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Verlust an Sebstbeherrschung in der schriftlichen Kommunikation im Internet Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Online Disinhibition Effect (deutsch ‚Online-Enthemmungseffekt‘) bezeichnet in der Psychologie einen Verlust an Selbstbeherrschung in der schriftlichen Kommunikation im Internet.[1] Die Online-Kommunikation ist ungehemmt.[1]
Während manche Menschen in der schriftlichen Kommunikation im Internet zu verstärkter Empathie neigen (benigne Disinhibition), treten im Gegensatz dazu bei manchen anderen Menschen vermehrt Sarkasmus, grobe Ausdrucksweise, unverhohlene Kritik, Hasskommentare, Respektlosigkeit, Mangel an Empathie und Cyber-Mobbing auf (toxische Disinhibition).[2] Oftmals sind diese Reaktionen unprovoziert und unberechtigt.[2]
Die Online-Disinhibition beruht auf verschiedenen Faktoren:
Die Persönlichkeit der Kommunizierenden hat einen Einfluss auf die Online-Kommunikation.[1] Während extravertierte und theatralische (histrionische) Menschen tendenziell offen und emotional sind, unterliegen zwanghafte Personen tendenziell einer stärkeren Zurückhaltung.[1] Ebenso haben der kulturelle und soziale Hintergrund, der Bildungsgrad, das Alter und das Geschlecht einen Einfluss auf die Online-Disinhibition.[4]
Benigne Online-Disinhibition beschreibt Situationen, in denen Menschen von der fehlenden Zurückhaltung im Internet profitieren.[1] Mit Hilfe der Internet-Anonymität könnten Menschen persönliche Gefühle teilen oder sich so offenbaren, wie sie es im realen Leben nicht tun wollen.[5][6] So fühlen sich junge Menschen erleichtert, wenn sie in Online-Chats unausgesprochene Geheimnisse oder persönlich peinliche Details preisgeben.[7] Solche Selbstenthüllungen ermöglichen es Menschen, schneller[8] und stärker eine intime zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen, als sie dies in der realen Welt von Angesicht zu Angesicht tun würden.[9] Die Vertrautheit mit dem verwendeten Medium (PC und Website) senkt zudem die Hemmschwelle zu Äußerungen Fremden gegenüber.[10] Weitere positive Effekte der benignen Online-Disinhibition umfassen das Beraten von Unbekannten, Freiwilligenarbeit, das Mitteilen von Emotionen, philanthropisches Verhalten und emotionale Unterstützung.[11] Der Online-Disinhibitionseffekt bietet auch Menschen, die nicht bereit sind, in der realen Welt zu kommunizieren, wie z. B. Menschen, die introvertiert, schüchtern, sozialphobisch und Menschen mit Stottern oder Hörschäden sind, die Möglichkeit, sich auszudrücken.
Eine andere Art der Online-Disinhibition wird als toxische Disinhibition bezeichnet, die oft feindselige Sprache, Fluchen und sogar Bedrohungen,[1] sowie verstärktes Ausleben von Ärger, Diffamierung, emotionale Erpressung, Online-Flaming, Störung der Kommunikation, Ausgeben als eine andere Person, Flutung mit Kommentaren und Sabotage enthält.[11] Die toxische Online-Disinhibition beschreibt die negative Auswirkung des Hemmungsverlusts im Internet. Die dadurch verursachten antisozialen Verhaltensweisen treten nicht nur auf verschiedenen Online-Plattformen wie Blogs, Hassseiten und Kommentarsektionen auf, sondern existieren auch in verschiedenen Formen, die zum Beispiel Cyber-Mobbing und soziales Faulenzen beinhalten.[5] Eine Häufung von toxischer Online-Disinhibition wurde im Gaming-Bereich beschrieben,[4] wo diejenigen, die toxische Online-Disinhibition ausleben, als Hater (englisch für Hasser) bezeichnet werden.[12] Die Online-Disinhibition ist eine der Ursachen für die Entstehung von Trollen im Internet.[13][14]
Allerdings ist die Unterscheidung zwischen benigner und toxischer Online-Disinhibition nicht immer klar. Zum Beispiel kann ein feindseliges Wort im Online-Chat das Selbstbild des Anderen schädigen, andererseits kann es aber auch ein therapeutischer Durchbruch für den äußernden Menschen sein. In Anbetracht der verschiedenen Subkulturen von Online-Gemeinschaften können Menschen unterschiedliche Toleranz gegenüber einem bestimmten Sozialverhalten haben.[1] Insbesondere unter Studierenden wurde eine Korrelation von Online-Disinhibition und Internetabhängigkeit beschrieben.[15][16] Zudem besteht eine Korrelation zwischen der Beobachtung von Online-Disinhibition und dem späteren Ausüben von Online-Hass, weshalb eine frühzeitige Intervention empfohlen wird.[17][18]
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