das Speichern (Encodieren), Verarbeiten und Integrieren von Erinnerungen. Dies führt wahrscheinlich zu Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von Erinnerungen, die eine Relevanz für die Entwicklung nachfolgender posttraumatischer und dissoziativer Störungen haben könnten. Es wird angenommen, dass während eines Traumaereignisses dissoziative Prozesse den normalen Erinnerungsbildungsprozess stören, wodurch eine ineffiziente Verarbeitung der traumatischen Erfahrung erfolgt. Dies könnte zu einer fragmentierten Speicherung von Erinnerungen führen, die später Schwierigkeiten bei der kohärenten Integration und Verarbeitung dieser Ereignisse mit sich bringt. Die Beeinträchtigung des Speicherprozesses durch peritraumatische Dissoziation kann dazu führen, dass die traumatischen Erinnerungen nicht angemessen verarbeitet werden, was wiederum das Risiko für die Entwicklung von posttraumatischen Belastungsstörungen erhöht.[4][5][6]
Die Symptome einer peritraumatischen Dissoziation sind nicht gleichzusetzen mit spezifischen dissoziativen Störungsbildern, da diese nach einiger Zeit wieder abklingen und kein Störungsbild darstellen. Es handelt sich um vorübergehende dissoziative Reaktionen, die im direkten Zusammenhang mit einem traumatischen Ereignis stehen.
Die Depersonalisation ist ein Zustand der Selbstentfremdung, bei dem es zum Verlust oder einer Beeinträchtigung des Persönlichkeitsbewusstseins kommt. Betroffene erleben sich selbst als fremdartig oder unwirklich. Typische Symptome einer Depersonalisation im Ramen einer peritraumtischen Dissoziation sind:
Die Derealisation beschreibt das Gefühl, dass die Umwelt und andere Personen als unwirklich erscheinen. Symptome von Derealisationserleben während eines traumatischen Ereignisses sind:
Bei der Desomatisation gehen die somatischen Empfindungen für den Körper verloren. Symptome bei einer peritraumatischen Dissoziation sind:
Bei der Deaffektualisation werden Emotionen oder Gefühle dissoziiert. Peritraumatische Dissoziative Symptome der Deaffektualisation sind:
Bei der Detemporealisation geht das Gefühl für die Zeit verloren.
Der Dissoziative Stupor ist auch unter anderen Begriffen wie „Einfrieren“, „Erstarren“ oder „Schreckstarre“ bekannt.
Der dissoziative Stupor scheint ein wesentlicher Risikofaktor für eine spätere PTBS zu sein.[7] Das Erstarren während einer akuten Bedrohung ist eine aus dem Tierreich bekannte adaptive Verteidigungsreaktion, wenn Widerstand nicht mehr möglich ist und andere Abwehrmöglichkeiten nicht zugänglich sind.[8] Über die Erstarrungsreaktionen bei Menschen ist wenig bekannt, da sie aus ethischen Gründen schwierig zu erforschen sind, jedoch können indirekt Betroffene von Traumatisierungen befragt werden wie beispielsweise Opfer von sexualisierter Gewalt[7], welche besonders häufig einen dissoziativen Stupor erleiden.[9]
Die Dissoziative Amnesie zeichnet sich dadurch aus, dass Erlebnisse oder Ereignisse teilweise oder vollständig dissoziiert werden, dadurch kann der Betroffene sich nicht mehr oder nicht vollständig an das traumatische Ereignis erinnern.
Das Erkennen einer peritraumatischen Dissoziation nach einem traumatischen Ereignis kann sehr wichtig sein, da die Betroffenen in der Versorgung therapeutischer Hilfe vorgezogen werden sollten, um mögliche sich nach dem Ereignis entwickelnde Traumafolgestörungen zu verhindern.[10] Außerdem kann es in Therapien wichtig sein, die peritraumatische Dissoziation gezielt aufzuarbeiten, für Betroffene kann es im Rahmen einer Psychoedukation sehr hilfreich sein zu verstehen, warum sich der Körper im Rahmen einer Vergewaltigung (dissoziativer Stupor) nicht mehr bewegen konnte. Auch kann das nicht Erkennen von peritraumatischer Dissoziation in polizeilichen Ermittlungen Konsequenzen haben. Wenn Opfer im Ramen von Ermittlungen über traumatische Ereignisse berichten und sie z. B. an einer dissoziativen Amnesie leiden „Ich kann mich nicht an alles erinnern“ oder sie während des traumatischen Ereignisses Detemporealisationserfahrungen gemacht haben und die Ereignisse nicht mehr in einen nachvollziehbaren zeitlichen Kontext setzen können oder auch nicht um Hilfe rufen konnten (dissoziativer Stupor), so wird den Aussagen der Opfer weniger geglaubt.[11][12]
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