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deutscher Kunsthistoriker und Kunstkritiker (1878–1955) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Paul Ferdinand Schmidt (* 1878 in Goldap, Ostpreußen; † 1955 in Siegsdorf, Oberbayern) war ein deutscher Kunsthistoriker, Galerist und Kunstkritiker, der sich um die Etablierung der Kunst der Moderne in Deutschland verdient machte.
Schmidt begann Jura zu studieren, wechselte dann aber zur Kunstgeschichte, die er in München und Paris studierte. Bei Georg Dehio in Straßburg promovierte er über die Klosterkirche von Maulbronn und war Volontär an den Berliner Museen, der Kunstbibliothek und dem Kaiser-Friedrich-Museum. Danach wurde er Leiter der städtischen Kunstsammlungen in Magdeburg, wo er seine Vorstellung vom Kunstsammeln aber nicht umsetzen konnte und bald wieder den Dienst quittierte. In Magdeburg errichtete der Architekt Heinrich Tessenow als Wohnhaus für ihn das Haus zum Wolf.
1908 hatte Schmidt erste Kontakte zu den Brücke-Künstlern und wurde passives, also förderndes Mitglied der Künstlervereinigung. Im Oktober 1912 eröffnet er in München eine Kunsthandlung, in der er – erstmals in München – unter anderem Werke von Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde zeigte. Auf Vermittlung von Fritz Wichert in Mannheim wurde er für die Kunstvermittlung an den Offenbacher Technischen Lehranstalten engagiert. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Lehrtätigkeit eingestellt und Schmidt musste sich mit Führungen über Wasser halten, bis er selbst einberufen wurde.
1919 wurde er Direktor für die neuere Kunst am Stadtmuseum Dresden. Seine progressive Ankaufspolitik führte dazu, dass er 1924 auf Betreiben reaktionärer Kreise entlassen wurde.[1] Schmidt übersiedelte 1924 nach Berlin und trat in den Erich Reiss Verlag ein, dem er einen Kunsthandel angliederte. John Schikowski engagierte ihn dann für die aktuelle Kunstberichterstattung des Vorwärts, da sich Schikowski auf Literatur, Theater und Tanz beschränken wollte.
Trotz seiner politisch eher linken, wohl der SPD nahestehenden Einstellung zählte Schmidt nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten zu den Kunstwissenschaftlern und -publizisten, die versuchten, der Kunst der Moderne und insbesondere des Expressionismus weiterhin ein Forum zu bieten. Er publizierte – u. a. unter dem Pseudonym „F. Paul“ – eine Reihe von Aufsätzen in der Zeitschrift Kunst der Nation, darunter über August Macke und Emil Nolde. Dies endete jedoch bereits 1935, sicherlich auch, weil sich die NS-Kulturpolitik nun eindeutig auf die Verfemung dieser Kunst ausrichtete.
Vor den Kriegswirren floh Schmidt in den 1940er Jahren nach Süddeutschland. Obwohl Schmidt als einer der Wegbereiter der Moderne vor und nach dem Ersten Weltkrieg gelten kann, ist er heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Seit den 1910er Jahren zählte er zu den Wiederentdeckern der deutschen Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Malerei der Nazarener und die Kunst des Biedermeier sah er dabei in der zeitgenössischen Neuen Sachlichkeit zu neuer Geltung kommen.
Der schriftliche Nachlass befindet sich im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
Schmidt publizierte Ausstellungs- und Literaturrezensionen in den Feuilletons zahlreichen Tageszeitungen, etwa: Frankfurter Zeitung, Hamburgischer Correspondent, Hannoverscher Kurier, Königsberger Allgemeine Zeitung, Magdeburgische Zeitung, Der Tag, Vorwärts.
Als Kunsthistoriker bevorzugte er die Malerei der deutschen Romantik und des Biedermeier, die er gegen die „romanische Fremdherrschaft“ in der Kunst in Schutz nahm. Die Spätromantik, deren Beginn er bereits in den Jahren 1825–1830 ansetzte, betrachtete er als eine Verfallszeit.
Neben seinen Büchern publizierte er regelmäßig in den Fach- und Publikumszeitschriften seiner Zeit: Cicerone, Die Horen, Kunst für alle, Deutsche Kunst und Dekoration, Die neue Kunst in Deutschland, Kunstgewerbeblatt, Monatshefte für Kunstwissenschaft, Kunst der Nation, Kunst der Zeit, Kunst und Künstler, Das Kunstblatt, Kunstchronik, Der Kunstwanderer, dem von Georg Biermann, Leipzig, herausgegebenen Jahrbuch der Jungen Kunst, Monatshefte für Kunstwissenschaft, Der Querschnitt, Sozialistische Monatshefte, Das Tage-Buch, Velhagen und Klasings Monatshefte, Weltbühne, Zeitschrift für bildende Kunst NF.
Nach 1945: Aussaat. Zeitschrift für Kunst und Wissenschaft, Der Kunsthandel
Für das Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler von Ulrich Thieme und Felix Becker verfasste er zahlreiche Artikel, vor allem über Künstler des 19. Jahrhunderts, darunter Karl Philipp Fohr und Adam Friedrich Oeser.
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